„Mein Hobby zum Beruf machen“

Wie war dein Start im Bundestag?
Nach der Wahl am 26. September ging es wirklich direkt los und es gab quasi keine Ruhepause. Am 15. Oktober hat der Bundeswahlleiter das endgültige Wahlergebnis bekanntgegeben, danach haben sich die Fraktionen konstituiert und dann wurde uns allen schon ein Übergangs-Büro zugewiesen. Auch in der Fraktion war natürlich ganz schön viel los: Man trifft sich zu ersten Sitzungen und lernt sich vor Ort in Berlin persönlich kennen. Im Landtag in Sachsen-Anhalt, in dem ich vorher politisch aktiv war, war es mit 25 Mitgliedern der AfD-Fraktion eher kuschelig – jetzt sind wir hier in Berlin 82 Fraktionsmitglieder, das ist schon deutlich mehr.
Was war das Verrückteste, das du bisher erlebt hast?
Natürlich hat auch uns die Corona-Situation betroffen und alle Abgeordneten, die nicht geimpft waren, mussten sich vor den Sitzungen testen lassen. Später stellte sich heraus, dass ein Kollege einer anderen Fraktion, der geimpft war und deswegen nicht getestet wurde, positiv war – das war dann doch etwas überraschend.

Wie sieht dein Leben als Mitglied des Bundestages aktuell aus?
In Sitzungswochen pendele ich aus Magdeburg nach Berlin. Wenn es abends spät wird oder morgens früh losgeht, nehme ich mir dann ein Hotel, um rechtzeitig bei allen Terminen zu sein. Meist gehe ich erst ins Büro und prüfe die Post. Gerade ist noch viel zu organisieren: Formulare ausfüllen, die Verträge für meine Mitarbeiter fertigmachen, die Technik im Büro einrichten – das ist ein ganz schöner Aufwand.
In meinem Wahlkreis in Oschersleben (Sachsen-Anhalt) läuft da schon ein bisschen mehr. Dort konnten wir alles einrichten und haben schon erste Veranstaltungen gemacht. Hier ist auch mehr politische Arbeit möglich – in Berlin finden sich ja gerade erst die Ausschüsse zusammen und es gab die ersten Sitzungswochen.
In Berlin ist also noch eine Menge zu organisieren….
Ja. Die Einstellung meiner Mitarbeiter funktioniert bisher recht reibungslos, aber man muss wirklich viele Dinge beachten.
Eine Wohnung nehme ich mir in Berlin jedoch nicht, sondern pendele immer mit der Bahn oder übernachte dann im Hotel. Der Grund ist einfach: Ich möchte viel Zeit mit meiner Familie und meinem Sohn verbringen.

Wie hast du deine erste Sitzungswoche erlebt?
Da ja noch keine regulären Ausschüsse tagen, ist der Plenarsaal bei allen Sitzungen sehr voll. So hat man die Chance, auch Kollegen zu sehen, die man sonst eher aus den Medien kennt. Und man hört natürlich viele Reden, die rhetorisch auch sehr spannend sein können. Aber ich hoffe, dass ich mich bald auch einbringen kann. Zwar habe ich im Landtag schon Erfahrungen gesammelt – aber in Berlin ist dann doch alles viel größer und den Plenarsaal oder die Fraktionsräume zu betreten ist doch aufregend. Das alles begeistert mich, denn ich konnte mit meiner Tätigkeit mein Hobby zum Beruf machen.
In welchen Ausschüssen möchtest du arbeiten und warum?
Ich würde gern Teil des Finanz- und des Familienausschusses sein. Ich habe mich schon im Landtag mit Finanzthemen beschäftigt und auch einen Untersuchungsausschuss initiiert. Außerdem war ich in Sachsen-Anhalt familienpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion und würde diese Themen gern weiter vorantreiben.
Zeitreise ins Jahr 2025: Was möchtest du dann im Rückblick auf die vier Jahre als Volksvertreter sagen können und was möchtest du erreicht haben?
Ich möchte Deutschland auf jeden Fall familienfreundlicher machen. Anders als die Grünen möchte ich nicht das Thema Klima, sondern vor allem die Frage von Be- und Entlastung von Familien in den Vordergrund stellen. Denn ein familienfreundliches Deutschland ist aus meiner Sicht unsere Zukunft.
Mehr über Jan Wenzel Schmidt
Jan Wenzel Schmidt ist 29 Jahre alt und stammt aus Magdeburg. Er ist seit 2014 Mitglied der AfD und seit 2015 Landesvorsitzender der AfD-Jugend (Junge Alternative Sachsen-Anhalt). Von 2016 an war er Abgeordneter des Landtags von Sachsen-Anhalt. Der Kaufmann im Einzelhandel, Immobilienkaufmann und geprüfte Handelsfachwirt ist verheiratet und hat einen Sohn. Sein Wahlkreis ist Börde-Jerichower Land. Mehr Informationen zu Jan findet ihr auch auf bundestag.de.
(lh)