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Ernährung Politik: Esst gesünder!

Fastfood ist Mist, sagen alle Fraktionen, ziehen daraus aber die unterschiedlichsten Schlüsse. Einige Abgeordnete im Bundestag vermuten, dass ungesundes Essen auch eine soziale Frage ist.

Gesundes Essen kann so schön sein - ob das die Besitzerin dieser Brotdose auch so sieht? © picture alliance / dpa Themendienst

Was essen wir?

"Unser Ernährungssystem ist gecheitert", meinte Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) bei einer Debatte am 17. Januar. Aber warum das? Niemand muss Hunger leiden, die Supermarktregale sind voll mit lecker Pizza und diverse Burger-Brater sorgen für Abwechslung auf dem Speiseplan. Reicht doch, oder? Naja. Erwachsene sind da erfahrungsgemäß anderer Meinung, so auch die im Bundestag. Die Ernährung von Kindern und Jugendlichen muss durch bessere Verpflegungsangebote an Kitas und Schulen hochwertiger werden – darin waren sich alle Fraktionen des Bundestages einig, was selten genug vorkommt.

Die Anträge

Grundlage der Debatte waren drei Anträge. Die Grünen wollen die "Ernährungswende", die AfD will unter anderem "hochwertigeres Schulessen" und "keine EU-Ausschreibungspflicht" und die Linke kämpft für "eine zukunftsweisende und soziale Ernährungspolitik". Aber was genau ist das Problem?

Grüne: Fastfood macht dick und krank

Nach ihrem vernichtenden Urteil zu Beginn der Aussprache erklärte Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen), die Regale in den Supermärkten seien überfüllt mit Fertigprodukten, die zu erheblichen ernährungsbedingten Krankheiten führen könnten – von Diabetes über Gelenkerkrankungen bis hin zur Demenz – heißt: Man wird von Fastfood nicht nur dick, sondern auch krank.

Die Abgeordnete meinte, man müsse die Lebensmittelproduzenten zwingen, die Salz-, Zucker- und Fettgehalte ihrer Produkte zu verringern. "Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei", mahnte Künast und sprach sich dagegen aus, weiter darauf zu warten, dass die Industrie selbst gesteckte Ziele Richtung gesündere Produkte erreicht.

Union für Ernährungsberater

Marlene Mortler (CDU/CSU) sah das nicht ganz so absolut. Das Nahrungsangebot in Deutschland sei noch nie so vielfältig gewesen wie heute; die Basis für eine ausgewogene Ernährung sei also da. Der Staat habe auch aus diesem Grund nicht die Aufgabe, den Bürgern "jeden Tag das Essen mundgerecht und bedarfsgerecht zu servieren". Man müsse außerdem über "staatliche, neutrale Ernährungsberatung nachdenken" und an die Eigenverantwortlichkeit der Bürger appellieren.

AfD plädiert für deutsches Essen

Verena Hartmann (AfD) wies darauf hin, dass 50 Prozent aller gekauften Lebensmittel industriell verarbeitet seien und dass laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts 15 Prozent aller Kinder an Übergewicht leiden würden. "Ernährungsgewohnheiten werden im Kindheits- und Jugendalter geprägt", gab Hartmann zu bedenken, die dafür plädiert, dass Kinder kochen lernen.

Die AfD möchte auch die "die EU-weite Ausschreibungspflicht für die Gemeinschaftsverpflegung an Kitas und Schulen" abschaffen, um das Essensangebot dort regionaler zu gestalten.

SPD: Mehr Geld für Essen

"Der Zusammenhang von ungesunder Ernährung und sozialer Ungleichheit ist bewiesen", so Ursula Schulte (SPD) – oder einfacher ausgedrückt: Vor allem die Armen ernähren sich mit minderwertigen Produkten. Gesunde Ernährung sei daher eine "Kernfrage der sozialen Gerechtigkeit", so Schulte. Wenn mehr Geld in den Familien zur Verfügung stünde, würde dieses auch in die Gesundheit der Kinder investiert und nicht in Flachbildfernseher. Es sei daher dringend notwendig, den gesetzlichen Mindestlohn anzuheben.

FDP: Infos und Sport

Frank Sitta (FDP) sagte, in den Vorschlägen der Grünen zeige sich ein elitärer und autoritärer Charakter. In einem freiheitlichen Staat wüssten Erwachsene "selbst am besten, was gut für sie ist". Selbst eine Lebensmittelampel findet er deshalb überflüssig. Der Schlüssel zu gesunder Ernährung liege nicht in gesetzlichen Verordnungen, sondern in einer "möglichst umfassenden Information der Verbraucher" – die außerdem mehr Sport treiben sollten.

Linke: Bio-Nahrung für alle?

Ist da Zucker im Brot? Aber immer, meinte Amira Mohamed Ali (Die Linke). Man müsse lange suchen, um ein ungezuckertes zu finden, sagte sie. Das fände man höchstens im Biomarkt, was sich aber nicht alle leisten könnten. Es sei deshalb wichtig, Sozialleistungen so zu erhöhen, dass für Menschen mit Hartz IV oder ähnlich niedrigen Bezügen ein "menschenwürdiges Leben ermöglicht" werde. Anders als die FDP glaubt die Abgeordnete an den Erfolg einer leichtverständlichen Lebensmittelkennzeichnung auf der Vorderseite von Produktverpackungen (also die Lebensmittelampel).

Die Anträge der drei Fraktionen landen nach der ersten Lesung nun erst einmal im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft zur weiteren Beratung. Die komplette Debatte könnt ihr hier noch einmal im Video nachverfolgen.

(DBT/ah)

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