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Berufsausbildung Der digitale Azubi

Andrea Schöne

3D-Drucker, Datenbrillen, Roboter – die Digitalisierung ist überall auf dem Vormarsch. Höchste Zeit, die Berufsausbildungen zu modernisieren und sie damit gleich attraktiver zu machen. Doch wie geht das? Eine Kommission im Bundestag macht sich jetzt schlau.

Junge Frau mit Tablet

Berufe werden digitaler, also muss auch die Ausbildung digitaler werden - darin sind sich die Fraktionen einig. © Getty Images

3D-Drucker zur Schokoladenherstellung, mit Datenbrillen Maschinen prüfen, Webcams und Roboter auf der Baustelle: der digitale Wandel in Berufen mit klassischer Ausbildung ist auf dem Vormarsch. Doch lernen die Azubis in Schulen und Betrieben das Richtige für die Welt von morgen? Und was kann die Politik dafür tun? Genau damit beschäftigt sich seit diesem Sommer eine Expertenrunde im Deutschen Bundestag.

Wer berät da?

Die Runde heißt Enquete-Kommission. "Enquete" ist Französisch und bedeutet Untersuchung. Eine Enquete-Kommission ist eine Arbeitsgruppe, die sich tief in ein Thema einarbeiten und in die Zukunft schauen soll – losgelöst vom hektischen Tagesgeschäft. Abgeordnete beraten gemeinsam mit externen Sachverständigen etwa ökonomische, juristische und soziale Aspekte. 38 Mitglieder hat die Enquete-Kommission "Berufliche Bildung", davon sind 19 Abgeordnete aller Fraktionen, der Rest externe Experten. Am Ende der Arbeit steht ein dicker Bericht mit konkreten Empfehlungen, etwa für neue Gesetze.

Wer die Mitglieder sind, erfahrt ihr hier. Der Vorsitzende ist Dr. Stefan Kaufmann (CDU). Für Anregungen erreicht ihr die Abgeordneten per Mail über Vorname.Nachname@bundestag.de.

Worum geht es?

Einige der Fragen, mit denen sich die Kommission beschäftigen wird, sind folgende: Inwiefern verändert die Digitalisierung betrieblichen Strukturen und Berufsbilder? Wie sollten sich Lehrpläne und Lehrmaterialien für Berufsschulen mit der Digitalisierung verändern? Welche Anforderungen werden an die Auszubildenden und Schüler gestellt? Wie können auch benachteiligte junge Menschen im Ausbildungssystem von den Vorteilen des digitalen Wandels profitieren?

Krise in der Ausbildung

Anlagenmechaniker, Elektroniker oder etwa Feuerungs- und Schornsteinbauer, Koch, Luftverkehrskauffrau oder etwa Zahntechniker – klassische Berufe sind immer weniger beliebt. Arnold Vaatz (CDU) wies in der Debatte darauf hin, dass deutlich mehr junge Menschen studieren als eine Berufsausbildung machen. Dieses Jahr sind laut dem Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks 15.000 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben.

"Das ist eine alarmierende Zahl, denn auch Akademiker brauchen, wenn sie dann im Leben stehen, Handwerker", sagt Vaatz. Daher müsse die berufliche Ausbildung attraktiver gemacht werden.

Altes vergeht, Neues entsteht

Durch den digitalen Wandel ändern sich die Anforderungen in der Arbeitswelt. Laut Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim sind die Jobs von etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland davon betroffen.

Karl Lauterbach (SPD) warnte vor den größten Umbrüchen der Berufswelt seit Jahrzehnten. Maschinen und Computer übernähmen viele Tätigkeiten. Dadurch entwickelten sich aber auch viele neue Berufe: "Es werden ganz neue Möglichkeiten an Berufen und auch Geschäftsfeldern entstehen. Sie entstehen durch den Umbau selbst", so Lauterbach.

Berufsschulen helfen

Jörn König (AfD) betonte, wie wichtig es sei, die betriebliche Realität des Mittelstandes nicht aus dem Blick zu verlieren: "Der Mittelstand braucht keine abgehobenen Konzepte, sondern digitale Hilfestellungen im Alltag. Wir unterstützen dies auch mit der Hoffnung, dass das deutsche System der dualen Bildung weiter gestärkt wird", sagte er. Zur Erklärung: Duale Bildung bedeutet, dass Auszubildende im Betrieb und in der Berufsschule lernen.

Berufsschulen müssten besser auf die die neuen Anforderungen und anderen Berufsfelder vorbereitet werden, forderte König. Daher müsse die Gestaltung der Ausbildung mit der Zeit gehen und die Qualifizierung des betrieblichen Ausbildungspersonals und Berufschullehrer an den Wandel angepasst werden.

Nicht nur Hochschulen fördern

Die Förderung sehr begabter Auszubildender sei ausbaufähig, kritisierte Jens Brandenburg (FDP). "Im Hochschulbereich haben wir eine etablierte Exzellenzinitiative als Innovationsmotor, als Wettbewerb um die besten Ideen. Etwas Vergleichbares in ähnlicher Größenordnung gibt es im Bereich der beruflichen Bildung überhaupt nicht", sagte Brandenburg.

Generell solle der Bund die Ausbildung finanziell besser unterstützen, so der FDP-Abgeordnete. Während für die Hochschulen im Haushalt für das kommende Jahr 2,2 Milliarden Euro ausgegeben werden sollen, ist es für die berufliche Bildung dagegen nur ein Drittel der Summe.

Kritik von Linken und Grünen

Margit Strumpp (Bündnis 90/ Die Grünen) kritisierte in der Debatte, die neue Kommission vernachlässige das Thema berufliche Weiterbildung. "Diese Enquete hätte im Hinblick auf die Chancen vieler Menschen durch die berufliche Aus- und Weiterbildung tatsächlich einen Mehrwert bieten können. Wer aber wichtige Themen wie Fortbildung, lebenslanges Lernen oder die Integration benachteiligter Gruppen weitgehend ausblendet, hat diese Chance verschenkt".

Birke Bull-Bischoff (Die Linke) forderte, dass der Zugang zu Bildungs- und Qualifizierungsangeboten leichter und Diskriminierungen abgebaut werden sollten: "Leistung muss sich lohnen und nicht soziale oder kulturelle Herkunft". Die Ausbildung dürfe nicht mehr vom sozialen Status abhängig sein. Die Kommission müsse daher überlegen, wie junge Menschen aus ärmeren Elternhäusern besser unterstützt werden können.

Andrea Schöne

Zur Person

mitmischen-Autorin

Andrea Schöne

studiert Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte

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