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Musik Clubsterben stoppen, aber wie?

Viele Clubs haben Probleme, einige werden aus Innenstädten verdrängt. Drei Fraktionen wollen das ändern. Ihre Ideen, was Experten dazu sagen und wieso im gleichen Atemzug von Bordellen die Rede ist.

Musiker spielen live in einem Club.

Näher an der Oper oder am Kasino? Über die Zuordnung von Clubs ging es in einer Anhörung des Ausschusses für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen. © shutterstock.com/PopTika

Tanzen, Quatschen, Musik hören – 22 Millionen Menschen gehen jährlich in deutsche Clubs. Vier Millionen sogar sehr häufig. Clubs sind also Teil des öffentlichen Lebens. Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor sind sie außerdem. Aber sie haben es nicht leicht, vor allem in großen Städten. Die Mieten steigen und gerade kleinere Clubs werden zunehmend verdrängt.

FDP, Linke und Grüne haben jeweils Anträge vorgelegt und sprechen vom "Clubsterben", das sie verhindern möchten. Eine Idee ist, Clubs nicht mehr unter "Vergnügungsstätten" laufen zu lassen wie bisher, sondern als "kulturelle Einrichtungen", und zwar in der sogenannten Baunutzungsverordnung. Dann würden Clubs anders behandelt und hätten andere Rechte. Diese Idee fand bei den Sachverständigen in der Anhörung des Ausschusses für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen großen Anklang.

„Die Blackbox-Clubszene – Kreativ und wirtschaftlich“

So lautet der Titel des Antrags der FDP. Der Fraktion geht es also zum einen um den kreativ-kulturellen Wert von Clubs, zum anderen aber auch um ihre wirtschaftliche Bedeutung.

Die Szene sei ein wichtiger Arbeitgeber, gerade in Berlin, wo über 9.000 Menschen in Clubs arbeiteten. Deutschlandweit habe das Clubwesen im Jahr 2017 einen Umsatz von 1,25 Milliarden Euro gemacht. Nun stünden die Clubs aber vor zunehmenden Problemen: Steuerbelastungen, immer mehr Bürokratie und "übermäßige staatliche Kontrolle". Deshalb will die FDP Club-Besitzer unterstützen, zum Beispiel durch Vereinfachungen bei der Bürokratie.

Im Antrag der FDP heißt es auch, schon brachliegende Flächen und sterbende Innenstädte müssten neu belebt werden, statt sie zu reinen „Schlafquartieren“ werden zu lassen. Clubs und ähnliche Kulturorte sollten in Zukunft als „Anlagen für kulturelle und sportliche Zwecke“ betrachtet werden, so die FDP.

„Clubsterben stoppen“

Unter diesem Titel firmiert der Antrag der Linken. Darin heißt es: „Clubs prägen die Kultur und Lebensqualität der Städte. Sie sind Räume kultureller Vielfalt und verdienen besonderen Schutz.“ Der Linken geht es vor allem um den gesellschaftlichen Wert von Clubs, die für Toleranz und gegen Diskriminierung einträten.

Leider müssten immer mehr Clubs in Deutschland schließen, weil die Miet- oder Pachtgebühren anstiegen, Verträge nicht verlängert würden und Grundstücke verkauft würden. Auch die Linke möchte deshalb Clubs als kulturelle Einrichtungen anerkennen und sie so vor Verdrängung schützen.

„Clubkultur erhalten – Clubs als Kulturorte anerkennen“

Unter diesem Titel schlagen auch die Grünen in ihrem Antrag vor, Clubs besser zu schützen. Sie seien Motor für die Entwicklung neuer Kunst und Kultur und bereicherten so unsere kulturelle Vielfalt. Die Club- und Live-Musik-Szene sei für ihr Engagement im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit, der Barrierefreiheit, des Kampfes gegen Homophobie, Rassismus und jegliche andere Form der Diskriminierung zu würdigen. Sie sollten als kulturelle Einrichtungen mit Opern, Theatern und Programmkinos gleichgestellt und entsprechend gefördert werden, fordern die Grünen.

Einige Experten: Clubs sind Kulturstätten

Die Experten fanden viele Vorschlägen in den Anträgen gut. Die Berliner Club-Besitzerin Pamela Schobeß empörte sich darüber, dass Clubs bisher als Vergnügungsstätten „mit Bordellen und Spielkasinos“ gleichgestellt würden. Das sei unangemessen.

Doch nicht nur Club-Betreiber kamen zu Wort. Tine Fuchs vom Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) betonte, Clubs seien ein wichtiger Bestandteil der lokalen Wirtschaft und des Stadt-Marketings. „Für den Erhalt der Clubkultur sind Änderungen etwa im Baugesetzbuch, beim Lärmschutz und der Stadtentwicklungsplanung nötig“, sagte sie. Man müsse die freien Flächen in Städten auf Wohnungsbau, Industrie und Kultur verteilen. „Was wir brauchen ist eine richtige Nutzungsmischung“, betonte Fuchs.

Wer sich die Anhörung komplett anschauen will – hier ist das Video:

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