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Medizin Wer wird Organspender?

Jeden Tag sterben Menschen, weil sie vergeblich auf eine Organspende warten. Deshalb sollen die Gesetze nun geändert werden.

Jeans-Tasche, in der ein Organspendeausweis steckt

Organspendeausweis in der Tasche? Vielleicht ist das bald gar nicht mehr nötig. © picture alliance/dpa-Zentralbild/Sascha Steinbach

Ungefähr 9.400 Patienten warten in Deutschland aktuell auf ein Spenderorgan. Im Jahr 2018 wurde aber bundesweit nur 955 Mal ein Organ gespendet – das ist zu wenig, um allen Kranken zu helfen. Es gab zwar in den letzten Jahren immer wieder große Aufklärungskampagnen, die die Menschen dazu motivieren sollten, sich einen Organspendeausweis zuzulegen. Weiterhin erklären sich aber nicht genug Menschen bereit, nach ihrem Tod Herz, Niere oder etwa Leber zu spenden.

Deshalb gibt es Überlegungen, die gesetzliche Grundlage für Organspenden zu ändern. Schon Ende 2018 gab es eine erste allgemeine Orientierungsdebatte zu dem Thema. Am 26. Juni dieses Jahres hat der Bundestag nun über zwei Gesetzentwürfe debattiert. Beide stammen nicht von einer Fraktion, sondern von fraktionsübergreifenden Gruppen.

Außerdem wurde ein Antrag der AfD-Fraktion diskutiert.

Variante 1: Freie Entscheidung zur Organspende

Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock und eine Gruppe von Abgeordneten verschiedener Fraktionen hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der grundlegend vorsieht, dass sich weiterhin jeder freiwillig für eine Organspende entscheiden kann. Allerdings soll den Menschen die Entscheidung leichter gemacht werden.

Über ein Online-Register soll man sich ganz einfach für die Organspende anmelden können. Dort könnte man seine Entscheidung aber auch jederzeit wieder rückgängig machen. Hausärzte sollen ihre Patienten bei Interesse alle zwei Jahre über Möglichkeiten zur Organspende beraten.

Variante 2: Automatisch Organspender, wenn kein Widerspruch vorliegt

Der zweite Vorschlag wurde von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und SPD-Gesundheitsexperte Prof. Karl Lauterbach unterbreitet und wird ebenfalls von einer fraktionsübergreifenden Gruppe unterstützt. Ihr Gesetzentwurf sieht vor, dass jeder zum Organspender wird, der dem nicht ausdrücklich widersprochen hat. Nur so könne man deutlich mehr Kranke retten als bisher. Für den Widerspruch beziehungsweise die Zustimmung soll ein Register entstehen.

Gegen die Widerspruchslösung äußerte Annalena Baerbock von den Grünen rechtliche Bedenken. Sie stehe im Konflikt mit dem Recht auf körperliche Unversehrtheit, das in der Verfassung verankert sei.

Karl Lauterbach argumentierte dagegen, das Recht werde nicht infrage gestellt, da ja jeder widersprechen könne. Er verwies darauf, dass es in 20 der 28 EU-Länder bereits eine solche Widerspruchslösung gebe.

Antrag der AfD: Vertrauen schaffen

Die AfD fordert in ihrem Antrag, das ganze Verfahren der Organspende so verständlich zu machen, dass die Menschen ihm vertrauen und sich dann freiwillig dazu entschließen, Spender zu werden. Zum Beispiel soll eine unabhängige öffentlich-rechtliche Institution geschaffen werden, die den Vorgang beaufsichtigt und kontrolliert.

Für mehr Information und Kommunikation zum Thema Organspende argumentierte ein Großteil aller Abgeordneten.

Die Debatte im Bundestag war mitunter sehr emotional – ein Blick ins Video lohnt sich:

Wenn ihr euch darüber informieren wollt, wie aktuell die Gesetzeslage beim Thema Organspende ist, wie man Organspender wird und wie die Spende abläuft, dann schaut euch am besten die Themenseite des Bundesministeriums für Gesundheit dazu an.

(DBT/jk)

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