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CDU-Abgeordneter „Der Bedarf ist derzeit enorm“

Maik Beermann von der CDU/CSU findet Schulsozialarbeit wichtig. Den Antrag der Linken zum Thema unterstützt er trotzdem nicht. Warum, erklärt er hier.

Abgeordneter Maik Beermann im Bundestag

„Die Schulsozialarbeit hat in den letzten Jahren einen besonderen Stellenwert eingenommen“, sagt Maik Beermann. © Maik Beermann

Wenn Sie an Ihre eigene Schulzeit zurückdenken: Hätten Sie sich da Schulsozialarbeiter gewünscht?

An meiner Schule gab es Vertrauenslehrer, an die die Schüler sich wenden konnten, aber keine Schulsozialarbeiter. Ich hätte das auch nicht gebraucht. Wenn ich von der Schule nach Hause kam, war meine Mutter für mich da. Oder meine Großeltern. Ich hatte immer jemanden, der mit mir Hausaufgaben gemacht hat und mit dem ich Probleme besprechen konnte. Das ist heute nicht mehr überall so. Da hat sich die Gesellschaft verändert. Das ist ja auch völlig in Ordnung.

Brauchen wir deshalb heute Schulsozialarbeit?

Ja. Die Schulsozialarbeit hat in den letzten Jahren schon einen besonderen Stellenwert eingenommen. Und das liegt eben mitunter daran, dass Eltern Familie und Beruf miteinander vereinen müssen und weniger Zeit für ihre Kinder haben. Da springen Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter ein und helfen.

Haben wir in Deutschland zu wenige Schulsozialarbeiter?

Der Bedarf ist derzeit schon enorm. Von daher: Ja, wir haben aktuell zu wenige Schulsozialarbeiter. Natürlich wissen die Schulen selbst am besten, wie ihr Bedarf ist – und der ist sicher nicht an jeder Schule gleich. Aber der Markt an Schulsozialarbeitern ist leergefegt, das muss man leider so sagen.

Ist die Verteilung ungerecht, weil Schulsozialarbeit in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt wird?

Bildung ist bei uns nun mal Ländersache. Da sind die Länder in der Pflicht, entsprechend zu handeln. Wir als Bund haben uns ja schon beteiligt. Wir haben den Ländern Geld zur Verfügung gestellt. Das war mitunter ein Topf über 400 Millionen Euro. Die waren natürlich nicht ausschließlich für die Schulsozialarbeit gedacht, aber die Länder hatten durchaus die Möglichkeit, auch Schulsozialarbeit darüber zu organisieren.

Natürlich kann es passieren, dass die Länder unterschiedliche Prioritäten setzen und dadurch Ungerechtigkeiten entstehen. Aber es gibt natürlich auch einfach noch andere Problemlagen. Eltern erzählen mir, dass ihre Kinder nach der Schule zuhause als allererstes auf die Toilette gehen, weil die Schultoiletten in einem so schlechten Zustand sind, dass sie sich davor ekeln. Da muss man entscheiden: Was geht man zuerst an? Was stellt man vielleicht erst mal zurück?

Die Linke hat einen Antrag eingebracht, weil sie Schulsozialarbeit für alle Schüler gewährleisten will. Sie haben im Plenum gesagt: „Ich werde jetzt etwas tun, was selten vorkommt: Ich lobe einen Antrag der Linken.“ Was finden Sie gut daran?

Ich finde es gut, dass der Antrag den wichtigen Stellenwert der Schulsozialarbeit deutlich macht. Die Problematik, auf die der Antrag hinweist, ist akut und nicht von der Hand zu weisen.

Zustimmen wollen Sie dem Antrag trotzdem nicht. Warum nicht?

Die Forderung, dass der Bund das regeln soll, ist schwierig. In den Ländern sind Haushaltsüberschüsse vorhanden wie noch nie. Dagegen müssen wir im Bund schauen, wie wir einen ausgeglichenen Haushalt ab 2021 hinbekommen, wie wir also mit dem Geld, das uns zur Verfügung steht, gut auskommen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Schulsozialarbeit in Deutschland?

Wir können schon eine Lösung finden, bei der der Bund sich beteiligt. Aber es geht nicht, dass es immer nur heißt: Bund, gib Geld! – Und dann haben wir null Möglichkeiten, mitzubestimmen, wie das Geld ausgegeben wird. Wir gehen mit Steuergeldern um, das müssen wir gewissenhaft tun. Und für Schulsozialarbeit werden Steuergelder ausgegeben, um das noch mal klar zu sagen. Aber die Länder müssen eben auch ihren Part übernehmen und ihre Mittel sinnvoll einsetzen.

Über Maik Beermann

Maik Beermann (CDU/CSU) ist 38 Jahre alt und stammt aus Nieburg an der Weser. Er trat mit 16 Jahren in die Junge Union ein. Nach der Schule lernte er Bankkaufmann und studierte später Sparkassenbetriebswirt. Zunächst arbeitete er bei der Sparkasse. Nun ist er Bundestagsabgeordneter und als solcher Mitglied des Ausschusses Digitale Agenda und des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Nebenbei engagiert er sich unter anderem bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, dem Kinderhilfswerk und verschiedenen Vereinen.

(DBT/jk)

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