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Spitzenkandidaten Sie stehen zur Wahl

Anders als bei der Bundestagswahl hat man bei der Europawahl nur eine Stimme. Wer sind die Kandidaten, die die im Bundestag vertretenen Parteien an die Spitzen ihrer Listen gestellt haben? Wir stellen sie euch vor.

CDU/CSU
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Manfred Weber (CSU) © David Plas

Beschreiben Sie sich bitte kurz: Wer sind sie, was müssen junge Leute wissen, um sich ein Bild von Ihnen machen zu können?

Ich bin Manfred Weber, 46 Jahre alt, und komme aus Wildenberg, einem kleinen Dorf in Niederbayern. Ich bin Ingenieur für Physikalische Technik und Technischen Umweltschutz (FH), habe zwei kleine Firmen gegründet im Bereich Umwelt-, Qualitätsmanagement und Arbeitssicherheit und bin seit 2005 Abgeordneter im Europäischen Parlament, zuletzt als Vorsitzender der größten Fraktion im Europaparlament. Das ist die Fraktion der Europäischen Volkspartei, der EVP.

Für diese christdemokratische Partei trete ich bei der Europawahl als europaweiter Spitzenkandidat an. Ich kandidiere zugleich für das Amt des Kommissionspräsidenten. Außerdem bin ich Spitzenkandidat von CDU und CSU für die Europawahlen in Deutschland.

Ich engagiere mich seit meiner Jugend ehrenamtlich, damals in der katholischen Landjugend und der Jungen Union, und habe dabei meine Leidenschaft für die Politik entdeckt. Als ich 18 Jahre alt war, habe ich mich mit einem Interrail-Ticket auf den Weg quer durch Europa gemacht und zum ersten Mal gespürt, was es heißt, Europäer zu sein. Diese Idee, für ein gemeinsames Europa zu arbeiten, hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.

Warum sollte man Sie beziehungsweise Ihre Partei ins Europaparlament wählen?

Ich stehe für ein starkes Europa, das nah bei den Menschen ist. Während vielerorts in Europa leider wieder Kräfte der rechten und linken Populisten und Nationalisten auf dem Vormarsch sind, die das Europäische Parlament abschaffen oder das europäische Projekt komplett begraben möchten, sagen wir: Wir brauchen ein handlungsfähiges und geeintes Europa, um uns in einer globalisierten Welt behaupten zu können. Wer glaubt denn, dass China, die USA oder Russland für mehr globale Gerechtigkeit, bessere Sozialstandards, mehr Klimaschutz oder diplomatische Lösungen bei Konflikten sorgen? Dafür müssen wir Europäer eintreten.

Und ich stehe für ein Europa, das an morgen denkt, zum Beispiel beim Umwelt- und Klimaschutz. Ich bin stolz darauf, dass die EU die treibende Kraft für das Pariser Klimaabkommen war. Wir haben zudem viele neue Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers, für eine bessere Luft bis hin zu sicheren Lebensmitteln auf den Weg gebracht, zuletzt das Verbot von Wegwerfplastik.

Ein anderes für mich wichtiges Thema ist Forschung und Innovation. Ich habe vorgeschlagen, dass wir einen europaweiten Masterplan gegen Krebs vorlegen. Wenn wir zusammenarbeiten, können wir es in absehbarer Zeit schaffen, dramatische Krankheiten zumindest zu beherrschen.

Was ist Ihre Vision der EU?

Mein Ziel ist, dass sich die Menschen auch als Europäer begreifen und Europa als ihre Heimat empfinden. Ein Europa, das schützt und wo man sich wohlfühlt. Leider spüre ich in vielen Gesprächen, dass die EU und ihre Strukturen den Menschen fremd sind. Daher möchte ich die europäische Politik vor allem raus aus den Hinterzimmern und raus auf die Straße, auf die Marktplätze, ins Netz und in die Parlamente bringen. Um den gefühlten Graben zwischen Brüssel und den Menschen zu überwinden, muss sich die EU demokratisieren.

Wann haben Sie zuletzt mit Jugendlichen gesprochen und wie finden Sie im Alltag heraus, was junge Leute von der Europäischen Union erwarten?

