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Medienpreis Frischer Blick auf politische Themen

Den Medienpreis Parlament hat dieses Jahr Karoline Meta Beisel gewonnen, gemeinsam mit drei Kolleginnen. Wie sie auf die Idee gekommen sind, anhand der SMS von Angela Merkel auf ihre Zeit als Kanzlerin zurückzuschauen, erzählt die Journalistin im Interview.

Portrait der Journalistin Karoline Meta Beisel

Junge Leute sind offen für neue Formate. Deshalb macht die Süddeutsche Zeitung heute auch Podcasts, Videos und Frage-Antwort-Formate, erklärt Karoline Meta Beisel. Foto: Stephan Rumpf/SZ

Ihr ausgezeichneter Beitrag „Handy-Jahre einer Kanzlerin“ beschäftigt sich mit den SMS von Angela Merkel. Wie ist die Idee entstanden?

Das war eine Koproduktion von Süddeutscher Zeitung und SZ-Magazin. Die Kollegen vom Magazin hatten schon, ein Jahr bevor Angela Merkels Kanzlerschaft endete, angefangen, sich Gedanken darüber zu machen, wie man auf ihre Amtszeit zurückblicken könnte. Da sie so lange Bundeskanzlerin war, war sie die erste, die im Amt mitbekommen hat, wie das Handy eine immer größere Rolle spielte. So ist die Idee aufgekommen, sich damit zu beschäftigen, wie sie das Handy für ihre Regierungsarbeit genutzt hat.

Wie sind Sie an die SMS gekommen?

An die tatsächlichen SMS sind wir gar nicht gekommen. Wir haben Leute gebeten, uns zu erzählen, wie Frau Merkel mit ihnen kommuniziert hat.

Katrin Göring-Eckardt hat Ihnen zum Beispiel erzählt, dass eine SMS der damaligen Kanzlerin sie dazu motiviert hat, weiter Politik zu machen. Offenbar kann eine kurze Handy-Nachricht wirklich viel bewirken. Hat Sie das überrascht?

Diese SMS war natürlich etwas Besonderes, weil Katrin Göring-Eckardt nicht Merkels Partei angehört, sondern damals in der Opposition saß. Aber inhaltlich hat mich die Geschichte eigentlich nicht überrascht. Wenn man mitbekommen hat, in welchen Situationen die Kanzlerin sich auch sonst zu Wort gemeldet hat, dann passt das gut ins Bild.

Welche SMS hat Sie sonst besonders beeindruckt oder amüsiert?

Was ich toll fand, war, wie eng Angela Merkel mit der langjährigen Trainerin der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft Martina Voss-Tecklenburg im Austausch stand und sie regelmäßig mit SMS angefeuert und beglückwünscht hat. Das war eine Facette, die mir vorher noch nicht so bekannt war.

In der Öffentlichkeit wird immer wieder kritisiert, dass Politiker im Plenarsaal auf ihr Handy schauen, statt der Debatte zu folgen. Wie sehen Sie das?

Ich kenne das aus meinem eigenen Leben und meiner Arbeitswelt. Man muss natürlich zum Multitasking fähig sein, aber man muss auch unterscheiden können: Wann ist ein Moment, wo ich es mir leisten kann, nebenher noch schnell eine wichtige SMS zu verschicken, und wann muss ich wirklich präsent sein und aufpassen. Deshalb denke ich, man kann nicht pauschal sagen, dass das schlechter Stil ist, sondern es kommt immer auf die Umstände des Einzelfalls an.

Bei der Preisverleihung haben Sie erzählt, dass die Süddeutsche Zeitung heute öfter versucht, politische Hintergründe einfach zu erklären. Wie äußert sich das und warum ist das so?

Ich spreche viel mit meinen Kollegen über ihre Geschichten, und dabei versuche ich immer die Perspektive des Lesers einzunehmen. Wir können nicht davon ausgehen, dass jeder die Debatte um die Gaspreisbremse von Anfang an mitverfolgt hat und voll im Stoff ist. Man muss dem Leser die Hand reichen, wo man kann. Es ist ein bisschen wie bei einer Serie, wo am Anfang jeder neuen Folge ein kleiner Vorspann kommt: „Was bisher geschah“. Das macht politischer Journalismus heute auch stärker als früher, weil der Fokus stärker zum Leser gewandert ist. Wir versuchen, nicht zu viel vorauszusetzen, damit möglichst viele Menschen in eine Geschichte einsteigen können, auch wenn sie vielleicht nicht jeden Tag die Zeitung lesen, Radio hören oder der Tagesschau auf Instagram folgen.

Was tut Ihre Redaktion, um gerade junge Leser mit politischen Themen zu erreichen?

Das ist zum einen eine Frage des Blickwinkels. Zum anderen haben sich die Formate geändert. Wir machen zum Beispiel viel häufiger als früher Frage-Antwort-Formate. Das ist der Versuch, komplexe Themen nicht immer zwingend in ewig langen Texten aufzubereiten, sondern genau die Fragen zu stellen, die eben auch junge Leser haben, die sich noch nicht so intensiv mit dem Thema beschäftigt haben. Wir machen Videos und inzwischen auch viele Podcasts, weil wir wissen, dass junge Leute dafür sehr offen sind. Natürlich sind wir auch auf Social Media aktiv und versuchen, auf Instagram Menschen zu erreichen. Und wir haben nach wie vor das junge Format jetzt.de, das auch politische Themen speziell für Jugendliche aufgreift.

Zur Person

Karoline Meta Beisel ist stellvertretende Leiterin des Politikressorts der Süddeutschen Zeitung. Sie studierte Jura in Hamburg und Madrid. Als Rechtsreferendarin arbeitete sie unter anderem im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bei der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der OECD in Paris und bei Amnesty International. Seit 2011 schreibt sie für die Süddeutsche Zeitung. Sie ist 40 Jahre alt.

Einen Eindruck von der Preisverleihung bekommt ihr im Video des Parlamentsfernsehens:

(jk)

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