„Kein Einserzeugnis nötig“

Ein Großteil der Arbeit im Parlament findet hinter den Kulissen statt. Was macht die Verwaltung des Bundestages?
Die Verwaltung des Deutschen Bundestages kann man sich als einen großen Dienstleistungsbetrieb vorstellen. Es gibt viele Bereiche: Zum Beispiel informiert der Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Presse darüber, was im Bundestag passiert. Der Bereich, der für die parlamentarische Arbeit zuständig ist, reicht von der organisatorischen Unterstützung der Bundestagssitzungen bis zu den Sekretariaten der verschiedenen Ausschüsse, in denen Gesetzesvorlagen aufbereitet werden. Der Bereich Information stellt den Abgeordneten die Informationen und das Wissen zur Verfügung, das sie für ihre Arbeit brauchen. Und in der Zentralabteilung kümmert sich die Verwaltung sozusagen um sich selbst, zum Beispiel um die Ausbildung neuen Personals.
In welchen Berufen bildet die Bundestagsverwaltung aus?
Das kommt immer darauf an, wer in den nächsten Jahren altersbedingt aufhört zu arbeiten. Wir bilden grundsätzlich da aus, wo es Bedarf gibt. Typische Berufe sind Verwaltungsfachangestellte, Kaufleute für Büromanagement und Fachinformatiker/innen für Systemintegration.
Bilden Sie auch Beamte aus?
Genau, nur nennt man das in diesem Fall nicht Ausbildung. Die Zeit, in der man lernt, heißt Vorbereitungsdienst. Im Gegensatz zur Ausbildung von drei Jahren dauert dieser Vorbereitungsdienst nur zwei Jahre. Dabei verbringt man einen Teil der Zeit beim Bundesverwaltungsamt in Berlin für die theoretische Ausbildung.
Was muss ich mitbringen, um einen Ausbildungsplatz bei Ihnen zu bekommen?
Zwingend ist ein Schulabschluss. Dabei ist es gleich, welcher Schulabschluss – und es muss auch kein Einserzeugnis sein. Wichtig ist, dass man keine Fünfen oder Sechsen hat – egal in welchem Fach, denn ich bin der Meinung, eine Vier kann man immer erreichen. In Deutsch sollte es in den Büroberufen allerdings mindestens eine Drei sein, denn man muss ziemlich viel schreiben und ein gutes Textverständnis haben.
Was sehen Sie bei Bewerbern besonders gern – was geht gar nicht?
Eine hohe soziale Kompetenz finden wir sehr wichtig. Jemand, der nur Einsen hat, bringt nicht zwingend gute Dienstleistungen. Was gar nicht geht, sind unentschuldigte Fehlzeiten oder unbegründet abgebrochene Ausbildungen. Wir erwarten schon, dass jemand bereit ist, auch unangenehme Arbeiten zu erledigen.
Wenn ich es eine Runde weiter geschafft habe: Wie läuft das Vorstellungsgespräch?
Erst gibt es einen Eignungstest, dieser ist je nach Beruf im schriftlichen Teil unterschiedlich. Aber alle müssen einen Motivationstest und eine Diskussionsrunde durchlaufen. In dem Motivationstest fragen wir genau nach, warum jemand bei uns einen bestimmten Beruf erlernen will. Das ist immens wichtig, denn wir wollen wissen, ob der Bewerber weiß, worauf er sich einlässt. Schließlich möchten wir nicht, dass jemand im Job unglücklich ist. In der Gruppendiskussion zu tagesaktuellen politischen oder gesellschaftlichen Themen schauen wir, wie sich die Leute innerhalb der Gruppe so machen.
Und dann hab ich es geschafft?
Noch nicht ganz. Nach Test und Diskussion entscheiden wir, wer zum eigentlichen Vorstellungsgespräch eingeladen wird. Das findet individuell vor einer mehrköpfigen Kommission statt. Und dann gibt es noch ein Rollenspiel: Wir stellen uns eine alltägliche Bürosituation mit einem Arbeitsauftrag vor. Jeder in der Kommission hat dann eine Rolle wie beispielsweise die eines Abgeordneten oder eines Hotel-Mitarbeiters, bei dem ein Zimmer für ausländische Gäste reserviert wird. Ich selbst führe den Bewerber durch das Rollenspiel und erinnere daran, dass es keine richtigen oder falschen Antworten gibt, sondern dass es uns interessiert, wie jemand zu einer Lösung kommt.
(mm)