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Entwicklungsausschuss „Vier Beatmungsgeräte für 18 Millionen Menschen“

Krankenhäuser für Südafrika, Corona-Tests für Kenia, medizinische Ausrüstung für Niger: Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) erzählt, was Deutschland tut, um Entwicklungsländern in der Pandemie zu helfen.

„Es wäre definitiv ein Fehler, die Situation zu unterschätzen“ – Wolfgang Stefinger (CDU/CSU) bei einem Besuch in Afrika. © Büro Stefinger

Viele Länder kämpfen gegen die Ausbreitung des Coronavirus an. Entwicklungsländer trifft die Pandemie aber besonders hart. Vor welchen speziellen Herausforderungen stehen sie und wo ist es aktuell besonders schlimm?

Die Entwicklungsländer trifft die Pandemie in der Tat besonders hart, weil dort natürlich genau das fehlt, was wir hier in Deutschland haben: ein funktionierendes und leistungsfähiges Gesundheitssystem. Dadurch, dass vielfach auch sanitäre Einrichtungen fehlen, ist die Ansteckungsgefahr für viele Menschen in Entwicklungsländern außerdem um ein Vielfaches höher.

Natürlich sind vor allem die Staaten betroffen, die ohnehin schon mit Armut und Hunger zu tun haben – größtenteils in Afrika aber auch in Südamerika und Asien.

Die Linke warnt in einem aktuellen Antrag: „Es drohen Chaos, Bürgerkriege und viele Menschen werden gezwungen zu fliehen.“ Sehen Sie die Lage ähnlich dramatisch?

Es wäre definitiv ein Fehler, die Situation zu unterschätzen. Wir haben eben zum einen die prekäre Lage, was die Gesundheitssysteme angeht. Im Vergleich zu Deutschland oder Europa gibt es in diesen Ländern extrem wenige Intensivbetten, Atemgeräte oder auch Labore für die Test-Auswertung. In Mali gibt es zum Beispiel vier Beatmungsgeräte für 18 Millionen Einwohner. Und dann kommen natürlich eine Menge Folgeeffekte dazu: Die Wirtschaft bricht ein, Menschen verlieren ihre Arbeitsplätze, das verstärkt die Armut in diesen Ländern.

Kann Deutschland helfen? Und was tun wir aktuell schon?

Der Entwicklungsminister hat ein Sonderprogramm gestartet. Und das ist auch absolut wichtig. Es ist aber nicht so, dass wir jetzt erst aktiv werden. Wir haben schon in den letzten Jahren das Budget des Entwicklungsministeriums so strukturiert, dass die Schwerpunkte auf Gesundheit und Pandemie-Bekämpfung, Ernährungssicherung und Stabilisierung der Regionen liegen – denn Gewalt, Kriege und Plünderungen spielen da natürlich auch eine Rolle.

Um mal ganz konkret zu werden: Wir haben in Tunesien jetzt die Notstrom-Versorgung für fünf Krankenhäuser übernommen. Wir haben Krankenhäuser in Südafrika aufgebaut. Wir finanzieren Corona-Tests in Kenia. Wir haben in Niger 25 Krankenhäuser mit Ausrüstung versorgt. Wir haben 40.000 Näherinnen in Äthiopien mit der Produktion von Schutzmasken beauftragt. Wir stellen Schutzanzüge für medizinisches Personal zur Verfügung. Die Liste ist lang...

Der Antrag Ihrer Fraktion trägt den Titel „Entwicklungsländer bei der Bewältigung der Corona-Pandemie unterstützen“. Was schlagen Sie konkret vor?

In unserem Antrag geht es vor allem um den Corona-Impfstoff, an dem gerade geforscht wird. Uns ist wichtig, dass der Impfstoff, wenn er denn da ist, nicht nur Industrienationen zur Verfügung steht, sondern eben auch Menschen, deren Gesundheitssystem nicht so gut ist.

Außerdem fordern wir, dass die Internationale Impfallianz Gavi und der Globale Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria noch mal gestärkt wird. Denn diese Krankheiten sind ja nach wie vor große Probleme in den Entwicklungsländern – jetzt kommt Covid-19 noch dazu.

Und als drittes fordern wir, dass man die Prävention bei Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können, ausbaut.

Wie geht es in den nächsten Jahren weiter? Bleibt es bei einmaligen Soforthilfen oder soll die Unterstützung von Entwicklungsländern in der Corona-Krise längerfristig angelegt sein?

Das Wichtigste ist natürlich erst mal, dass wir schnell helfen – und dass die Hilfen auch wirklich schnell in den betroffenen Ländern ankommen. Aber es wird ganz sicher auch in den nächsten Jahren unser Ziel bleiben, die Gesundheitssysteme auszubauen und die Regionen zu stabilisieren. Dafür hat es ja im Entwicklungsetat ohnehin schon eine Aufstockung auf über 10 Milliarden gegeben und im Konjunkturpaket sind zusätzlich 3 Milliarden für humanitäre Hilfe enthalten.

Über Wolfgang Stefinger

Wolfgang Stefinger, 35, sitzt seit 2013 für die CDU/CSU im Bundestag. Er ist Mitglied in den Ausschüssen für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Außerdem ist er Mitglied im Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung. Mehr erfahrt ihr auf seinem Profil auf bundestag.de.

(jk)

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