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Polizist beim Bundestag „Die Welt schaut auf dich“

Benjamin Zech arbeitet seit sieben Jahren für die Polizei beim Deutschen Bundestag. Im Interview spricht er über heikle Einsätze im Parlament, Sprayer, Hass-Mails und die ehemalige First Lady Michelle Obama.

Polizist im Bundestag

Polizist Zech: "Es ist eine Ehre dafür zu sorgen, dass die Demokratie am Laufen gehalten wird." © Tim Lüddemann

Sie sind Polizist beim Deutschen Bundestag. Dann sehen Sie doch sicher häufig berühmte Politiker, oder?

Stimmt. Am Anfang war das etwas Besonderes, so nah am Geschehen zu sein. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran. Das bisher größte Highlight war für mich, Michelle Obama, die Ehefrau des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, zu sehen. Auch wenn einen das beeindruckt, man ist ja Schutzmann und darf in solchen Situationen nicht wie ein staunender kleiner Junge dastehen, sondern muss eine gewisse Souveränität und Professionalität ausstrahlen – egal ob da jetzt Frau Merkel reinkommt oder ein Handwerker.

Tragen Sie auch Uniform und Waffe?

Eine Waffe haben wir bei der Bundestagspolizei schon immer getragen – und seit 2018 haben wir auch eine eigene Uniform. Vorher trugen wir Anzug und im Außenbereich polizeiliche Dienstkleidung. Mit der neuen Uniform zeigen wir noch mehr Präsenz und sind besser als Polizisten erkennbar, damit die Abgeordneten und die Angestellten sich sicherer fühlen.

Was unterscheidet die Polizei beim Bundestag von der ’normalen’ Polizei?

Wir sind dazu da, die Sicherheit des Bundestages zu gewährleisten. Wir unterstehen dem Bundestagspräsidenten – im Gegensatz zu den Polizei-Einheiten der Länder und des Bundes, die außerhalb des Bundestages arbeiten und den jeweiligen Innenministern unterstehen.

Was sind speziell Ihre Aufgaben?

Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass das Parlament gut arbeiten kann und sicher ist. Wir greifen zum Beispiel ein, wenn sich jemand beim Einlass der Kontrolle verweigert oder wenn wir bei der Kontrolle Verstöße gegen das Waffengesetz oder das Betäubungsmittelgesetz feststellen. Das sind die häufigsten Delikte. Ab und an kommt jemand auf die Idee, seine politische Meinung an die Wand zu sprühen, dann übernehmen wir die Ermittlungen.

Wenn um den Bundestag herum eine Demonstration stattfindet, müssen wir in enger Zusammenarbeit mit der Landespolizei Berlin gewährleisten, dass die Abgeordneten sicher ins Parlament kommen und normal arbeiten können. Im Haus selbst dürfen gar keine Demonstrationen oder Protestaktionen stattfinden. Dennoch kommt es gelegentlich dazu, dann müssen wir aktiv werden.

Es gibt einen speziellen Raum, in dem wir Pakete überprüfen und in Absprache mit dem Empfänger entscheiden, was gemacht wird, falls wir einen verdächtigen Inhalt vermuten. Wir übernehmen auch den Objekt- und Personenschutz. Als zum Beispiel der israelische Ministerpräsident zu Besuch kam, haben wir sein Sicherheitspersonal unterstützt.

Außerdem werden Straftaten wie Beleidigungen und Bedrohungen über das Internet, die Post oder die sozialen Medien immer mehr zum Problem. Diese Vorgänge werden von unserem Ermittlungsdienst bearbeitet. Man kann diese Kollegen auch als Kriminalpolizei des Bundestages bezeichnen.

Wie fühlt es sich an, an so einem berühmten Ort zu arbeiten und diesen zu beschützen?

Für mich ist es etwas Besonderes und eine Ehre, so nah bei politischen Persönlichkeiten zu arbeiten und dafür zu sorgen, dass die Demokratie am Laufen gehalten wird. Was mich auch reizt ist die Verantwortung. Man muss sich vorstellen, hier werden Entscheidungen gefällt, die Einfluss auf über 80 Millionen Menschen haben. Die Politiker müssen für Probleme Lösungen finden, mit der die Mehrheit zufrieden ist. Damit das reibungslos ablaufen kann und es keine Störungen gibt, dafür bin ich hier. Die ganze Welt schaut auf dich, wenn du hier arbeitest.

Was waren Ihre eindrücklichsten Einsätze bisher?

Einmal kam es außerhalb des Gebäudes im Nachtdienst zu einer Körperverletzung. Zum Glück mussten wir keine Gewalt anwenden, aber viel Aufklärungsarbeit leisten.

Vor kurzem haben Protestler ein Plakat am Reichstagsgebäude befestigt. Ein bisschen ärgert einen so ein Vorfall natürlich, weil es unsere Aufgabe ist, so etwas zu verhindern. Aber das Hauptziel ist, die Aktion schnellstmöglich zu beenden und dafür Sorge zu tragen, dass niemand verletzt wird, und das erreichen wir auch immer. In solchen Fällen gibt es eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und es wird geprüft, ob ein Hausverbot ausgesprochen wird.

Besonderes Highlight sind die Besucher, insbesondere wenn viel los ist. Dann kommt man mit denen ins Gespräch und kann sich austauschen.

Warum sind Sie Polizist beim Bundestag geworden?

Ich habe meine Ausbildung bei der Landespolizei Baden-Württemberg absolviert und mich danach entschieden, zum Bundestag zu wechseln. Im Nachhinein bin ich sehr dankbar, diesen Schritt gemacht zu haben und kann bis jetzt nur Positives sagen. Der ein oder andere Nachtdienst kann schon länger werden, aber dafür hat man Zeit, die Geschehnisse des Tages nachzubereiten. Manchmal ist es auch schön, den Bundestag und dessen Umgebung nachts so ruhig und entschleunigt erleben zu können.

Über Benjamin Zech

Benjamin Zech hat 2009 seine Ausbildung zum Polizeimeister in Baden-Württemberg abgeschlossen. Seit 2013 ist er Polizist beim Deutschen Bundestag und hat in diesem Jahr sein Studium zum Polizeikommissar absolviert.

(tl)

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