Ich bin derzeit auf einer Zuhörtour durch ganz Europa unterwegs, da spreche ich mit vielen Leuten und nehme ihre Ideen und Gedanken zu Europa mit. Bei den einzelnen Stationen mache ich ganz bewusst auch regelmäßig Termine mit Jugendlichen aus, da mich ihr Blick auf Europa besonders interessiert – zuletzt beispielsweise mit Studenten in Madrid und Warschau, mit Schülern in Prag, Berufsschülern in Landshut oder auch Jugendgruppen in Auschwitz.

Erfreulicherweise wächst die junge Generation ganz selbstverständlich mit den Vorzügen Europas auf – Frieden, wirtschaftlicher Wohlstand, Stabilität und offene Grenzen. Was ich stark finde ist, dass viele junge Leute sich – auch einmal lautstark – zu Wort melden und ihre Vorstellung zur Zukunft Europas einbringen.

Über Manfred Weber:

Manfred Weber, geboren 1972, ist Mitglied der CSU und seit 2014 Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament, dem er seit 2004 angehört. Er tritt bei der Europawahl 2019 als Spitzenkandidat der EVP für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten an.

SPD
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Dr. Katarina Barley (SPD) © Katarina Barley

Beschreiben Sie sich bitte kurz: Wer sind sie, was müssen junge Leute wissen, um sich ein Bild von Ihnen machen zu können?

In meinem Leben spielt Europa eine große Rolle: Meine Kinder haben Großeltern aus vier europäischen Ländern, ich habe zwei Staatsangehörigkeiten und wohne im Vierländereck, dort, wo sich Deutschland, Frankreich, Luxemburg und Belgien berühren. Grenzen sind hier nicht viel mehr als eine Linie auf der Landkarte.

Gerade deshalb ist für mich die Idee von Verständigung und Freundschaft heute so klar und überzeugend wie niemals zuvor. Europa ist eine einzigartige Gemeinschaft, die unserem Kontinent seit mehr als 70 Jahren Frieden und wirtschaftlichen Zusammenhalt garantiert. Für mich persönlich ist Europa Vielfalt und Zusammenhalt, Fortschritt und Freiheit, und vor allem eins: Unsere Zukunft.

Warum sollte man Sie beziehungsweise Ihre Partei ins Europaparlament wählen?

Bei der Europawahl geht es darum, wie wir künftig zusammenleben wollen: Entweder nach dem Motto "Ich zuerst" - oder weltoffen, solidarisch und gemeinsam stark? Unsere Antwort ist ein Europa des sozialen Zusammenhalts und ein Europa der Bürgerinnen und Bürger. Dazu gehören faire Löhne: Gleiches Geld für gleiche Arbeit am gleichen Ort und natürlich die gleiche Bezahlung für Männer und Frauen. Ein europäischer Mindestlohn, der sich an der Wirtschaftskraft des jeweiligen Landes orientiert, führt dazu, dass viele Menschen mehr verdienen – auch in Deutschland.

Zu meinem sozialen Europa gehört es auch, der nächsten Generation die besten Chancen auf Bildung, Ausbildung und gute Jobs zu schaffen. Unser Ziel ist, dass jeder arbeitslose Jugendliche innerhalb von vier Monaten ein gutes Angebot für einen Job, eine Ausbildung oder ein Praktikum erhält. Deshalb sorgen wir dafür, dass Europa für die Jugend mehr Geld in die Hand nimmt. Damit jeder dazu seinen Beitrag bringt, wollen europaweit einheitliche Mindeststeuersätze einführen, das ist fair.

Was ist Ihre Vision der EU?

Für Europa brennt meine Partei seit ihrer Gründung. Für die "Vereinigten Staaten von Europa" hat die SPD schon mit ihrem Heidelberger Programm 1925 geworben. Wie viel weiter wären wir heute, wenn sich Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten damit durchgesetzt hätten? Europa ist eine einzigartige Gemeinschaft, die unserem Kontinent seit mehr als 70 Jahren Frieden und wirtschaftlichen Zusammenhalt garantiert. Mein Europa der Zukunft ist aber besonders auch ein Europa des sozialen Zusammenhalts, ein Europa der Bürgerinnen und Bürger.

Wann haben Sie zuletzt mit Jugendlichen gesprochen und wie finden Sie im Alltag heraus, was junge Leute von der Europäischen Union erwarten?

