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Moderne Arbeitsform Der Plattformarbeiter – wer ist das?

Er übernimmt Kurierdienste, testet Produkte oder programmiert Webseiten. Aber was macht ihn sonst aus, den Plattformarbeiter? Viele Klischees, die man vielleicht im Kopf hat, stimmen gar nicht.

Lieferant mit Papiertüte klingelt an einem Haus

Leute, die mit dem Fahrrad Essen ausliefern, sind Alltag im Stadtbild geworden. Andere Gig- und Crowd-Worker arbeiten zuhause digital. © shutterstock.com/Sfio Cracho

Airbnb, Lieferando, Freelancer, Clickworker, Testbirds – das sind die fünf Online-Plattformen, für die in Deutschland die meisten Menschen selbstständig tätig sind. Gig- oder Crowd-Work nennt man das. Bei der Gig-Work wird der digital vermittelte Auftrag offline erledigt, zum Beispiel mit einer Essensauslieferung. Bei der Crowd-Work bleibt die Arbeit digital, zum Beispiel bei der Programmierung oder Daten-Bearbeitung. Da beides oft nicht klar zu trennen ist, spricht man zusammenfassend von Plattformarbeit.

Im Bundestag haben die Abgeordneten kürzlich über Plattformarbeiter gesprochen und diskutiert, ob sie sozial besser abgesichert werden müssen. Aber wer sind eigentlich die Menschen, die hinter diesem Begriff stecken? Was macht sie aus? Wie ticken sie? Das hat die Bertelsmann-Stiftung in der Studie „Plattformarbeit in Deutschland“ unter die Lupe genommen.

Jung, männlich, ungebunden?

Denkt man an Fahrradkuriere oder Programmierer, hat man wahrscheinlich eine jüngere Altersgruppe vor Augen – tatsächlich ist der Plattformarbeiter im Durchschnitt aber 41 Jahre alt. Ein Viertel ist Single, der Rest lebt in festen Beziehungen.

Das Geschlechterverhältnis ist relativ ausgeglichen: 56 Prozent der Plattformarbeiter sind männlich, 44 Prozent weiblich.

Die Stadt-Land-Verteilung ist so, wie man sie vielleicht vermuten würde: Nur 31 Prozent leben und arbeiten auf dem Land, der Rest ist in deutschen Städten zuhause.

Gut ausgebildet

Wer denkt, Plattformarbeiter sitzen zuhause vor dem Rechner, weil sie sonst keinen Job abgekommen haben, liegt falsch: 70 Prozent aller Plattformarbeiter haben Abitur, 51 Prozent zusätzlich einen Hochschulabschluss.

Deutsche Plattformarbeiter sind also in der Regel qualifiziert – und entsprechend auch finanziell eher bessergestellt. 31 Prozent von ihnen haben ein monatliches Nettoeinkommen von über 3.000 Euro. Zum Vergleich: Dieser Anteil liegt in der Gesamtbevölkerung nur bei 13 Prozent.

Dazu muss man allerdings sagen, dass dieses Einkommen in den allerseltensten Fällen ausschließlich aus der Plattformarbeit kommt. 99 Prozent der Gig- und Crowd-Worker haben noch andere Jobs und gehen der Plattformarbeit nur nebenbei nach.

Gerne flexibel

Gig-Worker verbringen durchschnittlich etwa 4,6 Stunden pro Woche mit der Plattformarbeit. Bei den Crowd-Workern sind es 7,5 Stunden. Zeitliche Flexibilität ist dabei ein wichtiger Faktor. Unabhängig und Spaß an der Arbeit gaben die meisten Plattformarbeiter als wichtige Motivationen an.

In Summe sind übrigens 59 Prozent der Plattformarbeiter „sehr“ oder „eher“ zufrieden mit dieser Form der Arbeit – und nur 8 Prozent sind gar nicht zufrieden.

Technik-affin

Für die meisten Plattformarbeiter ist diese Tätigkeit also eine Chance, beruflich flexibel zu sein und dadurch Arbeit und Privatleben besser vereinen zu können. 67 Prozent sehen in der Digitalisierung außerdem Chancen für neue Job-Entwicklungen in ihrem Arbeitsumfeld.

Wichtig ist ihnen auch die Möglichkeit, sich technisch weiterzuentwickeln: 74 Prozent sind interessiert daran, ihr Wissen im Bereich Computer, Internet, Digitalisierung auszubauen. Und 68 Prozent geben an, neue digitale Trends – ob Geräte, Software oder Apps – immer im Blick zu haben.

(jk)

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