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Pro und Contra Mopedfahren mit 15?

Die FDP möchte, dass Jugendliche in ganz Deutschland ab 15 Jahren einen Mopedführerschein machen dürfen. Michael sieht das als Chance für Mobilität. Niko findet eine andere Lösung besser: mehr Busse.

Portraitfotos

Michael Kruse und Niko Schäfer © privat

Pro

Michael (22): Mobiler sein

Mal eben in die nächste Stadt oder zum Supermarkt fahren – das ist auf dem Land gar nicht so einfach. Wer hier nicht abgehängt werden will, muss mobil bleiben. Das gilt für Senioren genauso wie für die Jugend.

Teuer und umständlich

Derzeit haben Jugendliche das Recht, erst mit 16 Jahren ihren Moped-Führerschein zu machen. Damit sie auf dem Land bis dahin von A nach B kommen, bleibt oft nur der Bus oder das Taxi Mama/Papa – teuer und umständlich. Die FDP hat nun vorgeschlagen, das Mindestalter für den Moped-Führerschein auf 15 zu senken. Das ist ein wichtiges Element, um das Leben auf dem Land für die Jugendlichen attraktiver zu machen. Ich bin dafür.

Warten auf den Bus

Stadtkinder werden dieses Problem kaum verstehen, bei ihnen ist entweder alles mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen. Oder die öffentlichen Verkehrsmittel fahren im flotten Viertelstunden-Takt. Wer den Bus auf dem Land jedoch verpasst, kann gut und gerne mal eine oder gar mehrere Stunden auf den nächsten warten. Für den Klavierunterricht in der Musikschule heißt es dann: Verpasst!

Gerade Heranwachsende sollten die vielen Möglichkeiten, die sich ihnen neben der Schule bieten, auch wahrnehmen können und zwar selbstständig. Die Alternative zum Bus sollte also auch das Moped sein. Das Fahren ist nicht viel komplizierter als mit einem E-Bike – die Geschwindigkeit sogar oft die Gleiche – maximal 45 km/h.

Sie können es

Dass die Jugendlichen mit der neuen Mobilität umgehen können, zeigt ein Blick nach Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Hier dürfen 15-Jährige schon seit 2013 ihren Moped-Führerschein ablegen. Das Modell-Projekt wurde Anfang dieses Jahres nochmal um zwei Jahre verlängert – gerade weil es so ein Erfolg ist.

Der Verkehrsminister von Sachsen-Anhalt, Martin Dulig (SPD), sagt, er habe bisher gute Erfahrungen gemacht. 2016 hätten im Land knapp 2.000 Jugendliche praktische Prüfungen absolviert. Und dabei hätten sich die Unfallzahlen nicht erhöht. Warum auch? Wer die Freiheit genießt, schon mit 15 mobil zu sein, wird diese nicht durch riskante Rennen oder unvorsichtiges Fahren fahrlässig wieder aufgeben.

Überall mobil sein

Ländliche Regionen gibt es nicht nur in den Modell-Bundesländern. Wer an der thüringisch-bayrischen Grenze wohnt, muss in Bayern von seinem Moped absteigen und schieben. Das sollte schnellstmöglich ein Ende finden. Es braucht einen bundesweiten Moped-Führerschein ab 15. Damit die Jugendlichen in ganz Deutschland mobil sind – auf dem Land und in der Stadt.

Contra

Niko (18): Die falsche Lösung

Das ostdeutsche Modellprojekt "Moped mit 15" wurde in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um zwei weitere Jahre verlängert. Damit wird eine bundesweite Lösung erstmal verschoben. Ob sich diese Reform überhaupt dauerhaft durchsetzen könnte, bleibt fraglich. Aus meiner Sicht spricht sehr viel dagegen.

Zu wenig Busse

Befürworter der neuen Regelung gehen davon aus, dass junge Menschen auf dem Land mobil sein müssen und der vorhandene öffentliche Nahverkehr dafür nicht ausreicht. Der Meinung bin ich auch. Nur ist der Moped-Führerschein ab 15 meiner Ansicht nach nicht die richtige Lösung für das Problem.

Auch andere Altersgruppen, wie beispielweise Senioren, sollten auf dem Land über bessere Transportmöglichkeiten verfügen. Die Altersgrenze für den Moped-Führerschein zu senken, ändert also nichts am dem eigentlichen Problem: schlechte Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel.

Innerdeutsche Grenzen?

Das letztendliche Ziel, eine bundesweite verbindliche Norm über das Mindestalter des Moped-Führerscheins zu erreichen, erscheint in diesem Fall unrealistisch. Beinahe alle alten Bundesländer lehnen die Idee mit dem Verweis auf Sicherheitsbedenken ab. Ich halte es für problematisch, wenn in einer solchen Angelegenheit nur regionale Interessen den Ton angeben. Sollen ostdeutsche Jugendliche nicht in westliche Bundesländer fahren dürfen, wenn sie an der Grenze wohnen? Hallo, Deutsche Einheit?

Sicherheit gefährdet

Dazu kommt ein weiteres, drängenderes Problem: die Frage der Sicherheit. Wenn der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sich deutlich gegen die Absenkung des Mindestalters ausspricht, sollte das einem schon zu denken geben. Der Straßenverkehr ist eine hoch komplexe, für Jugendliche am Steuer neue und herausfordernde Erfahrung.

Der Verband sagt, 15-Jährige haben dafür noch keine "ausreichenden neurophysiologischen Grundlagen", ihr Gehirn kann das noch nicht leisten. Auf keinen Fall sollte man hier die Zweifel unter den Tisch kehren, dass zumindest einige Jugendliche dieser Verantwortung noch nicht gewachsen sind.

Betrifft auch andere

Am Ende ist Vorsicht doch besser als Nachsicht. Immerhin geht es um die Sicherheit zukünftiger Generationen – und auch der anderen Verkehrsteilnehmer.

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