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Jugendworkshop zum 8. Mai 1945 – Tag 2 Bunte Botschaften

Naomi Webster-Grundl

Warum ist es wichtig, auch 80 Jahre nach dem „Tag der Befreiung“ daran zu erinnern? Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jugendworkshops konnten ihre Gedanken als Graffiti auf Wänden verewigen, die im Bundestag ausgestellt werden.

Stelen stehen in einer Reihe, dahinter erkennt man junge Menschen in Schutzkleidung. Auf einer Wand sind bunte Graffiti zu erkennen. Im Hintergrund stehen grüne Bäume.

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten im Parlament der Bäume an ihren Graffiti-Werken. © DBT/Stella von Saldern

„Wir vergessen nicht“, „Seht nicht weg“, viele bunte Farben und weiße Tauben: All das kann man auf den Graffiti sehen, die bald für zwei Wochen in der Reichstagskuppel des Deutschen Bundestages ausgestellt werden.

Unweit der Spree und neben dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, einem Gebäude des Bundestages, befindet sich das „Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt“: Eine grüne Oase im Berliner Parlamentsviertel und ein Ort, an dem der Toten an der Berliner Mauer gedacht wird und der zugleich ein Mahnmal gegen Krieg und Gewalt ist. Die Stiftung Berliner Mauer hat die Schülerinnen und Schüler des Jugendworkshops, der anlässlich des Gedenktages zum Ende des Zweiten Weltkrieges stattfindet, eingeladen, hier zwischen den Bäumen an ihren Graffiti-Werken zu arbeiten.

Zwischen grünen Bäumen stehen große Bilder, davor stehen Leute, die in Schutzkleidung daran arbeiten.

Mit Schutzkleidung und vielen Ideen geht es an die Umsetzung der Graffiti. © DBT/Stella von Saldern

Warum Graffitis und was am ersten Tag des Workshops los war, lest ihr hier.

Am Ende des ersten Workshop-Tages waren die Jugendlichen teilweise etwas ratlos, was sie auf ihren Wänden zeigen wollen oder wie sie ihre Ideen umsetzen können. Dann, als sie vor ihren acht mobilen Wänden stehen, auf denen sie sich austoben dürfen, geht es ganz schnell. „Die Ideen sind richtig aus uns rausgesprudelt“, erzählt ein Teilnehmer.

Vier junge Frauen in Schutzkleidung blicken in die Kamera. Sie stehen vor einer Wand, auf der 'Wir vergessen nicht' geschrieben steht.

Bevor sie sich an ihre eigenen Wände getraut haben, wurde erstmal fleißig an der Wand rechts im Bild geübt. © DBT/Stella von Saldern

Sie wollen aufmerksam machen: Auf die grausame Vergangenheit, die nicht vergessen werden darf. Auf verschiedene Diskriminierungsformen, die Menschen erleben. Darauf, dass der 8. Mai als Gedenktag eine Ambivalenz aufwirft, da das Ende des Zweiten Weltkrieges nicht automatisch Freiheit für alle bedeutete. Darauf, wie viele Kriege seither stattgefunden haben und immer noch stattfinden.

In Gruppen arbeiten sie daran, ihre Ideen und Visionen mit Farben auf die Wände zu bringen. Eine Teilnehmerin berichtet: „Ich hatte erst ziemlich großen Respekt, vor allem vor dem Sprayen, aber es ging dann doch viel besser als gedacht.“ Unterstützung bekommen die Schülerinnen und Schüler bei der Umsetzung von dem Graffiti-Pädagogen Christian Hermann. Der erklärt: „Angst ist nie ein guter Begleiter. Deswegen habe ich die Jugendlichen ermutigt, einfach loszulegen. Es läuft nicht immer alles nach Plan, aber die Ergebnisse sind super. Das ist wirklich eine Gruppe schnell begreifender Graffiti-Anfänger.“

Es wird gezeichnet, Schablonen werden ausgeschnitten, Abstände vermessen, Farben diskutiert, das eigene Spray-Können an der Testwand ausprobiert, Schriftzüge gesetzt. Alle arbeiten konzentriert an ihren Kunstwerken, ganz darauf bedacht, die Botschaften, die sie sich überlegt haben, gut rüberzubringen.

Am Ende sind alle mit ihrem Ergebnis zufrieden. Ein Teilnehmer blickt die Wandreihe entlang und sagt anerkennend: „Ich bin echt beeindruckt, was wir alle geschafft haben.“ Am Jahrestag selbst, dem 8. Mai, werden die Schülerinnen und Schüler ihre Graffiti der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner präsentieren, bevor die Wände für zwei Wochen in der Reichstagskuppel ausgestellt werden. Eine Schülerin meint: „Die Graffiti zu machen, hat richtig viel Spaß gemacht. Aber die dann im Bundestag vorzustellen, macht mich schon ein bisschen nervös. Da bin ich jetzt schon aufgeregt.“

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