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Landwirtschaft Bauern stehen vor vielen Problemen

Julia Funk

Klimawandel, neue Vorschriften, fehlender Nachwuchs - deutsche Landwirte haben es im Moment nicht leicht. Der aktuelle Agrarbericht der Bundesregierung war unter den Abgeordneten umstritten.

Traktoren vor dem Bundestag in Berlin

Auch vor dem Bundestag demonstrierten die Landwirte in den letzten Tagen. © Christophe Gateau/picture alliance/dpa

Tausende Traktoren rollten am 17. Januar durch Berlin. Warum? Viele Landwirte nahmen den Start der internationalen Messe „Grüne Woche“ zum Anlass, um gegen Vorschriften für die Landwirtschaft zu demonstrieren. Ihnen gegenüber demonstrierten Umwelt-, Tier- und Verbraucherschützer zusammen mit anderen Bauern für eine Art der Landwirtschaft, die die Teilnehmer als besser für das Klima und für die Tiere bezeichnen würden. Zur gleichen Zeit debattierten die Abgeordneten im Bundestag über den Agrarbericht der Bundesregierung.

Was ist der Agrarbericht?

Den Agrarbericht gibt die Bundesregierung alle vier Jahre heraus. Darin analysieren die Autoren die Lage der Landwirtschaft in Deutschland und zeigen auf, was verändert oder verbessert werden soll. Im aktuellen 178 Seiten dicken Agrarbericht 2019 geht es auch um einige sehr große Themen, also etwa um knapper werdende Ressourcen, die wachsende Weltbevölkerung und den Klimawandel.

All dies betrifft auch hiesige Bauern, die einen großen Teil unserer Lebensmittel produzieren. Viele Landwirte finden aber, dass die Debatten um Klima-, Umwelt- und Tierschutz auf ihren Rücken ausgetragen werden. Sie finden: Viele neue Regeln seien in der Praxis kaum umsetzbar, belasteten die Betriebe zu stark und den Bauern werde zu wenig Respekt entgegengebracht.

Ein Beispiel

Fakt ist: Es werden immer mehr Regelungen eingeführt, welche die Landwirte zwingen, ihre bisherigen Arbeitsweisen anzupassen oder zu ändern.

Ein Beispiel dafür sind geänderte Düngevorgaben. Ein Großteil unseres Trinkwassers in Deutschland wird aus Grundwasser hergestellt. Das Problem: Grundwasser ist häufig sehr stark mit Nitrat belastet. Nitrat ist ein natürlicher Stoff, der aber in großen Mengen schädlich sein kann. Durch das Düngen von Feldern mit Gülle steigt der Nitratgehalt im Grundwasser oder auch in Flüssen und Seen in der Umgebung an.

Große Mengen Nitrat aus dem Wasser zu entfernen, wäre jedoch technisch sehr aufwändig und kostet viel Geld. Daher sollen die Bauern weniger düngen. Diese kritisieren wiederum, dass zahlreiche Änderungen und Regelungen nicht auf die Arbeit vor Ort abgestimmt sind und andere Faktoren (wie zum Beispiel die Beschaffenheit des Bodens) außer Acht gelassen würden.

Besser ja, zahlen nein

Hinzu kommt: Immer mehr Verbraucher wünschen sich eine andere Produktion ihrer Nahrung. Die Anforderungen der Gesellschaft an ihre Lebensmittel seien heute anders als noch vor ein paar Jahrzehnten, heißt es im aktuellen Agrarbericht. Soll heißen: Gerade die Themen Tierschutz und Umweltschutz sind für viele Verbraucher besonders wichtig geworden. Sie wollen etwa wissen: In welchen Massen werden die Tiere wie genau gehalten? Stammen die Produkte aus Monokulturen auf landwirtschaftlichen Flächen?

Das Problem hierbei: Viele Verbraucher möchten zwar bessere Lebensmittel, aber nicht mehr dafür bezahlen. Das wiederum bedeutet, dass Bauern teurer produzieren müssen, um den Ansprüchen zu genügen, aber gleichzeitig nicht mehr Geld dafür bekommen.

Was will die Bundesregierung tun?

Dem Agrarbericht nach hat die Bundesregierung das Ziel, eine nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben, bei der aber auch die wirtschaftlichen Aspekte nicht vergessen werden. Soll heißen, dass zwar auch weiterhin auf bewährte traditionelle Methoden zurückgegriffen wird, aber auch neue, innovative Ideen einen Platz finden müssen. Und natürlich sollten Landwirte von ihrer Landwirtschaft weiter leben können. Auch die Erhaltung der Artenvielfalt und die Erhaltung attraktiver Natur- und Erholungsräume sollen berücksichtigt werden.

Die Debatte im Bundestag

Besorgt über die aktuelle Stimmung bei den Bauern zeigten sich bei der Debatte nicht nur die Koalitionsfraktionen, sondern auch die Opposition.

Die AfD kritisierte, die Bundesregierung biete den Landwirten keine Planungssicherheit. Auch die FDP meinte, der Agrarbericht enthalte nur Ankündigungen, aber keine konkreten Lösungen. In eine ähnliche Richtung ging die Kritik der Grünen, die Ehrlichkeit statt leere Versprechen forderte.

Ein Antrag der Grünen wurde abgelehnt. Darin ging es um EU-Regelungen zur Landwirtschaft, insbesondere zur Gentechnik. Zwei weitere Anträge der Grünen und einer von der Linken wurden abgesetzt.

Hier könnt ihr euch die Debatte zum Agrarbericht anschauen:

Zur Person

mitmischen-Autorin

Julia Funk

Julia hat Crossmedia und Public Relations studiert, Erfahrung im Film und Fernehen gesammelt und schreibt hin und wieder Artikel für verschiedene Online-Magazine. Auf Straßenschildern liest sie Sätze und Wörter gerne rückwärts.

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