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Planspiel „Jugend und Parlament“

Politik machen – wie geht das eigentlich?

Einmal im Jahr dürfen mehr als 250 Jugendliche in einem Planspiel für mehrere Tage Abgeordnete sein. Vier Teilnehmer haben uns erzählt, warum sie sich für „Jugend und Parlament“ beworben haben, wie sie sich vorbereiten und welche Rolle sie gerne übernehmen würden.

Eine Collage zeigt Porträtaufnahmen vier junger Leute.

Acelya, Noah, Reneé und Aaron sind dieses Jahr beim Planspiel „Jugend und Parlament“ dabei . © privat

Gesetzentwürfe diskutieren, Kompromisse verhandeln, Mehrheiten organisieren: Das und vieles mehr gehört zum Alltag von Abgeordneten. Mehr als 250 Jugendliche werden diese Erfahrungen bald selbst machen, wenn sie als Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Planspiels „Jugend und Parlament“ für vier Tage in die Rollen von Abgeordneten schlüpfen.

Acelya
Warum hast du dich für die Teilnahme an „Jugend und Parlament“ beworben?

Ich wollte Politik mal hautnah miterleben – nicht nur bei uns im Ort, sondern richtig mitreden und gestalten. Das Planspiel bietet uns Jugendlichen genau diese Chance.

Inwieweit bereitest du dich im Vorfeld auf das Planspiel vor?

Ich schaue mir ab und zu Bundestagsdebatten an, informiere mich über aktuelle politische Themen und spreche mit anderen – Jugendlichen, Erwachsenen oder der Familie. Das hilft mir, ein besseres Gefühl für politische Abläufe zu bekommen.

Was erhoffst du dir von der Dynamik und dem Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern?

Ich wünsche mir eine offene, motivierende Atmosphäre, in der man sich gegenseitig inspiriert, sich gut austauscht und gemeinsam zu starken Ergebnissen kommt – gerne auch mal mit lebhaften Diskussionen. Ich hoffe, mehr über ihre Sichtweisen, Erfahrungen mit Politik und darüber zu erfahren, was sie sich für die Zukunft wünschen. Ich finde es spannend zu hören, was andere bewegt und motiviert, sich politisch zu engagieren und sich Tag für Tag für unsere Gesellschaft einzusetzen.

Welche Rolle würdest du im Rollenspiel gerne übernehmen? Welche Rolle kannst du dir momentan nicht für dich vorstellen?

Ich fände es gut, eine Rolle mit viel Redeanteil zu übernehmen, vielleicht in einer Fraktion oder im Ausschuss. Was ich mir gerade noch schwer vorstellen kann, ist eine sehr „trockene“ Verwaltungsrolle... Dennoch bin ich für alles offen.

Noah
Warum hast du dich für die Teilnahme an „Jugend und Parlament“ beworben?

Ich interessiere mich für Politik, habe aber oft das Gefühl, nicht ganz nachvollziehen zu können, was eigentlich im Hintergrund abläuft. Ich hoffe, dass „Jugend und Parlament“ mir eine Möglichkeit bietet, die Prozesse der Gesetzgebung besser zu verstehen. Außerdem freue ich mich natürlich auch über den Austausch mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Wie lief der Bewerbungsprozess ab?

Ich habe mehrere Abgeordnete aus meiner Stadt angeschrieben, um mich zu erkundigen, wer Teilnehmer für das Planspiel benennen darf. Es war etwas chaotisch, da jede Fraktion eigene Zeitpunkte hat, zu denen sie die Plätze an die MdBs verteilt. Am Ende habe ich eine Zusage von einem MdB bekommen, der mich als Ersatzkandidat angenommen hatte, da die andere Person ausgefallen war.

Inwiefern bereitest du dich vorher auf das Planspiel vor?

Ich verfolge die Debatten im Bundestag tatsächlich nicht. Allerdings informiere ich mich täglich über die aktuelle Politik. Im Unterricht lernen wir auch viel über Politik und politische Prozesse, und haben mit der Klasse auch schon mal an einem Planspiel der hamburgischen Bürgerschaft teilgenommen.

Welche Rolle würdest du im Rollenspiel gerne übernehmen? Welche Rolle kannst du dir momentan nicht für dich vorstellen?

Ich kann mir eigentlich jede Rolle vorstellen. Natürlich wäre es einfacher, eine Rolle zu bekommen, welche mit der eigenen politischen Einstellung übereinstimmt, aber andererseits fände ich es auch sehr spannend, einen Einblick in andere Meinungen zu erhalten. Am Ende des Tages handelt es sich ja um ein Planspiel.

Reneé
Warum hast du dich für die Teilnahme an „Jugend und Parlament“ beworben?

Tatsächlich hat bei mir kein eigentlicher Bewerbungsprozess stattgefunden. Mich kontaktierte das Büro meiner Abgeordneten, bei der ich 2022 ein Praktikum gemacht habe, ob sie mich für die Teilnahme an Jugend und Parlament vorgeschlagen kann. Da habe ich ohne lange zu zögern zugestimmt. Auch wenn die Einladung ziemlich überraschend kam und ich davor nie von diesem Projekt gehört hatte, habe ich mich riesig gefreut. Ich wusste, dass sehr spannende und facettenreiche Tage auf mich zukommen werden, doch vor allem, dass dies eine sehr besondere Möglichkeit ist, das „Wie“ hinter politischen Entscheidungen so nah wie noch nie zu erleben.

Welche Erwartungen hast du an die Stimmung und Dynamik mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern?

