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Saskia Weishaupt (Grüne) „Es ist eine Abwägungsfrage“

Impfpflicht: ja oder nein? Und wenn ja: wie? mitmischen.de hat die Obleute aller Fraktionen im Gesundheitsausschuss befragt. Saskia Weishaupt (Grüne) plädiert für eine Impfpflicht ab 18.

Die Frage, ob es eine Corona-Impfpflicht geben soll, wird derzeit überall heiß diskutiert. Wie steht Ihre Fraktion dazu?

Die Frage, ob es eine Pflicht zur Impfung geben sollte, ist wirklich keine einfache. Deshalb ist es, denke ich, nicht verwunderlich, dass es dazu auch bei uns in der Fraktion ganz unterschiedliche Meinungen gibt, die in Ruhe diskutiert werden müssen.

Am 26. Januar haben Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen stundenlang im Plenum diskutiert. Hat diese Debatte geholfen, das Thema voranzubringen?

Ich finde schon. Die Debatte war in meinen Augen sehr ehrlich und sachlich. Ich konnte nachvollziehen, warum zum Beispiel manche Abgeordnete für eine Impfpflicht ab 50 sind, andere für eine Impfpflicht schon ab 18. Mich persönlich hat die Debatte in meiner Meinung noch mal bestärkt.

Wie ist denn Ihre persönliche Meinung: Brauchen wir eine allgemeine Impfpflicht?

Ich bin für eine allgemeine Impfpflicht ab 18 Jahren. Davon erhoffe ich mir zwei Dinge: Das erste Ziel ist, dass wir das Gesundheitssystem nicht überlasten, sodass im Notfall alle Patienten im Krankenhaus versorgt werden können. Das zweite Ziel ist, dass wir eine höhere Impfquote erreichen, damit wir alle besser geschützt sind – auch die, die sich nicht impfen lassen können, zum Beispiel kleine Kinder oder Risiko-Patientinnen und Patienten, die etwa eine Krebserkrankung haben.

Mir ist wichtig, dass wir die besonders Gefährdeten immer im Blick haben. Für mich endet die Freiheit des Einzelnen da, wo sie die Freiheit eines Anderen einschränkt. Die Frage nach der Impfpflicht ist eine Abwägungsfrage. Ich persönlich komme zu dem Schluss, dass eine Impfpflicht ab 18 die beste Lösung ist.

In der Regel bringen im Bundestag die Fraktionen Anträge ein. Bei diesem Thema soll es aber Anträge von Abgeordneten geben, die sich in Gruppen zusammenschließen, auch über Fraktionsgrenzen hinweg. Eine gute Idee?

Ja. Die Frage nach einer gesetzlichen Impfpflicht ist besonders schwer zu beantworten. Deshalb finde ich es sehr gut, dass wir im Plenum so lange darüber debattiert haben und jede einzelne Person ihre eigenen Erfahrungen und Eindrücke mit einbringen konnte. Ein junger Mensch hat eine andere Perspektive auf das Thema als zum Beispiel jemand, der schon älter ist. Darüber sollten wir offen und ehrlich diskutieren. Die Gesellschaft hat es verdient, dass wir bei so einer schwierigen Abwägung hier im Bundestag offen, ehrlich und auch über Fraktionsgrenzen hinweg diskutieren.

Das Thema Corona wird den Gesundheitsausschuss in den nächsten Wochen sicher noch stark beschäftigen. Welche Fragen sind Ihnen jenseits einer eventuellen Impfpflicht noch wichtig?

Ein Thema, das mir besonders wichtig ist, ist der Mangel an Pflegekräften. Das ist in der Pandemie noch deutlicher geworden. Wir haben kaum noch junge Leute, die eine Pflegeausbildung machen wollen. Deshalb müssen wir dringend die Ausbildungs- und die Arbeitsbedingungen verbessern, damit Menschen wieder gerne in diesen Bereich gehen, der so wichtig ist. Auf kurz oder lang sind wir alle auf Pflege angewiesen – ob wir als junger Mensch mit einem gebrochenen Arm ins Krankenhaus kommen oder im Alter gepflegt werden müssen.

Über Saskia Weishaupt

Saskia Weishaupt ist 1993 in Hannover geboren. Sie hat Politikwisschaft und Geschichte studiert. Seit 2016 ist sie Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Bevor sie 2021 in den Bundestag einzog, war sie Landessprecherin der Grünen Jugend in Bayern. Mehr erfahrt ihr auf ihrem Profil auf bundestag.de.

(jk)

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