Großstädte ziehen magisch Menschen an. Das nennt man Urbanisierung und die kann zu großen Problemen führen. In afrikanischen Ländern etwa birgt die Bevölkerungsexplosion ein großes Risiko, so Stadtplanexperte und Bundestagesabgeordneter Peter Stein (CDU). Die Infrastruktur sei in einigen Städten nicht genügend ausgebaut, um innerhalb weniger Jahre so viele Menschen aufzunehmen – es könnte im Chaos enden.
Kleine Städte müssen her
Aber auch auf dem Land führt die Urbanisierung zu Problemen. Der Experte nennt ein Beispiel aus Afrika: "Die Leute auf dem Land produzieren Lebensmittel. Damit der lokale Handel funktioniert, müssen Transportrouten, Kühlketten und Marktplätze existieren. Das funktioniert aber nicht, wenn es in einem großen Land wie Nigeria nur noch eine Stadt gibt."
Das so Stein, sei eine Sache, die der Staat lenken sollte, indem er staatliche Aufgaben dezentralisiert und dadurch die Klein- und Mittelstädte stärkt. "Diese Städte können eine zentrale Rolle für die ländliche Entwicklung übernehmen: als Marktplatz, als Angebotsplatz für höhere Bildung, für die Gesundheitsversorgung und die Daseinsvorsorge", erklärt der Stadtplaner.
Holz und Solarzellen
Urbanisierung heißt aber auch mehr Abgase, mehr CO2 und weniger ökologisches Bauen, schließlich müssen schnell neue Häuser entstehen. Das kriegt man oft am besten und billigsten mit Beton hin, bei dessen Herstellung aber jede Menge Energie verbraucht und CO2 freigesetzt wird. Stein meint, dass sich diese Probleme nur lösen lassen, indem man auf traditionelle Baustoffe wie Holz setzt. Auch in der Energieversorgung sollte viel mehr auf Solarenergie gesetzt werden, gerade in Afrika. Frei nach dem Motto: Auf jedes Dach passt auch eine Solaranlage.
20 Jahre vorausdenken
Die Stadtplanung wird durch verschiedenen Punkte beeinflusst. Da stellt sich immer wieder die Frage, wie kann eine Stadt für unheimlich viele Menschen optimal geplant werden und wie lassen sich die Probleme in den Städten so gering wie nur möglich halten? Stein findet, dass man da nicht beim begrünten Dach aufhören darf. Auch die neuen Mobilitätsformen müssen mit einbezogen werden. Da müssen selbst Städteplaner heute schon auch an genügend Ladestationen für Elektroautos denken – und an autonomes Fahren, also an Autos, die sich selber steuern. "Stadtplanung bedeutet immer, 20 Jahre vorauszudenken", erklärt Peter Stein.
80 Prozent Wohneigentum
Für ihn ist es wichtig, mehrere Themenfelder im Blick zu behalten für die Zukunft der Stadtplanung: "Das ist einmal die Digitalisierung, die in einer Geschwindigkeit voranschreitet, wie wir sie von Entwicklungen der Vergangenheit nicht kennen. Neben der Mobilität ändern sich vor allem die Wohnbedürfnisse." Außerdem sollten seiner Meinung nach auch viel mehr Menschen Wohneigentümer werden. "Ich sage es mal ein bisschen überspitzt: Wer sein ganzes Leben lang zur Miete wohnt, dient dem Vermögensaufbau des Vermieters und nicht dem eigenen."
Er verweist dabei auf Vorbilder wie Frankreich und Spanien, wo die Eigentumsquote bei mehr als 80 Prozent liegt. Allerdings bringen solche Verhältnisse gerade junge Menschen mit wenig Einkommen und unsicheren Perspektiven in Bedrängnis, weil es dann kaum noch Mietwohnungen gibt. Sie sind dann entweder gezwungen, entweder völlig überteuert zu mieten oder selbst Eigentümer zu werden und sich bis über beide Ohren zu verschulden, ohne zu wissen, wie sie das Geld jemals zurückzahlen sollen.
Der Text basiert auf einem Interview in der Wochenzeitung des Bundestages "Das Parlament". Ihr könnt das Gespräch hier nachlesen.
(DBT/fb)