Es sollte uns allen bewusst sein, dass die Teilnahme mehr als ein „Krass, es geht in den Bundestag“ ist. Es ist eine reale und sehr besondere Chance seine eigenen Kompetenzen, zum Beispiel die der Kommunikation, Argumentation, Konfliktfähigkeit, Strategie und Entscheidungsfähigkeit zu erweitern. Daher freue ich mich sehr auf die über dreihundert anderen Köpfe, die dieses Planspiel motiviert und eifrig angehen werden, und der Umsetzung des Projektes ihre ganz eigene Prise Individualität beimischen werden. Ebenso auf vier Tage der gegenseitigen Bereicherung und des gegenseitigen Zuhörens – egal, ob in den Rollen selbst, oder außerhalb in der freien Zeit. Fernab von dem etablierten Bild, unsere Generation sei ganz ohne Standpunkte und Werte, weiß ich, dass dem nicht so ist. Dass wir unglaublich viel Geistesstärke, Dynamik und Ideenreichtum mitbringen, ist die eigentliche Realität. Das wird man in diesen Tagen deutlich merken.

Worüber würdest du dich gerne mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern austauschen?

Ich fände es interessant, mich in mit den anderen Teilnehmern über die Zukunft der politischen Debatte und der freien Meinungsäußerung auszutauschen. Gerade in Zeiten sozialer Medien haben sich die Rahmenbedingungen grundlegend verändert: Noch nie war die Anonymität so groß und die Hemmschwelle so klein, Kritik zu äußern oder sogar Menschen anzufeinden. Noch nie war es so einfach, tausende bis Millionen Menschen zu erreichen. Es ist nicht neu, dass unter diesen Bedingungen die Qualität und Zielgerichtetheit unserer Debattenkultur leiden kann. Vielmehr können diese Gegebenheiten Nährboden für Falschinformationen, Radikalisierung und hasserfüllte Dynamiken werden. Zudem erscheint der Eindruck, dass politische Kontexte immer häufiger vereinfacht oder heruntergebrochen werden, nicht selten, dass plakative oder plumpe Inhalte besser ankommen oder mehr Reichweite erhalten. Mich würde interessieren, wie die anderen Teilnehmer dieses Phänomen wahrnehmen, ob sie vielleicht selbst negative Erfahrungen gesammelt haben und wie die Zukunft unserer politischen Debatte vielleicht doch eine positive sein kann.

Welche Rolle würdest du im Rollenspiel gerne übernehmen? Welche Rolle kannst du dir momentan nicht für dich vorstellen?

Wenn ich mir eine Rolle selbst zusammenstellen könnte, dann wäre es eine scharfsinnige und aufgeweckte Rolle, die dennoch großen Wert auf Sachlichkeit, Diplomatie und Respekt legt. Die fiktive Regierung des diesjährigen Planspiels besteht aus zwei Parteien, die eher einen veränderungsorientierten Eindruck machen. Die Opposition, verkörpert durch die „Bewahrungspartei“, trägt ihren Standpunkt im Namen. Die Vorstellung dieser Opposition anzugehören und eine kritische, teils bewahrende Auffassung zum Sachverhalt zu pflegen, jedoch im gleichen Moment geerdet und brückenbindend Politik zu betreiben, fände ich spannend. Ungern wäre ich der „Nörgler“, der prinzipiell alles der politisch anderen Seite als unsinnig und inkorrekt anprangert, von dem viel Gegenwind und Anschuldigungen kommen, aber selten ein konstruktiver und förderlicher Vorschlag oder eine Alternative. Ich hätte außerdem ungern eine politisch radikale Rolle – egal in welcher Hinsicht.

Aaron
Warum hast du dich für die Teilnahme an „Jugend und Parlament“ beworben?

Ich habe mich für „Jugend und Parlament“ beworben, weil ich die Demokratie, die uns geschenkt wurde, wertschätze und bewahren möchte. Gleichzeitig möchte ich zeigen, dass die Jugend einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung unserer Demokratie leisten will. In der heutigen Polarisierung zwischen Rechts und Links muss wieder deutlich werden, dass die Demokratie und der Rechtsstaat das Fundament und die Zukunft unserer Gesellschaft sind.

Wie bereitest du dich auf das Planspiel vor?

Es ist natürlich schwierig, sich im Vorhinein vorzubereiten, da momentan weder klar ist, welcher fiktiven Partei ich zugeordnet werde noch was zwischen den einzelnen Parteien diskutiert werden wird. Dennoch verfolge ich aktuelle politische Themen aktiv mit und bin auch weitestgehend mit der Rhetorik der Abgeordneten vertraut. Diese hoffe ich beim Planspiel anwenden zu können.

Was erwartest du von der Stimmung und Dynamik unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern?

Ich gehe von einer recht positiven und konstruktiven Gesamtdynamik der Gruppe aus. Es wird wahrscheinlich ein breites Spektrum unterschiedlicher Meinungen und Ansätze vertreten sein – wie auch bei den tatsächlichen Abgeordneten. Dennoch gehe ich davon aus, dass sich ein Konsens unter den Mitgliedern der Parteien finden lässt, auch wenn sie beispielsweise unterschiedlichen Jugendorganisationen echter Parteien angehören. Es geht hier ja nicht um tatsächliche Entscheidungen, sondern um ein Kennenlernen des politischen Systems und das Aushandeln von Kompromissen.

Worüber würdest du dich gerne mit den anderen austauschen?

Ich würde mich gerne mit ihnen darüber austauschen, wie sie zu aktuellen politischen Themen stehen. Gleichzeitig möchte ich auch darüber sprechen, wie sie sich bereits politisch engagieren und wie sie der Polarisierung der Gesellschaft und gerade der Jugend gegenüberstehen. Dort könnte man sich vielleicht bereits weitere Lösungsansätze überlegen.


Nächstes Jahr wärst du selbst gerne dabei? Hier erfährst du, wie du dich bewerben kannst.

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