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Planspiel Jugend übernimmt den Bundestag

Reden schwingen und Gesetze machen: 317 Jugendliche nahmen in den letzten Tagen am Planspiel „Jugend und Parlament“ im Bundestag teil. Warum sie dafür in eine neue Identität schlüpfen mussten.

Jugendlicher spricht im Plenarsaal

Bei "Jugend und Parlament" durften die Teilnehmer ans Pult im Plenarsaal und wurden sogar im Parlamentsfernsehen übertragen. © DBT/Stella von Saldern

In den letzten Tagen übernahmen Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 17 bis 20 Jahren den Bundestag. Beim 4-Tages-Planspiel „Jugend und Parlament“ wurden aus Schülern, Auszubildenden und Studenten "Mitglieder" des Parlaments. Sie bekamen eine neue Identität, gehörten einer fiktiven Fraktion an und verfolgten in ihrer Rolle politische Ziele. Von den Fraktionssitzungen und Plenardebatten bis zu den Abstimmungen übernahmen sie alle Aufgaben der Abgeordneten.

Neue Rollen, hartes Programm

Aus ganz Deutschland reisten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Planspiels an. In ihren neuen Rollen wurden sie Abgeordnete der Bürgerlichen Bewahrungspartei, der Partei für Gerechtigkeit und Solidarität oder der Partei für Engagement und Verantwortung – alles Fake-Parteien, eigens geschaffen für die Simulation. Dabei war es völlig egal, welche politische Überzeugung die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im wahren Leben haben. Im Bundestag mussten sie sich in ihrer neuen Identität für ihre Fraktion ins Zeug legen.

Das Programm war straff: Frühstück gab es meist um 6.30 Uhr, es folgten Sitzungen und Debatten nonstop. Ähnlich wie im echten Politikerleben zogen sich die Arbeitstage bis in den späten Abend hinein.

Am Ende steht das Gesetz

Diskutiert wurde nicht frei aus dem Bauch heraus. Grundlage waren Gesetzesentwürfe, die bis zum Start des Planspiels geheim blieben. Wie im echten Bundestagsalltag wurden die Gesetze in Arbeitsgruppen der Fraktionen (dort sitzen jene Politiker, die für ein Fachgebiet zuständig sind), den Fraktionen selbst und dem Plenum besprochen. Letzteres ist die Vollversammlung aller Abgeordneten aller Fraktionen.

Und das sah dann wie folgt aus: Nach der ersten Lesung der Gesetzesentwürfe im Plenum unter Leitung (echter) Bundestagsvizepräsidenten gingen die Entwürfe weiter in die Planspiel-Ausschüsse – ganz so wie im echten Parlamentsbetrieb. Jetzt feilten die Planspiel-Teilnehmer weiter an den Vorlagen, stritten darüber, änderten sie mituntern, suchten nach Formulierungen, für die es eine Mehrheit geben könnte. Am Ende stimmten sie darüber ab, was sie dem gesamten Bundestag empfehlen: Stimmt zu! Oder: Stimmt in der geänderten Fassung zu! Oder aber: Lehnt ab!

Danach ging es zu den Fraktionssitzungen. Hier erwartete die Politiker auf Zeit ein ziemlich hohes Arbeitspensum: Vier Stunden wurden dazu genutzt, zu jeder einzelnen Ausschussempfehlung in der Fraktion Position zu beziehen. Zudem bestimmten die Jungparlamentarier die Redner für die zweite und dritte Lesung.

Erste Lesung der fiktiven Entwürfe

2./3. Lesung der fiktiven Entwürfe

Abschluss mit den echten Abgeordneten

Den Abschluss des 4-Tages-Planspiels bildete eine Diskussion mit echten Mitgliedern des Bundestages. Das waren in diesem Jahr:

  • Nadine Schön, Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

  • Katja Mast, Stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion

  • Dr. Michael Espendiller, Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion

  • Katja Suding, Stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion

  • Dr. Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Fraktion Die Linke

  • Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

  • Ulrich Lange, stellv. Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Landesgruppe der CSU.

Die Moderation übernahm Theo Koll, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios.

Hier könnt ihr euch die Debatte anschauen:

Den Bundestag verstehen

Ziel der Simulation ist es, dass junge Leute die Arbeit der Abgeordneten kennenlernen – in Landesgruppen, Fraktionen, Arbeitsgruppen und Ausschüssen. Das Planspiel, das jedes Jahr im Frühjahr oder Frühsommer stattfindet, soll die Arbeitsweise, die Abläufe, die Mechanismen des Bundestages vermitteln, nicht jedoch politische Inhalte.

Die Teilnehmer üben sich im Debattieren und darin, Mehrheiten für ihre politischen Anliegen zu gewinnen. Zur Teilnahme nominiert werden sie im Voraus von Mitgliedern des Bundestages.

Die Parlamentssimulation "Jugend und Parlament" ist eine Variante des Planspiels "Parlamentarische Demokratie spielerisch erfahren". Das bietet der Besucherdienst des Deutschen Bundestages insbesondere für Schulklassen ab der zehnten Jahrgangsstufe an.

Ihr wollt wissen, wie ihr bei „Jugend und Parlament“ nächstes Mal mitmachen könnt? Dann schaut hier in unsere FAQs!

(DBT/TL)

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