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Arabischer Stipendiat „Ich möchte eine Brücke zwischen Deutschland und Marokko bilden“

Vier Wochen lang waren 33 junge Menschen aus zehn arabischen Staaten zu Gast im Bundestag. Einer von ihnen war Zouheir aus Marokko. Im Interview erzählt uns der 30-jährige Entwicklungsingenieur, was ihn in Deutschland hält.

Porträtfoto eines Mannes im Anzug und mit Brille

Hat in Deutschland studiert und lebt auch seit zehn Jahren hier: Bundestags-Stipendiat Zouheir aus Marokko. © DBT/mitmischen-Fotograf: Tim Lüddemann

Wie hast du den Wahlkampf in Deutschland erlebt?

Für mich ist der deutsche Wahlkampf anders als Wahlkampf in Marokko. In Deutschland setzt man sich als Abgeordneter zum Beispiel besonders für seine Themengebiete ein. Der Abgeordnete, bei dem ich mein IPS (Internationales Parlaments-Stipendium) gemacht habe, hat viele Unternehmen und Start-ups besucht und mit ihnen gesprochen: sowohl über Probleme als auch über das, was sie sich wünschen und was noch verbessert werden könnte. So möchte er ihre Anliegen im Bundestag vertreten.

Bei uns in Marokko hingegen geht es mehr um die allgemeine Informierung und Mobilisierung der Menschen auf der Straße. Zum Beispiel gibt es kaum Wahlstände in der Öffentlichkeit, sondern die Kandidatinnen und Kandidaten fahren durch die Stadt und machen Werbung für sich. Beide Seiten haben aber etwas Positives.

Du sprichst gut Deutsch – wo hast du die Sprache gelernt?

Ich habe Deutsch nach meinem Bakkalaureat, also dem Abitur in Marokko, am Goethe-Institut gelernt. Für mich war es immer wichtig, im Ausland studieren zu können. Mein Bruder lebt und arbeitet bereits in Deutschland und daher wusste ich, dass die Studienbedingungen hier sehr gut sind.

Ich wollte wie er ebenfalls Ingenieur werden. Da Deutschland in diesem Bereich Nummer eins ist, war es mein Ziel, hier zu studieren. 2018 habe ich dann meinen Abschluss in „Automotive Engineering“ in München absolviert.

Du hast vier Wochen lang beim Internationalen Parlaments-Stipendium für arabische Staaten die deutsche Demokratie kennengelernt: Was nimmst du mit nach Hause?

Ich lebe seit zehn Jahren in München und arbeite dort bereits. Also nach Marokko gehe ich nicht direkt zurück, ich möchte aber eine Brücke zwischen Deutschland und Marokko bilden.

Ich habe in den letzten Wochen viel über die Demokratie und das Parlament gelernt – insbesondere darüber, wie die Abgeordneten arbeiten und diskutieren. Aber auch darüber, wie die Regierung mit dem Parlament umgeht und wie Diskussionen in Deutschland verlaufen. Und die Kontakte, die ich hier geschlossen habe, sind sehr wichtig für mich.

Was hast du im Wahlkreis deines Abgeordneten erlebt?

Das IPS habe ich bei Torsten Herbst, FDP-Abgeordneter aus dem Wahlkreis Dresden, absolviert. Er war in der auslaufenden 19. Legislaturperiode Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur. Thematisch hat das wunderbar gepasst, da ich auch in diesem Bereich der Verkehrstechnik unterwegs bin. Besonders über das Thema „Mobilität der Zukunft“ haben wir uns intensiv ausgetauscht.

Welcher Punkt des Stipendienprogramms hat dich besonders beeindruckt und warum?

Besonders beeindruckt hat mich das Team im Abgeordnetenbüro – im sogenannten „Liberalen Haus“ in Dresden. Die Leiterin und das Team haben mich sehr herzlich in Empfang genommen. Ich konnte mich mit allen austauschen und habe eine wunderbare Zeit erlebt.

(tl)

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