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Nationalsozialismus Politiker gedenken der Opfer

Die Verbrechen der Nazis gehören zu den grausamsten in der Geschichte der Menschheit. Diese Woche erinnert der Bundestag an die Opfer des Nazi-Terrors.

Handgeschriebenes Schild 'Never Forget' auf Steinen vor dem ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz

Jedes Jahr gibt es Gedenkveranstaltungen, auch in Auschwitz, dem größten Arbeits- und Vernichtungslager der Nazis. © picture alliance/NurPhoto/Beata Zawrzel

Der Plenarsaal wird zum Ort des Erinnerns: Am 27. Januar findet im Bundestag eine offizielle Gedenkstunde statt. Zu Gast sind Inge Auerbacher, 87, die als Kind die Verbrechen der Nazis überlebte, und der israelische Politiker Mickey Levy. Er ist Präsident der Knesset, wie das Parlament in Israel heißt.

Erinnern an die Opfer des NS-Terrors

Die Gedenkstunde hat seit vielen Jahren Tradition im Bundestag. Jedes Jahr rund um den 27. Januar erinnern die Abgeordneten an die Opfer des Nationalsozialismus. Anlass ist ein historisches Ereignis im Jahr 1945: Am 27. Januar vor mehr als sieben Jahrzehnten befreite die sowjetische Armee das Konzentrationslager Auschwitz. (Zum Verständnis: Die Sowjetunion war ein Staat in Osteuropa und Asien, zu dem Russland gehörte und der 1991 zerfiel).

Während der Zeit des Nationalsozialismus, kurz NS, waren in Auschwitz mehr als eine Million Menschen ermordet worden, die allermeisten von ihnen waren Jüdinnen und Juden. Sie galten den Nazis und ihrem Führer Adolf Hitler als Hauptfeind. Er behauptete, sie seien „minderwertige“ Menschen und machte sie zum Sündenbock für alles Schlechte. Millionen Frauen, Männer und Kinder wurden in Ghettos und Lager in Osteuropa verschleppt. Dort mussten sie unter grausamen Bedingungen leben und sehr hart arbeiten, bis viele starben oder die Nazis ermordeten sie gleich nach ihrer Ankunft.

Tagesordnung: Mordplan

Auschwitz im heutigen Polen war das größte dieser Arbeits- und Vernichtungslager. Es wurde zum Symbol für den Holocaust. So nennt man den systematischen Massenmord an den Juden Europas. Am Tag seiner Befreiung wird seit den 1990er Jahren an die vielen Opfer der NS-Diktatur erinnert.

In diesem Jahr ist im Parlament eine Ausstellung zu sehen, die sich mit einem besonderen Treffen beschäftigt, das sich Ende Januar zum 80. Mal jährt: die sogenannte Wannsee-Konferenz. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnete die Ausstellung „Unfreiwilliges Erinnern. Zur Bedeutung der Wannsee-Konferenz in Geschichte und Gegenwart“ am 12. Januar.

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Sehr umfassend könnt ihr euch in der ZDF-Mediathek über die Hintergründe der Wannsee-Konferenz informieren. Dort gibt es neben einer Dokumentation auch einen Spielfilm zum Thema, außerdem Informationsmaterialien für den Unterricht und kurze Video-Beiträge, unter anderem von dem YouTuber MrWissen2go.

Protokoll eines Verbrechens

Am 20. Januar 1942 kamen in einer Villa am Berliner Wannsee 15 hochrangige Nazis zusammen, um die „Endlösung der Judenfrage“ zu besprechen. In der menschenverachtenden Bürokratensprache der Nazis bedeutete der Ausdruck „Endlösung“ nichts anderes als Massenmord.

Zu diesem Zeitpunkt war die Deportation von Jüdinnen und Juden, also ihre Zwangsverschickung nach Osteuropa, bereits in vollem Gange. Täglich wurden Tausende gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Sie wurden in Waggons zusammengepfercht und in Ghettos und Lager verschleppt. Für die allermeisten war es eine Fahrt in den Tod.

Diskutiert wurde auf der Wannsee-Konferenz also nicht der Holocaust an sich, der war bereits beschlossen. Besprochen wurde seine Organisation, also der Mordplan für die Tötung von Millionen Jüdinnen und Juden in den von Deutschland besetzten Gebieten der Sowjetunion. Nachlesen lässt sich das in einem Protokoll, das einer der Anwesenden, Adolf Eichmann, schrieb. Er war Reichssicherheitshauptmann und organisierte die Deportation in die Ghettos und Lager.

Die Abgründe der Nazi-Behörden

Allerdings muss man zwischen den Zeilen lesen. Denn das, was Eichmann aufschrieb, ist eiskalte, verklausulierte NS-Sprache. Sie soll wohl verschleiern, wovon auf der Konferenz wirklich die Rede war: von der systematischen Ermordung von Menschen. Das Treffen am 20. Januar 1942 wurde zum Sinnbild für die kaltblütige bürokratische Planung der Nazi-Verbrechen.

Auf der Teilnehmerliste standen hochrangige Staatssekretäre, Männer der Schutzstaffel, der Polizei. Kurz: führende Vertreter des Staatsapparates. Sie alle sind aktiv eingebunden in den Völkermord, bei dem bis Kriegsende 1945 mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden getötet werden.

Gedenken am Ort des Grauens

Wer waren diese Menschen, die in einer Berliner Villa den systematischen Massenmord beratschlagten? Welche Folgen hatte dieses NS-Verwaltungshandeln? Und wie steht es um die Aufarbeitung ihres Tuns im Nachkriegsdeutschland?

Diese Fragen werden in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin aufgearbeitet. Letzte Woche fand dort anlässlich des Jahrestages eine große Tagung statt.

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