Jungen Leuten begegne ich überall: Beruflich und privat, bei Veranstaltungen und auf der Straße, im direkten Gespräch oder in sozialen Netzwerken. Für mich zählt der Dialog mehr als große Bühnenreden. Ich finde es großartig, dass sich so viele Jugendliche engagieren, zum Beispiel für den Klimaschutz demonstrieren. Und die Schülerinnen und Schüler, die Freitag für Freitag für ihre Zukunft auf die Straße gehen, vor denen habe ich hohen Respekt. Das zeigt doch, dass junge Leute politisch viel aktiver sind, als es oft heißt. Ich möchte, dass sie schon mit 16 Jahren wählen können, denn wir wollen mit ihnen entscheiden, nicht über sie.

Über Katharina Barley:

Dr. Katharina Barley, geboren 1968, ist Mitglied der SPD und seit 2013 Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Trier. 2017/18 war sie Bundesfamilienministerin, aktuell ist sie Bundesjustizministerin. Sie ist Spitzenkandidatin der SPD bei den bevorstehenden Europawahlen.

AfD
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Jörg Meuthen (AfD) © Presse

Beschreiben Sie sich bitte kurz: Wer sind sie, was müssen junge Leute wissen, um sich ein Bild von Ihnen machen zu können?

Ich bin Bundessprecher der Alternative für Deutschland und EU-Abgeordneter. Vor meiner politischen Laufbahn war ich als Hochschullehrer für Volkswirtschaftslehre tätig. Ich bin verheiratet und stolzer Vater von fünf Kindern.

Warum sollte man Sie beziehungsweise Ihre Partei ins Europaparlament wählen?

Die AfD verteidigt europäische Werte und steht für ein Europa der Vaterländer, des Wettbewerbs und der Vielfalt. Die anderen Parteien hingegen frönen dem linken Zeitgeist und gefährden diese ureuropäischen Werte, indem sie immer mehr Kompetenzen an Brüssel abtreten. Regionale und nationale Interessen werden immer weniger berücksichtigt, weil die Distanz zwischen den Entscheidern in Brüssel und den Bürgern Europas immer größer wird.

Das führt auf Dauer zu einer Entfremdung der Bürger von der EU und zu Konflikten zwischen den einzelnen Staaten, sei es wegen der völlig fehlkonstruierten Euro-Währung, sei es wegen der Migrationskrise oder wegen anderer Probleme. Einer unserer Ansätze, um diese Konflikte zu lösen, ist die direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild. Häufig sind es die Bürger vor Ort, die besser wissen, was für sie gut ist. Politiker und Bürokraten im weit entfernten Brüssel sind dazu oftmals nicht in der Lage.

Was ist Ihre Vision der EU?

Mir schwebt ein Europa der Vaterländer vor, in dem nationale, regionale und kulturelle Eigenheiten geachtet und verteidigt werden. Wenn Politiker wie Orban in Ungarn, Salvini in Italien, Strache in Österreich oder Kaczynski in Polen die nationalen Interessen ihrer Länder verteidigen, die der Vision der Vereinigten Staaten von Europa zuwider laufen, dann verdient das Lob.

Stattdessen aber wird deren Politik auf EU-Ebene krampfhaft bekämpft. Das schadet Europa. Der große Ökonom Wilhelm Röpke hat richtigerweise erkannt, dass es ,"das Wesen Europas ausmacht, eine Einheit in der Vielfalt zu sein, weshalb dann alles Zentristische Verrat und Vergewaltigung Europas ist"’. Die Europäische Union muss lernen, nationale Eigenheiten zu respektieren und sollte sich nicht anmaßend und arrogant über diese hinwegsetzen.

Wann haben Sie zuletzt mit Jugendlichen gesprochen und wie finden Sie im Alltag heraus, was junge Leute von der Europäischen Union erwarten?

Als Vater von fünf Kindern spreche ich fast täglich mit Jugendlichen. Als Hochschullehrer habe ich immer mit jungen Menschen zu tun gehabt. Einerseits sind junge Menschen oft stolz darauf, Europäer zu sein, andererseits sehen sie sich zunehmenden Gefahren ausgesetzt, die maßgeblich durch die Europäische Union geschaffen wurden: Das Chaos im Zuge der Migrationskrise, die Enteignung fleißiger und sparender Bürger durch die unrechtmäßige Eurorettungspolitik, aber auch hohe Jugendarbeitslosigkeit.

