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Interview mit Ausbildungsleiter „Man soll die ganze Bandbreite des Bundestages kennenlernen“

Jasmin Nimmrich

Michael Baur ist Ausbildungsleiter in der Bundestagsverwaltung und somit für alle Auszubildenden zuständig. Da er selbst zu Beginn seiner Verwaltungskarriere eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten im Bundestag absolviert hat, weiß er genau, worauf es von der Bewerbung bis hin zum erfolgreichen Abschluss ankommt.

Ein Mann mit kurzen grau melierten Haaren schaut in die Kamera. Er trägt ein blaues Sakko und ein hellblaues Hemd. Der Hintergrund ist unscharf.

Michael Baur ist seit August dieses Jahres Ausbildungsleiter in der Bundestagsverwaltung. © DBT/Nadine Willer

Was machen Sie als Ausbildungsleiter der Bundestagsverwaltung genau?

Alle meine Tätigkeiten fallen unter die großen Ziele: Nachwuchsgewinnung, Rekrutierung und Bereitstellung von ausgebildeten Fachkräften. Dafür müssen zum einen Bedarfe ermittelt werden, also beispielsweise wie viele Fachinformatiker und Veranstaltungskaufleute in der kommenden Ausbildungsphase benötigt werden. Da betrachten wir, wenn es um den aktuellen Ausbildungsbeginn im Jahr 2024 geht, wie viele Fachkräfte in den einzelnen Bereichen zum Zeitpunkt des Ausbildungsendes, also 2027, gebraucht werden. Außerdem begleite ich das Auswahlverfahren, den Beginn der Ausbildung und natürlich den ganzen Prozess der Ausbildung selbst. Ich bin zu jedem Zeitpunkt Ansprechpartner und auch Vorgesetzter für unsere Auszubildenden.

Wie stark wechseln die Bedarfe in den Ausbildungsberufen?

In den Büroberufen, wie beispielsweise die Ausbildung von Kaufleuten für Büromanagement oder auch zu Verwaltungsfachangestellten, haben wir eigentlich immer Bedarf. Etwas anders ist es im IT-Bereich oder auch in den handwerklichen Bereichen im Bundestag, da diese im Vergleich eher kleiner sind und nicht so viele Stellen zu besetzen sind.

Was für Voraussetzungen müssen Bewerberinnen und Bewerber mitbringen?

Die Schwierigkeit, die wir als oberste Bundes- und Ausbildungsbehörde haben, ist, dass wir Bewerbungen aus dem ganzen Bundesgebiet erhalten. Bildung ist Ländersache und das geht mit einer Vielzahl an Schul- und Bildungssystemen einher. Daher lassen sich die reinen Schulzeugnisse auch oftmals nur schwer vergleichen. Um die für uns am besten geeigneten Bewerberinnen und Bewerber zu finden, haben wir also ein mehrstufiges Auswahlverfahren etabliert, in dem wir uns komplett von den schulischen Leistungen lösen. Um für dieses Verfahren zugelassen zu werden, muss man eigentlich nur eine vollständige Bewerbung einreichen, die in der Stellenausschreibung klar benannten Mindestvoraussetzungen erfüllen und auf dem Zeugnis sollten keine ungenügenden Leistungen oder unentschuldigten Fehlzeiten stehen.

Wie läuft das Auswahlverfahren ab?

Wir führen ein Stufen-Auswahlverfahren durch. Dieses hat den Vorteil, dass wenn man eine Stufe bestanden hat, es für alle Bewerberinnen und Bewerber wieder bei Null losgeht. Niemand nimmt Vorteile aus einer vorangegangenen Stufe mit. Nach der Bewerbung auf eine Ausbildungsstelle folgt als erstes ein Online-Test. Bei diesem fragen wir das Allgemeinwissen sowie die Deutsch- und Mathekenntnisse ab. Oftmals beinhaltet der Test auch einen kleinen berufsspezifischen Teil entsprechend des Ausbildungsberufes, auf den man sich beworben hat. Alle, die diesen Online-Test bestehen, werden in den Bundestag eingeladen. Zum einen absolviert man dort eine schriftliche Prüfung, das kann ein Aufsatz oder ein Diktat sein, und zum anderen nimmt man an einem Assessment-Center-Element teil. Wer diesen circa drei- bis vierstündigen Test besteht, wird dann zu einem Einzelgespräch eingeladen. Wenn die Bewerberin oder der Bewerber in diesem überzeugt hat, können wir mit einem Ausbildungsvertrag gratulieren.

