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Pro und Contra Fleisch essen oder nicht?

Lisa isst gelegentlich Fleisch, Victoria nicht. In ihrem Standpunkt sind sie aber gar nicht so weit voneinander entfernt: Wir sollten anders konsumieren. Was meint ihr?

zwei junge Frauen

Lisa und Victoria © privat

Pro

Lisa (24): Die Frage ist nicht ob, sondern wie

Es gab schon immer Menschen, die aus Prinzip kein Fleisch essen wollten. In der Antike rechnete die religiöse Strömung der Orphiker dem Tierleben einen höheren Wert zu und verzichtete auf den Verzehr von Fleisch. Damals war es vielerorts noch üblich, Tieropfer abzuhalten. Inzwischen sind die verschiedenen Motive für Vegetarismus weitgehend gesellschaftlich akzeptiert. Es ist sogar schick, sich vegan oder vegetarisch zu ernähren. Wer früher blöde Kommentare hörte, beweist heute Verantwortungsgefühl.

Jeder sollte selber entscheiden

Ich respektiere die Entscheidung von Menschen, sich ausschließlich vegan oder vegetarisch zu ernähren. Nur möchte ich mir die Möglichkeit nicht nehmen lassen, Einladungen anzunehmen, die einen Fleischteller beinhalten. Für mich allein kaufe ich fast nie Fleisch, aber in vielen Haushalten ist Fleisch immer noch Grundnahrungsmittel. Es beeinhaltet wertvolle Aminosäuren, Vitamine und Eiweiße, die nicht komplett durch Pflanzen ersetzt werden können. Jeder Mensch sollte selber entscheiden können, was er isst. Natürlich können wir nicht weiter massenhaft in Fleischfabriken produzieren. Vegetarismus sollte dennoch kein Dogma werden. Vegetarier, die missionieren und andere von der "Wahrheit" überzeugen wollen, nerven mich.

Bewusster Konsum

Die Frage sollte nicht sein ob, sondern wie wir Fleisch konsumieren. Woher kommt das Fleisch? Lebte das Tier in seiner natürlichen Umgebung? Oder: Wie oft brauche ich Fleisch? So wie bisher können wir nicht mehr konsumieren – das gilt nicht nur für Fleisch. Unser Konsum bringt nicht nur den Tod von unzähligen Tieren, sondern auch Leid für Menschen mit sich. Deswegen darf ein bewusster Konsum nicht beim Vegetarismus stehenbleiben. Vegetarisch leben, aber trotzdem massenhaft Kleidung aus unwürdigen Produktionsbedingungen kaufen oder für den Kurzurlaub um die halbe Welt fliegen, ist inkonsequent. Wenn Soja für vegetarische Wurst und alternative Milch, oder Superfood wie Teff, Quinoa und Datteln als nährstoffreiche Ersatzprodukte über tausende Kilometer transportiert werden müssen, zuckt der Klimawandel mit den Schultern und sagt: Ich komme!

Contra

Victoria (26): Gesund und nachhaltig

Ich war noch nie ein großer Fleischfreund. Meistens landete immer dann etwas vom Schwein, Rind oder Huhn auf meinem Teller, wenn ich zu faul war, etwas Anderes aus der Speisekarte auszuwählen: Fleisch schmeckt ja immer. Dass ich aber nie einem Tier (Fliegen und Mücken ausgenommen) etwas antun könnte, war nicht genug, um mich vom Kauf der billigen Hähnchenschenkel abzuhalten.

Wir zerstören den Planeten

Seit gut einem Jahr lebe ich vegetarisch, manchmal sogar komplett vegan – und mir geht es super damit. Appetit auf Fleisch? Fehlanzeige. Der Auslöser waren zwei Dokumentationen der US-Amerikaner Kip Andersen und Keegan Kuhn, die aufzeigen, welche negativen Auswirkung der massenhafte Fleischkonsum einerseits auf unsere Gesundheit hat und andererseits auf unsere Umwelt, wegen der damit einhergehenden Bewirtschaftung von Ackerflächen sowie der Massentierhaltung. Wir werden krank und zerstören gleichzeitig unseren Planeten. Dass die Industrie mit der "Produktion" von Fleisch kaum mehr hinterherkommt und Schlachtereien zugunsten der Masse den Tierschutz schleifen lassen, ist ebenfalls ein negativer Aspekt.

Fleischlos ist besser

Eine vegetarische und mehr auf pflanzlichen Produkten basierende Ernährung ist nicht nur gesund für uns, sondern vor allem für die Umwelt. Allein die Emissionen aus der Landwirtschaft sind der zweitgrößte Verursachern von Treibhausgasen in Deutschland. Würde die ganze Welt sich fleischlos ernähren, würden wir auch deutlich weniger Wasser verbrauchen, sagen Experten.

Der Umwelt zuliebe

Selbst das Bundesumweltministerium empfiehlt den gelegentlichen Verzicht auf Fleisch – der Umwelt zuliebe. Der Menschheit den Fleischgenuss verbieten zu wollen, ist wohl leider reine Utopie und auch eventuell nicht zielführend. Keiner soll komplett auf Fleisch verzichten müssen. Aber einmal in der Woche reicht ja vielleicht auch. Wie damals, als der Sonntagsbraten noch etwas Besonderes war.

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