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Juniorwahl Wie Schulen mitmachen können

Jona Dörr

Dieses Jahr ist Bundestagswahl. Mitentscheiden kann, wer 18 Jahre und älter ist. Für die Jüngeren gibt es auch eine Möglichkeit, abzustimmen – sozusagen auf Probe: bei der Juniorwahl. Wie das funktioniert, hat sich Jona angeschaut.

Wahlkabinen

Wo ich meine Kreuzchen setze, ist streng geheim: Bei der Juniorwahl geht es zu wie in einem echten Wahllokal.© Juniorwahl 2021

Schlange stehen – so hatte Jannes sich das mit dem Wählen irgendwie nicht vorgestellt. Das war vor vier Jahren. Schon damals hat der heute 18-jährige Schüler aus Magdeburg den Bundestag gewählt. Aber nicht offiziell. Denn er ist einer von fast vier Millionen Jugendlichen, die sich bisher an der sogenannten Juniorwahl beteiligt haben.

„Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man da vor der Liste mit den 48 Parteien steht und sein Kreuz machen kann“, erzählt er. 2017 hat der Magdeburger, der jetzt kurz vor dem Abitur steht, die Juniorwahl am Domgymnasium in Sachsen-Anhalt mitorganisiert. Damals nahmen 3.490 Schulen an der Wahl Teil, insgesamt gaben 958.462 Schüler und Schülerinnen in ganze Deutschland ihre Stimme ab.

Wie bei einer echten Wahl

Die Juniorwahl gibt es seit 1999 und sie hat bisher 62-mal stattgefunden: bei vier Europa-, fünf Bundestags- und 53 Landtagswahlen. Junge Menschen, die noch nicht das aktive Wahlrecht von 18 Jahren haben, sollen so das Prinzip demokratischer Wahlen kennenlernen und sich beteiligen. Teilnehmen können alle Klassen der weiterführenden Schulen sowie deutschen Auslandsschulen ab der siebten bis zur 13. Klasse.

Die Lehrer bekommen dafür extra Unterrichtsmaterialien wie zum Beispiel Bücher und Plakate zum Wahlvorgang. Außerdem gibt es für jede Schule, die teilnimmt, alles, was man für einen richtigen Wahlablauf braucht: Wahlbenachrichtigungen, Stimmzettel mit Erst- und Zweitstimmen-Option und für die geheime Durchführung der Wahl: Wahlkabinen und -urne. Die Stimmzettel orientieren sich an dem Wahlkreis, in dem die Schule liegt. Gewählt wird immer in der Woche vor dem Wahlsonntag, diesmal also vor dem 26. September.

Am Ende werden, wie bei der richtigen Wahl, alle Stimmen zusammengezählt und auf der Homepage der Juniorwahl und deren Social-Media-Kanälen veröffentlicht. Übrigens: Im Falle von Schulschließungen kann auch online gewählt werden.

Macht mit!

Die Juniorwahl kann an allen weiterführenden Schulen im Rahmen von Landtags-, Bundestags- und Europawahlen stattfinden. Eure Schule bekommt Unterrichtsmaterialien und alles, was man zur Wahl braucht wie Stimmzettel, Wahlurnen und Wahlkabinen. Teilnehmen können alle von der 7. bis zur 13. Klasse. Gewählt wird in der Woche vor dem Wahlsonntag. Anmeldungen sind zur Zeit nur noch in Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Sachsen möglich, hier könnt ihr euch noch für die Juniorwahl 2021 bewerben! Bisher haben sich schon 4.070 Schulen angemeldet. (Stand: 20.7.21)

Demokratie verstehen

In Jannes Schule ist immer die 9. Klasse für die Organisation der Wahl zuständig, da dort das politisches System Deutschlands im Politikunterricht besprochen wird. Wählen dürfen aber alle von der 8. bis zu 12. Klasse. „Zuerst haben wir per Hand die Wählerverzeichnisse und Wählerbriefe geschrieben“, erzählt Jannes. Diese wurden dann von den Lehrern und Lehrerinnen in ihren Klassen verteilt. An vier Tagen hintereinander konnte jeder, der wollte, seine Stimme abgeben. Jannes und seine Mitschüler und Mitschülerinnen waren mit als Wahlhelfer dabei. „Da hat man sich schon sehr professionell gefühlt“, erzählt der 18-Jährige.

Das Projekt wird vom Verein Kumulus getragen. Dieser stellt die Materialien für die Schulen zur Verfügung. Der Verein ist überparteilich organisiert und gemeinnützig, mit Sitz in Berlin. Die Juniorwahl zur Bundestagswahl 2021 steht unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Deutschen Bundestages Wolfgang Schäuble und wird bundesweit gefördert durch den Deutschen Bundestag, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie durch die Bundeszentrale für politische Bildung. In den Bundesländern gibt es jeweils weitere Unterstützer.

„Wählen ist ein Privileg“

Aber warum wählen, wenn die eigene Stimme eh noch nicht zählt? Die Juniorwahl soll Interesse an Politik wecken, helfen, demokratische Zusammenhänge und die Durchführung einer Wahl zu verstehen. Das Projekt möchte die Demokratie stärken indem es Anreize gibt, schließlich an „echten Wahlen“ teilzunehmen.

Das kann Jannes definitiv bestätigen. „So kompliziert ist es ja nicht“, sagt er lachend. Aber die Juniorwahl habe ihm schon erste Einblicke gegeben. „Es ist ein tolles Gefühl der Mitbestimmung, und man kann sich wirklich einbringen.“ Außerdem komme man mit dem Stimmzettel und dem Thema Wahl viel mehr in Kontakt, findet der 18-Jährige. Während seine Mitschüler im September wieder an der Juniorwahl teilnehmen, ist er dann auch als Erstwähler bei der Bundestagswahl dabei. „Wählen ist ein großes Privileg“, sagt er. Hoffentlich muss er dieses Mal nicht so lange anstehen.

Zur Person

Mitmischen-Autorin

Jona Dörr

... ist 15 Jahre alt, kommt aus Baden-Württemberg und geht in die 10. Klasse eines Gymnasiums. In ihrer Freizeit spielt sie Cello und liest viel. Am liebsten tanzt sie zu ganz lauter Musik im Zimmer herum.

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