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Digitale Landwirtschaft Was Experten sagen

Melkroboter, Drohnen, Bilderkennungssoftware – längst ist die Digitalisierung auch in der Landwirtschaft angekommen. Was Experten im Bundestag dazu sagen.

Melken ganz ohne Mensch, das geht längst. © dpa

Ein Programm für jede Kuh

Wenn Kühe merken, dass ihr Euter voll ist und sie die Milch loswerden möchten, können sie allein aktiv werden. Den Bauer brauchen sie dafür nicht mehr unbedingt, denn viele Ställe haben sogenannte Melkroboter. Die Kuh kann jederzeit in eine spezielle Melkbox gehen, der Roboter erkennt an einem Chip mit welcher Kuh er es zu tun hat und stellt seine Technik auf die Eutermaße des Tieres ein. Der Roboter speichert dann natürlich genau, welche Kuh wieviel Liter Milch gibt und wie oft sie am Tag vorbeischaut.

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Aber was passiert, wenn die Technik versagt oder das Netz ständig ausfällt? In einem Fachgespräch im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft am 11. Februar haben Experten die Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Landwirtschaft abgewogen.

Ausschussvorsitzender Alois Gerig (CDU/CSU), selbst Landwirt, meinte, dass die Digitalisierung zu mehr Tierwohl, Umweltschutz und Lebensmittelsicherheit führen könne. Zugleich bezweifelte er, dass sich alle Betriebe dies auch leisten können.

Wem gehört das Wissen?

Computer könnten einfach besser rechnen als Menschen, Algorithmen könnten sinnvollere Handlungsempfehlungen geben als Landwirte selbst, meint Prof. Dr. Reiner Brunsch vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V.. Wenn die Computer aber von nun an das Denken und Rechnen übernähmen, dann müssten Landwirte diese Prozesse eigentlich nicht mehr selbst nachvollziehen und verstehen können. Diesen drohenden Wissensverlust kritisierte Brunsch und stellte die Frage, wem das Wissen dann eigentlich gehöre, wenn es nicht mehr von Menschen stamme?

Abhängig vom Maschinenbauer?

Die Maschinerie für die ganze Digitalisierung muss ja auch irgendwo hergestellt werden und diese Unternehmen würden noch zu wenig unter die Lupe genommen, bemängelte Marita Wiggerthale, Referentin bei Oxfam Deutschland e.V.. Es werde sich blind auf die Technologien der Unternehmen verlassen, dadurch gebe man ihnen zu viel Macht und mache sich abhängig.

Netzlöcher stopfen

Einige Experten betonten, dass eine umfassende Digitalisierung ein flächendeckend ausgebautes Mobilfunknetz und kostenloses Roaming voraussetze. Dr. Hermann Buitkamp vom Verband des Deutschen Maschinen- und Anlagenbau e. V. fügte hinzu, dass alle Beteiligten und auch etwa Vermessungs- und Gewerbeämter ihre Daten austauschen können müssten, um sinnvoll arbeiten zu können.

Daten für alle

Auch Hubertus Paetow, Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft e. V. bemängelte, dass es keine allgemeine Datenplattform gebe und kritisierte außerdem die Ausbildung etwa junger Bauern, die nicht auf dem aktuellsten Stand sei.

Prof. Dr. Hansjörg Dittus vom Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. sagte, man könne alle Äcker und Wiesen Deutschlands innerhalb von wenigen Tagen mit einem Satelliten erfassen und die Daten allen zur Verfügung stellen. Dittus bot an, den Aufbau einer "Agrarmasterplattform" durch das DLR zu unterstützen, denn die vielen zur Verfügung stehenden Daten müssten miteinander verknüpft und die Produktionssysteme vernetzt werden.

Die komplette Diskussion könnt ihr euch hier im Video anschauen. Das Thema wird nun erstmal im Ausschuss weiter diskutiert.

(DBT/ab)

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