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Handwerk Gutes Handwerk – geht das nur mit Meistertitel?

2004 hat der Bundestag die Meisterpflicht in Handwerksberufen teilweise rückgängig gemacht. Nun soll sie vielleicht wieder eingeführt werden. Aber für welche Handwerke soll sie gelten?

Tischler arbeitet an einem Stück Holz

Sorgt die Meisterpflicht für mehr Qualität im deutschen Handwerk oder verhindert sie neue Unternehmen? © shutterstock.com/Syda Productions

Brunnenbauer, Raumausstatter, Hörakustiker, Speiseeishersteller – alles Handwerksberufe. Davon gibt es in Deutschland aktuell 94. Wer eine Ausbildung im Handwerk macht, schließt sie erst mal mit einem Gesellenbrief ab. Danach kann er noch mal draufsatteln und seinen Meister machen.

Bis 2004 gab es für alle Handwerksberufe die Meisterpflicht. Das heißt: Nur wer Meister war, durfte ein eigenes Unternehmen gründen. So sollte die Qualität des deutschen Handwerks gesichert werden. Aber es gab zu wenige Neugründungen. Man wollte es jungen Unternehmern im Handwerk leichter machen und erlaubte deshalb auch Gesellen, sich selbständig zu machen. Allerdings mit einer Einschränkung: In Handwerksberufen, in denen „Gefahr für Leib und Leben“ besteht, dürfen nach wie vor nur Meister die Chefs sein. Das trifft auf 41 Berufe zu.

Am 26. Juni 2019 hat der Ausschuss für Wirtschaft und Energie darüber diskutiert, ob die Meisterpflicht wieder auf mehr Handwerksberufe ausgedehnt werden sollte. Vier Anträge beziehen dazu unterschiedliche Haltungen.

AfD: Mehr Anerkennung fürs Handwerk

Die AfD möchte die Meisterpflicht für Handwerksberufe wieder ausweiten. Sie ist der Meinung, dass das Handwerk ein wichtiger Grundpfeiler der deutschen Wirtschaft sei und deshalb mehr Anerkennung bekommen solle. Außerdem sei es wichtig, dass das Wissen der Handwerksberufe von Generation zu Generation weitergegeben werde. Um das sicherzustellen, brauche es die Meisterbriefe.

FDP: Erst mal Bilanz ziehen

Die FDP dagegen möchte erst mal überprüfen, wie es mit der bisherigen Regelung läuft. Sie fordert die Bundesregierung auf, eine Bestandsaufnahme über Betriebe mit und ohne Meisterpflicht zu machen. Dadurch könne man besser einzuschätzen, ob die teilweise Abschaffung der Meisterpflicht eine gute Idee war oder nicht.

Betriebe, die in den letzten Jahren ohne Meisterbrief gegründet worden seien, müssten aber auf jeden Fall weiter existieren dürfen, meint die FDP.

Linke: Teilweise wieder einführen

Auch die Linken wollen zunächst den Stand der Dinge überprüfen lassen und dabei verschiedene Faktoren mitberücksichtigen. Zu diesen zählen etwa Aussagen zu Unternehmern und Arbeitnehmern, aber auch zu Löhnen oder Beschäftigungszahlen. Danach solle dann geprüft werden, in welchen Berufen die Meisterpflicht wieder eingeführt werden solle. Die Linke fordert zudem, dass sogenannte Solo-Selbstständige im Handwerk sozial besser abgesichert werden. Unter Solo-Selbständigen werden Personen verstanden, die eine selbständige Tätigkeit allein, das heißt ohne angestellte Mitarbeiter, ausüben.

Grüne: Weniger Papierkram

Die Grünen sind der Meinung, dass die Wiedereinführung der Meisterpflicht über alle Handwerksberufe nicht die gesunkenen Ausbildungszahlen der letzten Jahre rückgängig machen könne. Sie wollen deshalb „die Attraktivität des Handwerks für Auszubildende und Fachkräfte spürbar steigern“ – zum Beispiel, indem neue Unternehmen künftig mit weniger Bürokratie zu kämpfen haben.

Was sagen die Experten?

Bei der Sitzung wurden auch verschiedene Sachverständige angehört. Mit einer Ausnahme waren sie sich alle einig, dass die Zahl der Berufe mit Meisterpflicht wieder ausgedehnt werden sollte. Zur Begründung hieß es, der Meisterbrief sichere die Qualität des Unternehmens und seiner Produkte. Er sorge außerdem dafür, dass die Mitarbeiter bestmöglich vor Arbeitsunfällen geschützt und die Azubis gut ausgebildet würden.

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