Diesen jungen Menschen versuche ich verständlich zu machen, dass wir die Europäische Union an Haupt und Gliedern reformieren sollten, und zwar dahingehend, dass die EU sich auf ihre wesentlichen Aufgaben beschränkt, diesen dann aber umso wirkungsvoller nachgeht, etwa wenn es um die Sicherung unserer Außengrenzen geht.

Über Jörg Meuthen:

Jörg Meuthen, geboren 1961, ist seit Juli 2015 einer von zwei Bundessprechern der AfD, seit Ende 2017 ist Meuthen Mitglied im EU-Parlament und dort stellvertretender Fraktionsvorsitzender der EFDD (Europa der Freiheit und der direkten Demokratie). Er ist Spitzenkandidat seiner Partei für die Wahl zum Europäischen Parlament im Mai 2019.

FDP
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Nicola Beer (FDP) © Laurence_Chaperon

Beschreiben Sie sich bitte kurz: Wer sind sie, was müssen junge Leute wissen, um sich ein Bild von Ihnen machen zu können?

Ich bin Tochter, Schwester, Mutter und Ehefrau. Seit über 20 Jahren engagiere ich mich in der Politik, weil ich an die Talente jedes einzelnen glaube und dazu beitragen möchte, dass Jede und Jeder die Möglichkeit bekommt, sich seinem Potenzial entsprechend zu entfalten. Dass jeder mit Fleiß und Mut etwas erreichen kann. Ich bin Frankreich-Fan und fühle mich in Frankreich genauso zuhause wie in Deutschland - das hat sicher dazu beigetragen, dass ich so eine überzeugte und leidenschaftliche Europäerin geworden bin. Ich brenne für Europa – es ist das größte Projekt für Frieden, Sicherheit und Wohlstand, das es je gab.

Warum sollte man Sie bzw. ihre Partei ins Europaparlament wählen?

Weil wir wichtige Reformen anstoßen und neue Ideen und innovative Techniken voranbringen wollen. Ein geeintes Europa ist großartig. Doch wir müssen die Europäische Union grundlegend umbauen, damit sie schneller handelt und nicht ewig debattiert. Stillstand und Verkrustungen müssen aufgebrochen werden. Nur so profitieren die Bürgerinnen und Bürger quer durch Europa auch in ihrem Alltag.

Europa muss zudem zum Kontinent für neue Ideen und innovative Techniken werden. Wir müssen mehr Geld in Bildung, Forschung und Entwicklung sowie Infrastruktur stecken. Und wir brauchen den Mut, neue Idee zu befördern, und gerade kleinen Unternehmen und Startups faire Marktchancen zu sichern. Exzellente Bildung und Forschung in Europa sind unverzichtbar, wenn Europa in der sich rasend schnell verändernden Welt weiter wirtschaftlich an der Spitze mitspielen will. So erreichen wir das persönliche Vorankommen jeder und jedes Einzelnen und den Wohlstand des ganzen Kontinents.

Was ist Ihre Vision der EU? Geht diese eher Richtung Republik Europa oder Richtung weg mit der EU?

Einheit in Vielfalt. Also eine Europäische Union, die sich auf die großen Herausforderungen konzentriert, die wir nicht mehr auf nationaler Ebene lösen können. Beispiele sind Migration, innere und äußere Sicherheit, Freihandel und fairer Wettbewerb, Einsatz für Frieden, Abrüstung und Menschenrechte. Alle anderen Entscheidungen sollten wir den Menschen vor Ort überlassen. Das bringt auf beiden Ebenen die besten Lösungen: Europäisch eine starke gemeinsame Stimme im internationalen Wettbewerb. In den Regionen bürgernahe Entscheidungen, die die ganze Vielfalt der Potentiale vor Ort nutzt.

Wann haben Sie zuletzt mit Jugendlichen gesprochen und wie finden Sie im Alltag heraus, was junge Leute von der Europäischen Union erwarten?

Gespräche mit Jugendlichen habe ich bald täglich, ob bei Veranstaltungen, wie zum Beispiel mit Schulklassen, Jugendgruppen oder ähnlichem, oder durch die Sozialen Medien, vor allen bei Instagram. Zudem ergeben sich durch unsere sechs Kinder (Patchwork-Familie) zwischen 14 und 24 Jahren sowie ihren vielzähligen Freunde ungeschminkte Einblicke in die Erwartungen junger Menschen an Europa. Gleichzeitig versuche ich, Jugendliche für ein Engagement für Europa zu motivieren. Denn die Freiheit, der Frieden und Wohlstand, die Europa uns bringen, sind keine Selbstverständlichkeit. Jungen Menschen möchte ich sagen: Setzt euch für eure Zukunft ein!

