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Freiwilligendienste 20 Stunden Gutes tun

Freiwilligendienste können künftig auch von jungen Menschen in Teilzeit absolviert werden – das hat der Bundestag beschlossen. Bisher hatten diese Möglichkeit nur ältere Freiwillige.

Junge Frau hilft alter Frau

Typische Einsatzorte für FSJ sind zum Beispiel Altenheime, Krankenhäuser oder Wohnhäuser für Menschen mit Behinderung. © shutterstock.com/Alexander Raths

Mehr als 80.000 Menschen leisten jährlich einen Freiwilligendienst. Etwa 60.000 davon sind unter 27. Bisher war es den Älteren vorbehalten, einen Freiwilligendienst in Teilzeit zu absolvieren. Künftig können auch Freiwillige unter 27 praktische Erfahrungen in einer sozialen, kulturellen oder ökologischen Institution bei mindestens 20 Wochenstunden sammeln. Das hat der Bundestag am 22. März 2019 beschlossen.

Familienministerin Giffey (SPD) hatte zuvor einen Gesetzentwurf vorgelegt, der den Rahmen für einen Freiwilligendienst für diejenigen lockert, denen dieser Bildungs- und Orientierungsdienst durch die Vollzeitpflicht nicht möglich war. Giffey hofft so, die Anzahl der Freiwilligen steigern zu können.

Wichtige Gründe müssen vorliegen

Voraussetzung für die Teilzeit ist allerdings ein „berechtigtes Interesse“, das heißt, der Bewerber muss den Wunsch nach Teilzeit begründen können. Zulässige Gründe sind zum Beispiel für die eigenen Kinder zu sorgen, Angehörige zu pflegen sowie eigene persönliche und gesundheitliche Einschränkungen.

Aber auch Bildungs- und Qualifizierungsangebote sowie Integrationskurse, die nicht mit einer Vollzeitstelle zu vereinbaren sind, gelten als berechtigtes Interesse. Ein Rechtsanspruch auf Teilzeit besteht jedoch nicht. Letztendlich müssen die Einsatzstellen zustimmen.

Das Gesetz wurde ohne Gegenstimmen (enthalten hatten sich FDP und Die Linke) beschlossen. Auch wenn grundsätzlich Einigkeit über diesen Schritt herrschte, wurden Kritikpunkte und Forderungen einzelner Fraktionen laut. Hier ein Überblick:

AfD: Allgemeine Wehr- und Dienstpflicht für alle Nicht-Mütter

Da alle jungen Menschen die Möglichkeit haben sollten, an der Verantwortung für Deutschland teilzuhaben, und es nach wie vor mehr Bewerber als Plätze gibt, sieht die AfD eine mögliche Lösung in der Wiedereinführung der allgemeinen Wehr- und Dienstpflicht für alle, die nicht Mütter sind. Die Bildungsseminare, die derzeit für Freiwillige parallel zur Arbeit angeboten werden, sieht die AfD kritisch. Diese seien eine „haltungsethisch links-grün-dominierte pädagogische Zwangsbegleitung“.

FDP: Ältere Menschen besser einbinden

Die FDP forderte zeitgleich in einem Antrag, die Freiwilligendienste flexibler für Senioren und Seniorinnen zu gestalten. Der Antrag wurde abgelehnt. Hauptzielgruppe seien mit 73 Prozent die Unter-27-Jährigen, während Über-65-Jährige nur ein Prozent ausmachten. So sei der Freiwilligendienst nicht der richtige Rahmen, ältere Menschen besser einzubinden.

Linke: Es braucht mehr als die Teilzeitoption

Die Linke sieht in dem Gesetz nur einen sehr kleinen Fortschritt und kritisiert, dass die großen Themen nicht angepackt würden – so zum Beispiel eine höhere Anerkennung über einen Freiwilligenpass (der Vergünstigungen böte) sowie die Initiative „Freie Fahrt für Freiwillige“, also kostenfreie oder kostengünstige Tickets für Bus und Bahn. Außerdem müssten bildungsferne und Menschen mit Migrationshintergrund besser erreicht werden.

Grüne: Mehr Wertschätzung bitte

Die Grünen beklagen, dass Vergünstigungen in Kultur- und Sporteinrichtungen sowie im öffentlichen Nahverkehr fehlen, mit denen das Engagement der Freiwilligen wertgeschätzt werden könne.

(DBT/js)

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