Überblick über das Ausbildungsangebot der Bundestagsverwaltung

Was würden Sie Bewerberinnen und Bewerbern für eine erfolgreiche Bewerbung raten?

Lest euch die Stellenausschreibung genau durch und lasst eurer Bewerbung anmerken, dass ihr wisst und verstanden habt, wofür ich ihr euch bewerbt! Eine unvollständige Bewerbung führt nämlich zu einer Ablehnung. Und konkret erwähnen, auf welche ausgeschriebene Stelle man sich bewirbt, sollte man im besten Fall auch. Bewerbungen, die wir nicht zuordnen können, müssen wir aussortieren. Ebenso Finger weg von Vordrucken und Mustern aus dem Internet. Die Bewerbung sollte Charakter haben und die Motivation der jeweiligen Person aufrichtig widerspiegeln.

Wie viele Bewerbungen erhalten Sie pro Ausbildungsjahrgang?

An was es uns auf keinen Fall mangelt, sind Bewerbungen. Im Schnitt erhalten wir pro Ausbildungsjahrgang circa 800 bis 1000 Bewerbungen für um die 25 Ausbildungsplätze, die wir besetzen können. Uns ist es, trotz dieser Vielzahl oder gerade deswegen, sehr wichtig, auf jede Bewerbung, die uns erreicht, zu antworten. Auf Nachfrage bemühen wir uns auch um eine Begründung, falls es mit der Bewerbung nicht geklappt hat. Diese große Zahl an Interessentinnen und Interessenten hängt, denke ich, vor allem damit zusammen, dass wir ohne viel Aufwand zu betreiben, wirklich viele Menschen erreichen können. Bei Millionen an Besucherinnen und Besuchern im Bundestag pro Jahr reicht clever platzierte Werbung schon vollkommen aus, um ausreichend Menschen anzusprechen.

Und wenn man dann einen Ausbildungsplatz ergattert hat, was kann man dann von den kommenden drei Jahren erwarten?

Der Deutsche Bundestag bietet eine klassische duale Ausbildung an. Das heißt, die Auszubildenden absolvieren sowohl praktische Phasen innerhalb der Bundestagsverwaltung als auch theoretische Module in einer Berufsschule. In welchem Rhythmus sich diese Elemente abwechseln, ist von Ausbildung zu Ausbildung unterschiedlich. Zusätzlich gibt es im praktischen Ausbildungsteil Unterstützung vom Bundesverwaltungsamt, das die Auszubildenden in die bürokratischen Prozesse und behörden-spezifischen Abläufe der Bundesverwaltung einführt.

Was macht den Ausbildungsort Bundestag für Sie besonders?

Zum einen sind die Aufgaben, die mit einer Ausbildung im Bundestag einhergehen, sehr vielfältig. Diese Vielfältigkeit wollen wir den Auszubildenden zeigen, indem sie durch die verschiedenen Bereiche der Bundestagsverwaltung rotieren und alle Arbeitsfelder zumindest ein bisschen kennenlernen. Also egal, welche Ausbildung man bei uns absolviert, man erhält immer einen Einblick in beispielsweise die Personalabteilung, die Logistik, aber auch in alle parlamentsnahen Bereiche, die den Ausschüssen zuarbeiten oder Veranstaltungen vorbereiten. Jeder und jede kann sich dann seinen Platz suchen und sich vielleicht mit Themen auseinandersetzen, von denen man vor Beginn der Ausbildung gar nichts gewusst oder nicht erwartet hat, dass sie einen faszinieren könnten. In den drei Jahren Ausbildung soll man die ganze Bandbreite des Bundestages kennenlernen.

Und was folgt nach der Ausbildung?

Da wir Jahr für Jahr nach Eigenbedarf ausbilden, sind wir durchaus daran interessiert, dass uns alle Auszubildenden auch als unbefristete Arbeitskräfte erhalten bleiben. Ob jemand übernommen wird, wird dann aber zum Ende der Ausbildung und entsprechend der erbrachten Leistungen und des Verhaltens entschieden. Generell gilt aber, dass diejenigen, die einen Ausbildungsvertrag erhalten, auch von uns gebraucht werden!

Du willst mehr über eine Ausbildung bei der Bundestagsverwaltung erfahren? 

Deine Fragen kannst Du jederzeit an ausbildung@bundestag.de schicken. 

Außerdem wird die Bundestagsverwaltung am 17. und 18. November bei der Messe Einstieg in Berlin vertreten sein.

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