Über Nicola Beer:

Nicola Beer, geboren 1970, ist Generalsekretärin der FDP, war Mitglied des hessischen Landtages und Ministerin in Hessen. Seit 2017 sitzt sie für den Wahlkreis Frankfurt am Main I im Bundestag. Sie ist Spitzenkandidatin der FDP bei den bevorstehenden Europawahlen.

Die Linke
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Martin Schirdewan ist einer von zwei Spitzenkandidaten der Partei Die Linke für die Europawahl © PR

Beschreiben Sie sich bitte kurz: Wer sind sie, was müssen junge Leute wissen, um sich ein Bild von Ihnen machen zu können?

Mein Name ist Martin Schirdewan. Ich bin 43 Jahre alt und stamme aus Berlin, wo ich auch studiert habe. Seit November 2017 bin ich Abgeordneter des Europäischen Parlaments, in dem ich mich um Steuergerechtigkeit und Verbraucherschutz kümmere. Ich bin Mitglied der Partei Die Linke, da sie in meinen Augen die einzige ist, die sich glaubwürdig für Gleichberechtigung, Demokratie und Frieden und gegen den Rechtsruck einsetzt.

Warum sollte man Sie beziehungsweise Ihre Partei ins Europaparlament wählen?

Es bedarf einer starken Linken im Europäischen Parlament, weil die soziale Frage eine europäische Zukunftsfrage ist. In Deutschland und in Europa wird die Schere zwischen arm und reich immer größer. In Südeuropa herrscht eine Jugendarbeitslosigkeit von 30 Prozent. Bildung können sich häufig nur die leisten, deren Eltern genug im Portemonnaie haben.

Hunderttausende Jugendliche gehen, vollkommen zu Recht, freitags auf die Straße, um gegen die Klimapolitik der Regierenden und für ihre Zukunft zu demonstrieren. Um das zu ändern, setzt sich Die Linke für einen europäischen Mindestlohn und eine EU-Arbeitslosenversicherung und für den sozial-ökologischen Umbau mit einem Ausstieg aus der Kohleenergie bis 2030 ein.

Wir tun das, damit die heute jungen Leute in 20 oder 40 Jahren ein sorgenfreies und gelingendes Leben führen können. Im Gegensatz zu anderen Parteien sagen wir das nicht nur, sondern setzen uns auf der Straße und bei Abstimmungen im Parlament geschlossen dafür ein.

Was ist Ihre Vision der EU?

Für Die Linke liegt die Lösung vieler Probleme in gemeinsamer europäischer Politik. Es gibt viele internationale Aufgaben, die es zu lösen gilt: Klimawandel, Migration, Flucht, Steuergerechtigkeit und soziale Sicherungssysteme. All diese Punkte können nur sinnvoll beantwortet werden, wenn alle Länder der EU sich daran beteiligen.

Aber die Antworten auf die Aufgaben müssen dabei immer die Interessen der Menschen, die in der EU leben, berücksichtigen. Sie müssen diese in den Mittelpunkt der Politik rücken. Zurzeit beobachten wir eine Politik, die sich an den Profitinteressen der Konzerne und Unternehmen orientiert, dadurch werden viele Menschen abgehängt und können am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilnehmen. Das will Die Linke ändern.

Wann haben Sie zuletzt mit Jugendlichen gesprochen und wie finden Sie im Alltag heraus, was junge Leute von der Europäischen Union erwarten?

Im März haben die Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future die europäische Linkspartei, und damit auch mich, in Straßburg besucht. Auch in meinem privaten Umfeld habe ich viel mit jungen Leuten zu tun. Ich arbeite mit dem Jugendverband (linksjugend.solid) und auch dem Studierendenverband (Die Linke.SDS), zusammen. Da sprechen wir viel über die Sorgen vor dem Klimawandel oder über die Angst vieler, nach der Schule, der Ausbildung oder dem Studium keinen Job zu finden, von dem man leben kann. Die Erwartungen an die EU sind verständlicherweise die Lösung dieser Probleme und Sorgen, die ja auch einfach wären, wenn der politische Wille bei allen Parteien vorhanden wäre.

