Zum Inhalt springen

KulturPass 18-Jährige bekommen 200 Euro für Kultur geschenkt

Mitte Juni kommt der KulturPass. Im Interview erklärt Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, was 18-Jährige sich davon kaufen können und wie das Programm in Zukunft auch für andere Altersgruppen ausgeweitet werden könnte.

Claudia Roth vorm Bundestag

„Wir wollen Jugendlichen einen Weg in die Kultur öffnen“, sagt Claudia Roth. Foto: J. Konrad Schmidt

Wie genau soll der „KulturPass für 18-Jährige“ funktionieren?

Der KulturPass besteht aus 200 Euro Guthaben. Alle, die 2023 18 werden, können diese Summe 2023 bekommen und auf einer digitalen Plattform einlösen. Dort wird es Angebote für Live-Kultur geben, also zum Beispiel Konzerte, Theater- und Kinovorstellungen. Auch physische Produkte wie Bücher, Comics und Vinylplatten werden dazugehören. All diese Angebote können über die Plattform reserviert werden. Die Jugendlichen erhalten dann einen digitalen Gutschein, den sie beim Anbieter vor Ort einlösen können, also beispielsweise in einem Kino, einer Buchhandlung oder einem Museum.

Theaterkarten, Museumsbesuche, Konzerttickets, klar – aber können Jugendliche sich auch ein Netflix-Abo mit den 200 Euro kaufen?

Wir möchten mit dem KulturPass zum Kulturbesuch vor Ort einladen und dadurch die vielen lokalen Kulturanbieter stärken, die so sehr unter der Pandemie gelitten haben. Ich denke da zum Beispiel an die Theater und Museen, an die Kinos und Konzertveranstalter, an die Buchhandlungen und Plattenläden. Im Gegensatz dazu haben die großen Streamingdienste besonders stark von der Pandemie profitiert. Sie brauchen nun wirklich keine zusätzliche Unterstützung. Deshalb wird es nicht möglich sein, die 200 Euro Guthaben für Video- oder Musik-Streaming auszugeben. Auch Games und die großen Online-Versandhändler sind ausgeschlossen.

Warum werden ausgerechnet Jugendliche berücksichtigt, die dieses Jahr 18 werden? Wäre es nicht gerade auch bei Jüngeren wichtig, früh Kulturbegeisterung zu wecken?

Wir starten dieses Jahr mit einem Pilotprojekt für alle 18-Jährigen. Und wenn es gut angenommen wird, dann wollen wir den Kulturpass auf Jüngere erweitern. Darüber sind Finanzministerin Christian Lindner und ich uns einig.

In Frankreich und anderen Ländern gibt es ähnliche Modelle schon länger. Welche Erfahrungen hat man dort gemacht?

In Frankreich gibt es den pass Culture seit Mai 2021. Dort hat man sehr gute Erfahrungen mit dem Programm gemacht. Deshalb orientieren wir uns mit unserem KulturPass auch stark an diesem Vorbild. In Frankreich nutzen rund 2,2 Millionen Jugendliche die App und können aus rund 15 Millionen unterschiedlichen Angeboten wählen – solche Zahlen wünschen wir uns für Deutschland auch.

Warum ist Ihnen das Projekt so wichtig, dass Sie mit 100 Millionen Euro einen beachtlichen Teil des Gesamtetats von gut zwei Milliarden Euro für Kultur und Medien ausgeben wollen?

Beim KulturPass haben wir zwei Ziele: Zum einen geht es darum, die Nachfrage nach Kultur anzukurbeln und dadurch die gesamte Kulturbranche zu stärken. Zum anderen wollen wir Jugendlichen einen Weg in die Kultur öffnen. Viele junge Menschen haben ja während Corona zwei Jahre lang keine Live-Kultur erleben können. Sie möchten wir begeistern für die Vielfalt der Kultur in unserem Land. Und meine Hoffnung ist dabei auch, dass viele Jugendliche durch den KulturPass erkennen, welch große Bereicherung Kunst und Kultur für das eigene Leben sein können.

Zur Person

Claudia Roth

1955 in Ulm geboren, studierte Theaterwissenschaften und arbeitete am Theater und als Musik-Managerin, bevor sie in die Politik wechselte. Sie war Pressesprecherin der ersten grünen Fraktion im Deutschen Bundestag, später Abgeordnete und Parteivorsitzende, zuletzt Vizepräsidentin des Bundestages. In der aktuellen Wahlperiode wurde sie zur Staatsministerin für Kultur und Medien ernannt.

Mehr zum Thema