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Gedenkstunde Live Der Schicksalstag

Der 9. November, was war da noch mal? Genau, der Fall der Mauer – aber nicht nur. Weil der Tag in der deutschen Geschichte so besonders ist, gibt es am Freitag im Bundestag dazu eine Gedenkstunde.

Philipp Scheidemann am Fenster des Stadtschlosses

Philipp Scheidemann ruft am 9. November 1918 die Republik aus (nachgestellt und nachkoloriert). © picture-alliance / akg-images

Ein zwiespältiges Datum

Manche hätten ihn gern als Nationalfeiertag gesehen anstelle des 3. Oktobers, an dem wir nun mit der Wiedervereinigung "nur" einen Verwaltungsakt feiern. Doch der 9. November ist zwar ein besonderes Datum, aufgeladen mit Geschichte wie vielleicht kein anderes, aber es ist eben auch ein zwiespältiges. Der Bundestag widmet dem "Schicksalstags der Deutschen" am Freitag ab 9 Uhr deshalb eine Gedenkstunde, die ihr euch hier live oder später in der Mediathek anschauen könnt.

1918: Revolution

Aber worum geht es? Schauen wir 100 Jahre zurück. Der Erste Weltkrieg geht zu Ende, in Kiel und anderen Städten rebellieren die Matrosen, die sich nicht in letzter Minute im Krieg verheizen lassen wollen – und auch den Kaiser loswerden möchten. Die Revolution nimmt ihren Lauf und am 9. November 1918 ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann vom Reichstagsgebäude in Berlin aus die erste deutsche Republik aus.

Fast gleichzeitig tut das noch ein anderer: der Kommunist Karl Liebknecht. Beide wollen ihr Land verwandeln, doch in zwei unterschiedliche Richtungen. Während den Sozialdemokraten und anderen politischen Kräften eine parlamentarische Demokratie vorschwebt, wollen die Kommunisten eine sozialistische Republik nach russischem Vorbild. Am Ende entsteht mit der Weimarer Republik die erste deutsche Demokratie – die allerdings nur 14 Jahre Bestand hat.

1938: Pogromnacht

Überhaupt keinen Grund zum Feiern bietet der 9. November 1938, der als Reichspogromnacht bekannt geworden ist. Der Tag markiert den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 hin zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust führte. Die Nazis zerstörten über 1.000 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe. Viele Juden fanden an diesem Tag oder in den darauffolgenden den Tod.

1989: Mauerfall

Ein weiteres Ereignis fand am 9. November 1989 statt. Das nach den Demonstrationen in vielen Ostdeutschen Städten recht schnell zerbröselnde Regime in der DDR öffnete, mehr oder weniger aus Versehen, an diesem Tag die Grenze zur Bundesrepublik. Die Mauer, die Deutschland teilte, war gefallen. Ein knappes Jahr später war die DDR Geschichte und Deutschland wiedervereinigt.

Gedenkstunde im Bundestag

Am 9. November 2018 gedenkt der Bundestag der schicksalhaften Ereignisse vor 100, 80 und vor 29 Jahren. Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier hält im Plenarsaal eine Ansprache, das Nimrod Ensemble mit dem israelischen Klarinettisten Nur Ben Shalom intoniert ein paar klassische Musikstücke und im Anschluss ist vorgesehen, dass der Schauspieler Ulrich Matthes die Rede Philipp Scheidemanns zur Ausrufung der Republik aus dem Jahr 1918 zitiert. Den Abschluss bildet ein Blechbläserquintett der Universität der Künste Berlin mit der Europahymne und der Nationalhymne.

Wenn euch die Rede des Bundespräsidenten und der feierliche Rahmen interessiert, schaltet das Parlamentsfernsehen ein. Das überträgt am Freitag ab 9 Uhr die Gedenkstunde live und in Farbe.

(DBT/ah)

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