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Klimawandel „Die Zeit zu handeln ist jetzt!“

Ludwig Schaumberger

Der Weltklimarat warnt: Das vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, könnte gefährdet sein. Darüber diskutierte der Bundestag. Fünf Fraktionen wollen mehr Tempo beim Klimaschutz.

Demonstration vor dem Kanzleramt, Plakat mit der Aufschrift 'Streik für 1,5 Grad'

Klimaziel: Höchstens 1,5 Grad Erderwärmung – so findet man es auch auf Demonstrationsplakaten bei Fridays For Future. © picture alliance/Sulupress.de/Marc Vorwerk

Es war ein historischer Tag im Kampf gegen den Klimawandel: Am 12. Dezember 2015 einigten sich fast 200 Staaten auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen darauf, die Erderwärmung auf unter 2 Grad, idealerweise auf 1,5 Grad, zu begrenzen – das sogenannte Pariser Klimaschutzübereinkommen trat in Kraft.

Laut dem aktuellen Bericht des Weltklimarates ist dieses Ziel aber stark gefährdet. Die CO2-Emissionen, also der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid, sind höher als je zuvor. Zur Erklärung: Je mehr CO2 in der Atmosphäre ist, desto heißer wird es auf unserem Planeten. Die Folgen: Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Dürre- und Hitzeperioden nehmen zu, Hochwasser, Stürme und Überschwemmungen richten Verwüstungen an. Dazu kommen Verluste bei der biologische Vielfalt und Schäden für das Ökosystem. In Deutschland hat sich die Zahl der extremen Wetterereignisse in den vergangenen 50 Jahren bereits mehr als verdreifacht.

Durch die anderen Krisen der jüngeren Zeit – erst die Corona-Pandemie und jetzt der Russland-Ukraine Krieg – ist das Thema Klimawandel in den Hintergrund gerückt. Dennoch wird es sich nach der Meinung der Experten des Weltklimarates in diesem Jahrzehnt entscheiden, ob die Menschheit den Klimawandel noch aufhalten kann oder nicht.

Der Weltklimarat

Der Weltklimarat – der korrekte Titel ist Intergovernmental Panel on Climat Change (IPCC) – ist eine Institution der Vereinten Nationen. In seinem Auftrag tragen Fachleute weltweit regelmäßig den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammen und bewerten ihn aus wissenschaftlicher Sicht. Derzeit gehören 195 Länder dem IPCC an.

Anlässlich dieser Warnung diskutierte der Bundestag dieses Thema auf Wunsch der Ampel-Fraktionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP kürzlich in einer Aktuellen Stunde.

Grüne: „Spirale der Selbstzerstörung“

Lisa Badum von der Fraktion Bündnis 90/die Grünen sah trotz der vielen negativen Nachrichten in der Welt (Krieg in der Ukraine, Energieversorgungskrise und Erderwärmung) auch Erfolge: Der Preis für erneuerbare Energien wie Wind- oder Solarenergie sei in den letzten zehn Jahren um 85 Prozent gesunken. Dennoch warnte sie: „Die Menschheit befindet sich in einer Spirale der Selbstzerstörung.“ Wir seien immer noch von fossilen Brennstoffen wie Braunkohle oder Erdöl abhängig und die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad sei kaum noch möglich.

Die Ampel-Koalition wolle daher schnellstmöglich Maßnahmen auf den Weg bringen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Union fordert Allianz der Vorreiter

Laut Andreas Jung von der CDU/CSU-Fraktion müssten wir mit der gleichen Entschlossenheit auf den Klimawandel reagieren wie auf den Krieg in der Ukraine. „Die Zeit zu handeln ist jetzt!“ – dieses Zitat aus dem IPCC-Bericht nutzte Andreas Jung, um die aktuelle Lage zu beschreiben. Es brauche eine internationale Allianz für nachhaltige Innovationen und den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Folgen des Klimawandels seien bereits jetzt zu spüren und würden in Zukunft noch verheerender werden, so Jung.

SPD: Wettkampf mit der Zeit

Nina Scheer von der SPD sprach sich für weniger Bürokratie im Kampf gegen den Klimawandel aus. Die Planungen von Windkraftanlagen dauerten viel zu lange und um in Zukunft energetisch unabhängig zu sein, sollten wir schnellstmöglich auf erneuerbare Energien umsteigen. Laut Scheer sei es Deutschland nicht gelungen, in den letzten Jahren das Abwandern von Produktionsstätten erneuerbarer Energien zu verhindern. Dies habe den Verlust von über 100.000 Arbeitsplätzen bedeutet und sei für einen „führenden Industriestaat und Energiewende-Pionierland Deutschland“ sehr bedauerlich.

AfD: „Alle Jahre wieder…“

„Alle Jahre wieder…“, an dieses Weihnachtslied fühlte sich Karsten Hilse von der AfD erinnert. Aber statt Hoffnung, wie das Christuskind, brächten die Wissenschaftler nur immer neue und immer schlimmere Prophezeiungen. Hilse meinte, in den vergangenen 50 Jahren seien viele Weltuntergänge prophezeit worden, eingetreten sei indes keiner.

FDP fordert Kreativität, Innovationskraft und technische Neuerungen

Für Olaf in der Beek (FDP) liegt die Lösung des Klimawandels in der Hand der Unternehmen. Diese befänden sich bereits in der Umstellung zur CO2-Neutralität, bräuchten aber noch mehr Unterstützung von der Regierung. Investitionen in den Klimawandel müssten attraktiver werden.

Linke: „Wir sind die letzte Generation, die den Klimawandel eindämmen könnte“

„Zu langsam und nicht konsequent“ sei laut Ralph Lenkert von der Fraktion Die Linke unser Verhalten im Klimawandel. Auch die Aktuelle Stunde werde nicht genutzt, um über neue Vorhaben zu sprechen, sondern um längst bekannte Maßnahmen zu wiederholen, bedauerte Lenkert.

Hier seht ihr die Aktuelle Stunde im Video:

Portraitfoto von mitmischen-Autor Ludwig Schaumburger
Mitmischen-Autor

Ludwig Schaumberger

... ist 17 Jahre alt, kommt aus dem bayerischen Seeon und besucht aktuell die 11. Klasse eines Gymnasiums. Seine Freizeit verbringt er mit seinen Freunden oder bei der THW Jugend. Weil er so neugierig ist, kann er keine Information aufnehmen, ohne nicht sofort die Hintergründe per Suchmaschine zu recherchieren.

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