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Weltraumforschung Alexander Gerst im Bundestag

Der weltberühmte Astronaut warb im Wirtschaftsausschuss für weitere Unterstützung der Raumfahrt – und beantwortete Fragen zu Klimawandel, Asteroiden-Abwehr und internationaler Forschung im All.

Alexander Gerst im Raumanzug

Alexander Gerst landet nach seiner zweiten Weltraum-Mission am 20. Dezember 2018 wieder auf der Erde. © dpa/picture alliance/ZUMA Press

Der Ausschusssaal war rappelvoll. Kein Wunder – schließlich war mit Alexander Gerst ein echter Promi zu Gast im Ausschuss für Wirtschaft und Energie. Begleitet wurde er von Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, dem Chef der Europäischen Weltraumorganisation, kurz ESA. Sie waren da, um den Abgeordneten einen Überblick über aktuelle und geplante Forschungsprojekte der ESA zu geben. Ihre Kernbotschaft: Die Raumfahrt solle bitte weiterhin gefördert werden, denn sie mache das Leben hier auf der Erde besser.

Krebsforschung im Weltraum

Zu Beginn stellte Alexander Gerst mit beeindruckenden Bildern aus dem All die Mission Horizons vor, von der er letzten Dezember zurückgekommen ist. Im Rahmen von Horizons wurden insgesamt 300 Weltraum-Experimente durchgeführt, 40 davon in deutschem Auftrag. „Die Experimente, die wir dort oben durchführen, können wir nur dort durchführen“, erklärte Gerst. Und: „Sie machen das Leben hier unten auf der Erde besser.“

Als ein Beispiel nannte er die medizinische Forschung. Krebs, Schlaganfälle, Alzheimer – alle diese Krankheiten würden im Weltall erforscht, um sie hier auf der Erde besser heilen zu können.

Wie sieht der Klimawandel von Weitem aus?

Ein anderes großes Thema, mit dem die Raumfahrt sich beschäftigt, ist der Klimawandel. Mit Erdbeobachtungssensoren wird er aus dem All überwacht. Die Umweltzerstörung auf der Erde aus der Ferne des Weltalls zu sehen, das sei schon sehr traurig, sagte Alexander Gerst.

Zum einen forsche man in der Raumfahrt natürlich dazu, wie man dem Klimawandel entgegenwirken können. So wurden zum Beispiel Solarzellen und auch Brennstoffzellen von der Raumfahrtforschung entwickelt. Zum anderen sagt Gerst: „Wir wollen Lösungen entwickeln, wie wir mit dem Klimawandel umgehen können.“ In einem Experiment haben er und seine Kollegen zum Beispiel „Klimawandel-resistente“ Nutzpflanzen getestet, die Landwirte unabhängig von den klimatischen Bedingungen anbauen könnten.

15 Nationen, eine Leidenschaft

Ein großes Thema in der Anhörung war auch die internationale Zusammenarbeit in der Raumfahrt. Auf der Internationalen Raumstation ISS arbeiten Menschen aus 15 verschiedenen Ländern zusammen. Die nicht ganz ernst gemeinte Frage nach den Begrifflichkeiten ‚Astronaut‘ und ‚Kosmonaut‘ beantwortete Gerst so: „Für uns gibt es da keinen Unterschied. Wir haben den gleichen Beruf und die gleiche Leidenschaft.“

Eine andere Frage lautete, ob die EU sich nicht von der multinationalen Zusammenarbeit der ESA, die 22 Mitgliedsländer hat, etwas abschauen könnte. Darauf antwortete ESA-Chef Wörner: „Wir sollten in Zukunft Lösungen finden, wie wir beide Modelle – ESA und EU – kohärent und gut einsetzen.“

Auf zum Mars

Die ISS bezeichnete Gerst als die „komplexeste Maschine, die die Menschheit je gebaut hat“. Doch die nächste Forschungsstation im All ist schon in der Planung – sie soll Gateway heißen. Die ESA ist daran ebenso beteiligt wie die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA. „Wenn man international zusammenarbeitet, kommt man oft weiter“, so Gerst. Die Gateway werde um den Mond fliegen, aber auch noch weiter hinaus in den Weltraum. Vielleicht irgendwann bis zum Mars.

Auf die Frage, wo er die Raumfahrt in 30 Jahren sehe, sagte Gerst: „Es wird kurze Ausflüge von Menschen auf den Mars geben. Ich denke, da könnten wir in 30 Jahren sein.“ Zudem glaube er, dass wir den Mond noch sehr gründlich erforschen werden.

Bruce Willis und die Asteroiden

Neben visionären Fragen wollten die Abgeordneten aber auch viel Konkretes wissen. Zum Beispiel wie gut die ESA auf Asteroideneinschläge vorbereitet sei. Darauf grinste Wörner: „Bruce Willis hat’s einmal versucht mit der Astroiden-Abwehr, er wird’s nicht noch mal machen.“ Die ernsthafte Antwort lautete: „Wir forschen aktuell daran. Wenn wir die nötigen Systeme jetzt entwickeln, können wir sie vielleicht in zehn Jahren einsetzen. Das Thema müssen wir angehen!“

Botschafter für die Raumfahrt

Zum Schluss kam die Frage auf, wie man die eigentlichen Tätigkeiten und Ziele der Raumfahrt besser öffentlich kommunizieren könne. Thomas Jarzombek (CDU), Koordinator der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, sagte dazu: „Deutschland ist im Lead, was das Thema bemannte Raumfahrt betrifft. Wir sind führend, auch was die Technik betrifft. Das sollten wir sichtbarer machen.“ Dem stimmten alle zu und Wörner befand: „Wir sind dankbar, dass wir Botschafter wie Alex haben.“

Das Plädoyer an den Ausschuss, die Raumfahrt auch zukünftig finanziell zu unterstützen, nehmen die Abgeordneten nun mit in ihre weitere Arbeit. ESA-Chef Wörner jedenfalls behauptete: „Für jeden investierten Euro bekommen wir mindestens sechs zurück.“

Video-Einblick in die Debatte

Ein paar Auszubildende der Firma Ariane aus Bremen und einige Berliner Schülerinnen und Schüler des Projekts „Orbitall“ durften bei der Ausschusssitzung dabei sein. Wer dieses Glück nicht hatte, kann sich hier die Aufzeichnung anschauen:

(DBT/jk)

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