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Pro und Contra Managergehälter begrenzen

Deckel drauf oder Unternehmensentscheidung? Sowohl Linke als auch FDP haben zu Managergehältern Anträge in den Bundestag eingebracht. Hier argumentieren Fabio de Masi (Linke) und Reinhard Houben (FDP) für und wider eine Begrenzung bei Top-Verdienern.

Portraitfotos

Fabio de Masi (Die Linke) und Reinhard Houben (FDP) © Karin Desmarowitz und © PR

Pro

Fabio de Masi (Die Linke): 20-fach ist das Limit!

Manager verwechseln Unternehmen oft mit einem Selbstbedienungsladen. Der Rubel rollt – selbst wenn Manager wie bei den Autokonzernen in Straftaten wie Abgastricks verwickelt sind und Arbeitsplätze gefährden. Managergehälter gehen durch die Decke – aber haben oft nichts mehr mit Leistung oder Verantwortung für das Unternehmen zu tun. Eine VW-Managerin, die für die Einhaltung von Gesetzen verantwortlich war, kassierte eine Abfindung von über 12 Millionen Euro und eine Rente von 8.000 Euro. Pro Monat! Und das, obwohl sie nur 13 Monate bei VW gearbeitet hatte und das Unternehmen in zahlreiche Abgastricks verwickelt war.

Realität: das 71-fache

Die Vorstände der größten Börsenunternehmen in Deutschland verdienen im Schnitt das 71-fache ihrer Angestellten im Jahr. Die Vorsitzenden des Vorstands kassieren pro Jahr sogar das 97-fache ihrer Angestellten. Das bedeutet, dass ein Manager nach dreieinhalb Tagen mehr verdient hat als der durchschnittliche Angestellte des Unternehmens im ganzen Jahr. Aber leisten Manager wirklich das 71-fache eines Ingenieurs oder Hausmeisters?

Maximal das 20-fache

In den 1980er Jahren erhielten die Chefs deutscher Unternehmen im Schnitt nur das 15-fache eines Angestellten. Sind Manager so viel besser geworden? Die Linke will Managergehälter auf das 20-fache der niedrigsten Gehälter im Unternehmen begrenzen. Der Präsident des Weltwirtschaftsforums in Davos, auf dem sich die Reichen und Mächtigen treffen, Klaus Schwab, fordert dies auch. Der Bankier und Gründer der heutigen Morgan & Stanley Bank, John Pierpont Morgan, hatte am Ende des 19. Jahrhunderts bereits für sein Unternehmen festgelegt, dass der bestbezahlte Manager nicht mehr als das 20-fache des am schlechtesten bezahlten Angestellten verdienen dürfe.

Kein Steuervorteil, keine hohen Boni

Man sollte der Auszahlung sehr hoher Managergehälter außerdem entgegenwirken, indem Unternehmen die Gehälter nur bis maximal eine halbe Million Euro als Kosten von der Steuer absetzen können. Dann gilt: je höher das Gehalt, desto teurer für das Unternehmen. Fette Bonuszahlungen an Manager, also sehr hohe zusätzliche Zahlungen zum Gehalt, zum Beispiel in Form von Aktienpaketen, wollen wir verbieten. Das schützt auch die Unternehmen davor, dass Manager sie für den Profit der Aktionäre ausschlachten und so den langfristigen Erfolg der Unternehmen gefährden. Der Regierung fehlt jedoch der Mut, sich mit den Konzernbossen anzulegen.

Contra

Reinhard Houben (FDP): Unternehmen entscheiden

Bei den Spitzengehältern von Managern sagen die Leute oft: "Das ist doch nicht gerecht!" Besonders, wenn man zuvor von den Leistungen eines Managers nur Schlechtes gehört hat. Für viele gilt dabei tatsächlich das gleiche wie für Fußballer, Models oder Musikerinnen. Ihre Gehälter sind nicht nachvollziehbar.

Wen stört's?

Doch wen sollte das wirklich stören? Den Staat? Die Allgemeinheit? Nein! Die Antwort ist klar: diejenigen, die die Gehälter bezahlen müssen. Bei Managern sind das die Unternehmen oder genauer, die Eigentümer der Unternehmen. Und eben diese müssen somit entscheiden, wie viel ihnen die Arbeit einer bestimmten Person wert ist.

Staat soll nicht eingreifen

Wenn die Eigentümer in der Verantwortung stehen, ist es weder Recht noch Pflicht des Staates, in die Höhe der Managergehälter einzugreifen. Denn wenn die Eigentümer ihren Managern zu viel bezahlen, schadet das nur ihnen selbst.

Oft treffen die Eigentümer jedoch gar nicht persönlich die Entscheidungen. Bei großen Aktiengesellschaften bestimmt der Aufsichtsrat die Vergütung des Vorstands. Mitglieder der Aufsichtsräte sind jedoch meist noch in anderen Unternehmen tätig. Die auf diese Weise entstehenden Netzwerke verursachen Interessenskonflikte. Bei überhöhten Managergehältern besteht daher häufig der Verdacht, dass der Aufsichtsrat nicht nur im Interesse der Eigentümer gehandelt habe.

Rechte der Eigentümer stärken

Ich bin der Überzeugung, dass hier nur eine Stärkung der Eigentümerrechte hilft. Sie müssen ihre Interessen sowohl dem Aufsichtsrat als auch dem Vorstand gegenüber durchsetzen können. Bei Aktiengesellschaften sollte die Hauptversammlung ein stärkeres Mitspracherecht haben, wenn es um die Vergütungspolitik des Unternehmens geht. Denn das höchste Anliegen der Eigentümer ist der langfristige Erfolg ihres Unternehmens. Sie müssen entscheiden, was eine angemessene Vergütung der Vorstandsmitglieder ist.

Die Debatte über Managergehälter ist wichtig. Wir brauchen jedoch auch eine Diskussion über den Willen zum Aufstieg, über Bildung, Gründergeist und Unternehmertum. Wir wollen junge Leute ermutigen, nach Erfolg zu streben und Verantwortung zu übernehmen. Wenn sie das tun, haben sie auch überdurchschnittliche Gehälter verdient.

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