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Bayern „Ich bin stolz auf meine Schule“

Ludwig Schaumberger

Wolfgang ist 15 und macht aktuell seinen Hauptschul-Abschluss im Landkreis Traunstein. Danach fängt er eine Lehre als Koch an. Ludwig hat er erzählt, warum er findet, dass seine Schule bestmöglich mit der Situation umgeht.

Porträt eines jungen Mannes

„Am Anfang sprachen wir noch ganz locker von ‚Corona-Ferien‘“, erinnert sich Wolfgang. © privat

Vor dem 13. März, an dem die Schulschließung in Bayern beschlossen wurde, haben wir Schüler noch wild spekuliert, wann denn endlich die Schule ausfällt. Jeder hat insgeheim gehofft, dass das bald der Fall sein würde. Damals hatten wir vielleicht auf ein oder zwei Wochen verlängerte Ferien gehofft, aber keiner konnte sich die Ausmaße vorstellen, die dann Wirklichkeit wurden.

Unter den Schülern nannten wir diese freie Zeit ganz locker „Corona-Ferien“. Doch nachdem die Schulschließung auch nach den Osterferien weiter Bestand hatte, kam uns schon auch die Frage, wie die Prüfungen ablaufen sollten. Da die Lehrer uns unterstützten, wo sie nur konnten, uns sehr viele Aufträge per E-Mail schickten und immer für Fragen erreichbar waren, konnten wir diese schwierige Zeit dennoch gut überbrücken.

Keine Umarmungen, kein High five

Natürlich blieben die sozialen Kontakte aufgrund der Ausgangsbeschränkungen auf der Stecke und auch wenn sie nicht primär der Sinn der Schule sind, fehlte uns das natürlich sehr. Auch jetzt ist „Freunde sehen“ aufgrund der Aufteilung jeder Klasse in kleineren Gruppen kaum möglich. Unsere Schule war eine der ersten in Bayern, die eine generelle Maskenpflicht angeordnet hat. Diese gilt natürlich auch an der Bushaltestelle und im Bus.

Alle Türen sind in unserer Schule offen, sodass man keine Türklingen berühren muss, und auch die Abstandsregel wird an unsere Schule sehr ernst genommen. Ich bin stolz darauf, dass sie bei uns auch wirklich von allen Schülern eingehalten wird und es nicht wie an anderen Schulen Umarmungen und High five gibt.

Unsere Klasse wurde in drei kleine Gruppen eingeteilt. Die Aufteilung wurde nach den Abschlussfächern vorgenommen. Nun gibt es bei uns pro Klassenzimmer nur noch neun Tische, die jeweils im Abstand von 1,5 Metern aufgestellt sind. Jeder Tisch ist dabei einem Schüler zugewiesen und wird täglich desinfiziert. Auch das Lehrerpult wird nach jeder Stunde desinfiziert. Das Händewaschen im Klassenzimmer ist bei Betreten des Klassenraums sowie nach jedem Toilettengang ebenfalls verpflichtend. Auch müssen alle Türen und Fester immer geöffnet sein, um eine gute Luftzirkulation zu gewährleisten.

Die Prüfungen sollen einfacher ausfallen

Der Unterricht findet von 8 Uhr bis 11.15 Uhr statt. Zunächst kamen nur die Abschlussklassen, im Verlauf der nächsten Wochen dann alle weiteren. Insgesamt bin ich mit den Vorkehrungen sehr zufrieden, da ich finde, dass sie uns und vor allem die Älteren bestmöglich schützen. Auch wenn die Vorbereitung auf die Prüfungen nicht so optimal wie ohne Corona ablaufen konnte, ist das in dieser außergewöhnlichen Situation hinnehmbar.

Unsere Schule hat uns trotz allem in dieser schwierigen Zeit wirklich sehr geholfen. Die Prüfungen wurden nach hinten verlegt und sollen einfacher gemacht werden. So kann ich mit diesen Umständen leben. In manchen Fächern wurde uns bereits bestätigt, dass nicht behandelte Themen wegfallen werden, während wir in anderen Fächern einfach noch abwarten müssen.

Zwei junge Männer mit Mund-Nasen-Schutz zu Corona-Zeiten

Wolfgang (rechts) mit mitmischen-Autor Ludwig – und natürlich mit Mundschutz. © privat

Wirtschaftsprüfung unter fairen Bedingungen

Aktuell bin ich gerade in der Wirtschaftsprüfung, bei der ich ein Probeprojekt zu einem speziellen Marketingthema eines Reisebüros erstellen muss. Hier ist zum Beispiel die Gestaltung eines Flyers oder das Aufsetzen eines Geschäftsbriefes gefordert. Wirtschaft ist das einzige Fach, bei dem wir trotz des Schulausfalls eigentlich kaum einen Nachteil haben, da die Prüfung vom Fachlehrer bestimmt wird und dieser sie speziell an den bereits unterrichteten Stoff anpassen kann.

Jetzt habe ich drei Wochen Zeit für die Bearbeitung der Prüfung. Die nächste findet dann etwa in einem Monat statt. Dafür erhalten wir sogar zusätzlich zum Unterricht kostenlose Stunden von unserem Lehrer, um Lücken, die aufgrund des Schulausfalls entstanden sind, zu schließen.

Chance für digitalere Schulen

Ich bin echt sehr froh, dass meine Schule eine Vorbildrolle für andere Schulen eingenommen hat. Das ist aber nur möglich, weil sich jeder an die Regeln hält und sein Bestes gibt.

Ich habe zwar persönlich nicht sehr viel Angst vor Corona, aber jetzt heißt es, zusammenhalten um die zu schützen, die wirklich Schutz brauchen. Und jede Krise bringt ja auch Chancen hervor. Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob die Chance, die Schule weiter zu digitalisieren, genutzt wird, ob das Thema auch nach er Krise weiter aktuell bleiben wird. Ich hoffe es.

Zur Person

Portraitfoto von mitmischen-Autor Ludwig Schaumburger
mitmischen-Autor

Ludwig Schaumberger

... ist 17 Jahre alt, kommt aus dem bayerischen Seeon und besucht aktuell die 11. Klasse eines Gymnasiums. Seine Freizeit verbringt er mit seinen Freunden oder bei der THW Jugend. Weil er so neugierig ist, kann er keine Information aufnehmen, ohne nicht sofort die Hintergründe per Suchmaschine zu recherchieren.

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