Zum Inhalt springen

Serie: Großbritannien Nach dem Brexit: „Müssen im Gespräch bleiben“

Wie arbeiten Parlamentarier anderer Länder? Abgeordnete des Bundestages treffen regelmäßig Kollegen aus aller Welt. mitmischen.de fragt nach – heute beim Vorsitzenden der Deutsch-Britischen Parlamentariergruppe Andreas Lenz (CDU/CSU).

Portraitfoto Andreas Lenz

Empfiehlt einen Besuch im Pub im Londoner Hinterland: der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz. © Andreas Lenz

Wie funktioniert der Parlamentarismus in Großbritannien? Welche Unterschiede gibt es zu Deutschland?

Es gibt viele Gemeinsamkeiten. Die Abgeordneten werden auch in Großbritannien von den Menschen gewählt. Durch das Wahlsystem in Großbritannien, das Mehrheitswahlrecht, gibt es aber weniger relevante Parteien. Es gibt außerdem nur direkt aus dem jeweiligen Wahlkreis gewählte Abgeordnete.

Die zwei größten Parteien heißen Tories und Labour. Unterschiedlich ist sicher auch die Art und Weise, wie in Großbritannien in Westminster, im so genannten Unterhaus, Debatten geführt werden. Das ist alles etwas näher und manchmal auch direkter als im doch sehr weitläufigen Bundestag.

Welche Themen beschäftigen Sie in der Gruppe am meisten?

Es geht generell um den Austausch. Ob parlamentarisch oder zu Fragen die Wirtschaft, Kultur oder auch Bildung und Forschung betreffend. Klar stand der Brexit, also der Austritt Großbritanniens aus der EU, vorwiegend auf der Agenda der letzten Zeit.

Nachdem es nun ein Austrittsabkommen mit der EU gibt, muss der Blick nach vorne gerichtet werden. Wir brauchen auch zukünftig ein gutes Verhältnis zu Großbritannien, dazu wollen wir in den unterschiedlichen Bereichen beitragen.

Wie erleben Sie das öffentliche Interesse in Deutschland an Großbritannien und umgekehrt?

Immer, wenn die Queen oder eine andere Person des britischen Königshauses zu Besuch nach Deutschland kommt, merkt man, wie groß das Interesse der Deutschen an Großbritannien ist. Gerade für Schüler und Studierende ist Großbritannien auch ein beliebtes Land für Austausche oder Auslandsaufenthalte generell.

Die Briten sind insgesamt aus meiner Sicht sicher weniger an Deutschland interessiert als andersherum, aber trotzdem ist das Bild Deutschlands positiver, als man oft denkt.

Hatten Sie einen persönlichen Bezug zu Großbritannien, bevor Sie den Vorsitz übernahmen?

Ich habe mal ein Auslandssemester in England absolviert. Ansonsten habe ich einige Freunde, die auf „der Insel“, insbesondere in London, leben. Aber durch die Arbeit in der Parlamentariergruppe bekommt man sicher einen stärkeren Bezug zum politischen, aber auch zum gesellschaftlichen Geschehen in Großbritannien.

Gab es etwas, das Sie überrascht hat?

Naja – die Briten sind uns näher, als wir vielleicht im ersten Moment glauben. Es bestehen vielseitige Verbindungen. Geschichtlich begründet, aber auch, was die Mentalität betrifft.

Haben Sie – für die Zeit, in der das Reisen wieder unproblematisch möglich sein wird – einen Reise-Tipp in Großbritannien?

Nicht unbedingt ein Geheimtipp, aber: London ist immer eine Reise wert. Die Stadt ist einmalig. Sie verbindet Moderne und Geschichte.

Dabei ist ein Besuch des Globe Theatre, in dem die Stücke von William Shakespeare gespielt werden, sehr zu empfehlen. Da kann man sich vorstellen, wie es damals war, als William Shakespeare noch selbst auf der Bühne stand.

Aber auch das Hinterland ist zu empfehlen. Wenn man dort in ein Pub geht, kommt man schnell ins Gespräch. Und im Gespräch müssen wir auch bleiben.

Über Andreas Lenz

Andreas Lenz, 39 , sitzt seit 2013 für die CDU/CSU im Bundestag. Der gelernte Bankkaufmann stammt aus Bayern und studierte Betriebswirtschaftslehre in Rosenheim. Im Bundestag ist er Vorsitzender des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung und Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie. Mehr erfahrt ihr auf seinem Profil auf bundestag.de.

(loh)

Mehr zu den Parlamentariergruppen in unserem Lexikon:

Mehr zum Thema