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75 Jahre Vereinte Nationen Alles Gut(e) zum Geburtstag?

Alexia Lautenschläger

"Die Vereinten Nationen wurden nicht geschaffen, um die Menschheit in den Himmel zu bringen, sondern sie vor der Hölle zu bewahren", lautet ein Zitat. Alexia gibt uns zum 75. Geburtstag der Welt-Organisation einen Überblick.

Skulptur einer Pistole, deren Lauf verknotet ist

Waffenstillstand und Gewaltlosigkeit – das ist die Idee der Skulptur "Non Violence" des schwedischen Künstlers Carl Fredrik Reuterswärd. Sie steht vor dem UN-Hauptgebäude in New York.©shutterstock/Sean Pavone

Wo wärt ihr gern mit 75 Jahren? Wahrscheinlich gemütlich in Rente, mit viel Freizeit und schönen Reisen. Für eine Internationale Organisation wie die Vereinten Nationen sind 75 Jahre noch gar kein Alter. Schließlich gibt es die meisten Staaten schon viel länger.

Anlässlich des Jubiläums findet am Freitag, dem 18. Dezember 2020, im Bundestag um 9 Uhr eine Sonderveranstaltung mit dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, statt.

Was genau macht der UN-Generalsekretär und was hat es mit der UNO auf sich? Mitmischen.de-Autorin Alexia hat sich schlau gemacht.

Was und wer sind die Vereinten Nationen?

Die Vereinten Nationen heißen auf Englisch United Nations, kurz UN, und sie werden auch UNO genannt, von United Nations Organization.

Sie wurde vor 75 Jahren, am 26. Juni 1945, als eine globale Friedensorganisation unter dem Namen „United Nations Organization“ gegründet und hat ihren Hauptsitz in New York City. Seit 2011 gehören ihr mit 193 Mitgliedern fast alle Staaten der Welt an. Nicht-Mitglieder sind Taiwan, Nordzypern, die Vatikanstadt, Kosovo, Palästina, (West-) Sahara und einige Pazifikinseln.

Die UNO beruht auf dem völkerrechtlichen Vertrag „Charta der Vereinten Nationen“. Dort findet sich auch das Leitmotiv der Organisation: „Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren […]“. Denn: die Gründerväter und Mütter schufen die UNO 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihr Ziel war, eine Organisation zu schaffen, die den Frieden in der Welt langfristig sichert.

Warum wurde die UNO gegründet?

Schon nach dem ersten Weltkrieg 1918 gab es die Idee, eine Organisation zu schaffen, in der sich Staaten zusammenschließen und gegenseitig unterstützen, um Kriege zu vermeiden. Doch der sogenannte „Völkerbund“ scheiterte, weil Staaten wie die USA, die in der Welt eine große Rolle spielten, nicht teilnehmen wollten.

Noch während des Zweitens Weltkriegs wurde dann die Idee einer universellen „Weltpolizei“ wiederbelebt: Neben den vier Großmächten (China, USA, Großbritannien und die UdSSR) unterschrieben weitere 22 Nationen die „Erklärung Vereinter Nationen“ bis dann 1945 die „Charta der Vereinten Nationen“ mit der Unterzeichnung von zu diesem Zeitpunkt 51 Staaten in Kraft trat.

Was sind die Aufgaben der UNO?

Das Ziel der UNO brachte 1945 der ehemalige Generalsekretär Dag Hammarskjöld auf den Punkt: „Die Vereinten Nationen wurden nicht geschaffen, um die Menschheit in den Himmel zu bringen, sondern sie vor der Hölle zu bewahren.“

Nach Artikel 1 der Charta der Vereinten Nationen sind die Hauptaufgaben der UNO: die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit, die Entwicklung besserer, freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Nationen und die internationale Zusammenarbeit, die Lösung globaler Probleme und die Förderung der Menschenrechte. Zudem soll die UNO genau der Ort sein, an dem Staaten über diese Dinge verhandeln.

Schon 1948 veröffentlichte die UNO die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Menschenrechte stehen allen Menschen zu, allein aufgrund der Tatsache, dass der Mensch Mensch ist, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion, Alter oder anderem.