Über Martin Schirdewan:

Matin Schirdewan, geboren 1975, wurde 2012 in den Parteivorstand der Linken gewählt und leitete 2015 bis 2017 das Europabüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Brüssel. Durch die Wahl des EP-Abgeordneten Fabio De Masi in den 19. Deutschen Bundestag bei der Bundestagswahl 2017 rückte Schirdewan in das Europäische Parlament nach. Bei der Europawahl 2019 kandidiert er als einer von zwei Spitzenkandidaten der Partei Die Linke.

Bündnis 90/Die Grünen
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Ska Keller ist eine von zwei Spitzenkandidaten der Grünen für die Europawahl. © European Green Party

Beschreiben Sie sich bitte kurz: Wer sind sie, was müssen junge Leute wissen, um sich ein Bild von Ihnen machen zu können?

Ich bin Ska Keller, 37 Jahre alt, und aufgewachsen in Guben, an der deutsch-polnischen Grenze als es noch den Eisernen Vorhang, also die Trennung von Ost und West im Kalten Krieg, gab. Europa ist für mich das Zusammenbringen von Menschen über Grenzen hinweg und die Absage an den Nationalismus. Es ist der Ort, an dem wir gemeinsam die Weichen für die Zukunft stellen. Ich war Vorsitzende der Europäischen Grünen Jugend und bin seit zweieinhalb Jahren Vorsitzende der Grünen Fraktion im Europäischen Parlament. Als deutsche und europäische Spitzenkandidatin für die Europawahlen kämpfe ich dafür, dass Europa ökologischer, sozialer und demokratischer wird.

Warum sollte man Sie beziehungsweise Ihre Partei ins Europaparlament wählen?

Wir Grüne sind die treibende politische Kraft beim Kampf gegen den Klimawandel und stehen entschlossen an der Seite derjenigen, die Klimaschutz fordern. Es gibt nur noch ein sehr begrenztes Zeitfenster, in dem wir überhaupt noch etwas tun können. Deshalb ist es wichtig, so schnell wie möglich zu handeln und den Planeten zu retten, damit Stürme und Hochwasser, Temperaturrekorde und anhaltende Dürreperioden in Zukunft nicht zur dauerhaften Realität in Europa werden.

Was mir darüber hinaus besonders am Herzen liegt, ist, dass Europa seine Menschlichkeit nicht über Bord wirft. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Tausende von Menschen im Mittelmeer ertrinken. Das ist eine Schande! Wir Grüne stehen mit klarer Haltung gegen Fremdenhass und Menschenfeindlichkeit. Wir setzten uns dafür ein, dass Europa Menschen rettet und seiner humanitären Verpflichtung gegenüber Flüchtlingen gerecht wird.

Was ist Ihre Vision der EU?

Ein starkes und solidarisches Europa, das zusammensteht für eine bessere Zukunft für alle. Europa ist herausgefordert wie nie zuvor. Es ist keine abstrakte Gefahr mehr, dass die EU in den Nationalismus zurückfallen könnte. Das wollen wir unbedingt verhindern. Dafür darf Europa aber nicht so bleiben wie es ist. Wir müssen es verbessern, ja neu begründen! Ein Europa der Bürgerinnen und Bürger, ein geeintes und soziales Europa. Nur ein solches Europa wird die Stärke haben, in einer sich stetig wandelnden Welt zu bestehen.

Wann haben Sie zuletzt mit Jugendlichen gesprochen und wie finden Sie im Alltag heraus, was junge Leute von der Europäischen Union erwarten?

Auf unsere Initiative hin waren mehr als 50 Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten von Fridays for Future aus ganz Europa neulich bei uns im Europaparlament und haben mit uns diskutiert. Ich brauche aber keine besonderen Anlässe, um mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. Für mich ist das ganz normal, denn darum geht es letztlich in der Politik, die Welt für die kommenden Generationen so zu hinterlassen, wie man es selbst von seinen Eltern und Großeltern erwarten würde.

Über Ska Keller:

Ska Keller, geboren 1981, sitzt seit 2009 für die Grünen im Europäischen Parlament. Seit 2016 ist sie Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament und kandidiert nun als eine der zwei Spitzenkandidaten für die EU-Wahl 2019.

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