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Außenpolitik Die Friedens-Experten

Juliane Fiegler

Konflikte, Krisen, Kriege: Deutschland entsendet regelmäßig zivile Experten, die vor Ort für Frieden sorgen sollen. Zuständig dafür ist das Zentrum für Internationale Friedenseinsätze. Juliane war dort und weiß mehr.

Frau hält einen Vortrag

Was muss ein Experte für Frieden mitbringen? Dr. Marlien Schlapphoff weiß es. © Tim Eckert

Roter Teppich und Kontrolle

Zwei Treppen mit rotem Teppich führen zu einer steinernen Empore, dort geht es durch eine Glastür weiter in einen Flur. Pompös und altmodisch – so wirkt der Eingangsbereich des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze, kurz ZIF, in Berlin. Das ZIF ist eine staatliche Einrichtung, finanziert durch das Auswärtige Amt. Seine Aufgabe: Deutsche zivile Kräfte für internationale Friedenseinsätze stärken. Zivil bedeutet dabei: hier geht es nicht um Soldaten und nicht um Polizisten.

Etwa zehn Teilnehmer des diesjährigen Jugendmedienworkshops des Bundestages mit dem Titel "Zwischen Krieg und Frieden" haben sich hier versammelt. Bevor sie weiter in das Gänge-Labyrinth des Gebäudes vordringen dürfen, müssen sie sich aus Sicherheitsgründen erst einmal ausweisen. Selbst der Paketbote, der wohl jeden Tag hier ist, wird nicht einfach so durchgewunken.

Alles aus einer Hand

Schließlich kommt die Gruppe in einem hellen Konferenzraum an, ZIF-Mitarbeiterin Dr. Marlien Schlapphoff steht ihnen zum Thema "Internationale Friedenseinsätze" für die nächsten Stunden Rede und Antwort. Dabei wird es darum gehen, wie zivile Kräfte bestärkt werden können, um Krisen zu vermeiden, Konflikte zu lösen und Frieden zu erhalten.

Das Zentrum für Internationale Friedenseinsätze bietet dabei Dienstleistungen und Expertise "aus einer Hand": Vom Sicherheitstraining für Konfliktgebiete über die Vermittlung von Expertinnen und Experten in Missionen der internationalen Organisationen Vereinte Nationen (UN), Europäische Union (EU) oder der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) bis hin zu Thesenpapieren für den Bundestag.

Politiker, Juristen und Handwerker

Die Workshop-Teilnehmer wollen wissen, wie man so ein "ziviler Experte" wird und welche Aufgaben die Experten dann konkret in einem Friedenseinsatz haben. Auf beide Fragen gibt es viele Antworten: Um in den Expertenpool des ZIF aufgenommen zu werden, ist es natürlich von Vorteil, schon ein paar Jahre Berufs- und Auslandserfahrung zu haben und nicht nur Deutsch und Englisch sprechen zu können. Ansonsten sind die Profile der 1.600 Experten, die aktuell im Pool sind, aber sehr verschieden, erklärt Schlapphoff.

Denn auch die Aufgaben in einem Friedenseinsatz können sehr unterschiedlich sein. Das wird besonders an den derzeit größten Einsätzen deutlich: Im Kongo oder in Somalia sind insgesamt fast 20.000 Menschen im Einsatz – diese "Peace Keeping Missions" sind also so groß wie eine deutsche Kleinstadt. Hier braucht man nicht nur Politikwissenschaftler, die dem Land helfen, demokratische Strukturen aufzubauen, oder Juristen, die Menschenrechtsverbrechen aufklären, sondern auch Menschen, die in der Logistik und Verwaltung arbeiten.

23 verschiedene Missionen

Die Aufgaben in einem Friedenseinsatz hängen aber immer vom sogenannten "Mandat" ab, das der Einsatz bekommt. Insgesamt gibt es 23 verschiedene Mandate von "Terrorismusbekämpfung" über "Wirtschaftlicher Wiederaufbau" bis hin zu "Beobachtung und Verifikation". Je nachdem, ob ein Einsatz von den Vereinten Nationen, der Europäischen Union oder der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), organisiert wird, vergibt auch die entsprechende Institution die Mandate für den Einsatz.

Der UN-Einsatz "MINUSMA" in Mali, bei dem auch viele deutsche Soldaten mitwirken, hat ganze 20 verschiedene Mandate. Der EU-Einsatz "EUAM Ukraine" hat nur fünf. Es gibt Einsätze, in denen nur zivile Experten entsendet sind, aber kein Militär – umgekehrt gibt es aber keinen Friedenseinsatz, bei dem nur Soldaten, aber keine zivilen Experten sind.

Warum helfen?

"Gibt es so etwas wie das ZIF auch in anderen Ländern?", will Leopold, 17, wissen. In Schweden und Finnland gibt es tatsächlich so etwas Ähnliches, erzählt Schlapphoff. In Afrika versucht die Afrikanische Union außerdem, einen zivilen Expertenpool für den ganzen Kontinent aufzubauen, das. Das ZIF versucht, solche Projekte zu unterstützen.

Die Teilnehmer des Jugendmedienworkshops haben noch mehr Fragen: Warum entscheiden sich Länder überhaupt dazu, bei einem Friedenseinsatz mitzumachen – was haben sie davon? "Es wäre natürlich schön", antwortet Schlapphoff ehrlich, "wenn alle Länder nur deshalb mitmachen würden, weil sie sich Frieden auf der ganzen Welt wünschen und sich verantwortlich fühlen. Aber oft spielen da natürlich auch geopolitische und wirtschaftliche Interessen mit rein".

Gefährlich ist es

Schlapphoff zeigt den Teilnehmern noch zwei kurze Filme, die zwei Expertinnen im Friedenseinsatz zeigen – in Afghanistan und in Georgien. Daraufhin gibt es viele Fragen zu den Gefahren in einem solchen Einsatz. Alle Experten bekommen spezielle Trainings, bevor sie in den Einsatz gehen, erklärt Schlapphoff. Dort werden sie auch auf mögliche Anschläge, andere Gefahren und generell auf die Lebensumstände in einer Friedensmission vorbereitet.

Was wäre der größte Erfolg in einem Friedenseinsatz? – danach fragen die Teilnehmer noch. Antwort: wenn der Einsatz beendet werden kann, weil keine Hilfe mehr gebraucht wird.

Inspirierender Besuch

Die Workshop-Teilnehmer wollen viel wissen – und so vergeht die Zeit wie im Fluge. Dolunay, 20, fand den Besuch im ZIF "super und sehr inspirierend". Friedenseinsätzen steht sie generell eher kritisch gegenüber und hatte vor dem Besuch die Befürchtung, dass sie hier nur Rechtfertigungsfloskeln zu hören bekomme – wie man es oft von Politikern kenne. "Aber das war nicht so. Ich habe wirklich den Eindruck, dass man sich hier sowohl der Möglichkeiten als auch der Grenzen von Friedenseinsätzen bewusst ist."

Juliane Fiegler

mitmischen-Autorin

Juliane Fiegler

studiert Gender Studies

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