Wie ist die UNO aufgebaut?

Die sechs Hauptorgane der Vereinten Nationen sind nach der Charta folgende: Die Generalversammlung, der Sicherheitsrats, das Sekretariat mit dem Generalsekretär, der Wirtschafts- und Sozialrat, der Internationale Gerichtshof sowie der Treuhandrat.

Seit 2017 ist António Guterres Generalsekretär der Vereinten Nationen. Die Mitglieder treffen sich mindestens einmal im Jahr zur Generalversammlung, um dort Resolutionen, also schriftlich festgehaltene Beschlüsse, auszuarbeiten. Diese sind völkerrechtlich aber nicht bindend – das heißt, kein Staat muss sich daran halten.

Der Sicherheitsrat ist das mächtigste Organ der UNO. Er kann auch Beschlüsse verabschieden, an die sich alle Staaten halten müssen. Tun sie das nicht, werden sie zum Beispiel nicht mehr unterstütz. Der Sicherheitsrat besteht aus fünf ständigen Mitgliedern – nämlich den USA, Großbritannien, Frankreich, China und Russland – sowie zehn weiteren Mitgliedern, die alle zwei Jahren wechseln; Deutschland war 2019 und 2020 Teil des Sicherheitsrates.

Die ständigen Mitglieder genießen hierbei eine höhere Position, denn es darf keine Aktion durchgeführt werden ohne deren einstimmiges Einverständnis. Sie besitzen ein sogenanntes Veto-Recht (lat. veto: ich verbiete).

Welche Kritik gibt es an den Vereinten Nationen?

An der UN gibt es immer wieder auch viel Kritik. Ein Teil davon bezieht sich auf ihren Aufbau: Im mächtigsten Organ, dem Sicherheitsrat, sitzen die Großmächte USA, Großbritannien, Frankreich, China und Russland. Sie bilden eine Ordnung der Welt ab, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg bestanden hat. Einige Experten fordern daher, auch andere einflussreiche Länder wie Indien oder auch Deutschland dauerhaft an den Entscheidungen mitwirken zu lassen.

Außerdem müssen die ständigen Mitglieder einstimmig eine Entscheidung treffen. Das heißt: hat ein Land Sorge, dass die Entscheidung vielleicht negative Folgen für dieses Land hat, stimmt es gegen die anderen und behindert schnelle Entscheidungen. Deshalb wird die UN auch gern als „zahnloser Tiger“ bezeichnet, der eigentlich nicht richtig angreifen kann.

Hinzu kommt, dass die UN nicht direkt demokratisch legitimiert ist. Das heißt, die Bevölkerungen der Teilnehmerländer haben nicht direkt entschieden, ob sie Teil werden wollten. Die UN hat auch kein demokratisch gewähltes Parlament, anders als etwa die Staatengemeinschaft Europäische Union (EU).

Was sind die aktuellen Herausforderungen?

Seit Gründung fanden insgesamt 78 Friedensicherungseinsätze statt. Derzeit sind zum Beispiel mehr als 400 deutsche Blauhelme (das sind die Friedenstruppen der Vereinten Nationen) im afrikanischen Mali im Einsatz, um das Land zu stabilisieren und ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und den bewaffneten Truppen voranzutreiben.

Einen besonderen Fokus legen die UN aber auch auf Terrorismusbekämpfung oder die Gewährleistung von Kinder- und Menschenrechten, beispielsweise durch ihr Hilfswerk UNICEF. Zu den dringendsten Aufgaben zählt aktuell die Bekämpfung von Covid-19. So wurde im globalen Nothilfeplan festgelegt, das zwei Milliarden US-Dollar in den weltweit am stärksten betroffenen Ländern bereitgestellt werden sollen.

Eine virutelle Ausstellung zur UN des Auswärtigen Amtes findet ihr hier.

Zur Person

Portraitfoto Autorin Alexia Lautenschläger
Mitmischen-Autorin

Alexia Lautenschläger

... hat in Potsdam ihr Abitur gemacht und studiert jetzt Arabistik und Islamwissenschaften an der Universität Leipzig. Am liebsten liest sie Bücher, macht Sport oder schaut sich Katzen-Videos auf YouTube an.

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