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Vorherige Berufe von Abgeordneten: Manuel Krauthausen (AfD)

Runter vom Dach, rein in den Bundestag

Bevor Manuel Krauthausen (AfD) 2025 zum Bundestagsabgeordneten gewählt wurde, hat er jahrelang als Schornsteinfeger gearbeitet. Was die größte Umstellung war und warum ihm sein handwerksberuflicher Hintergrund bei seiner politischen Arbeit hilft, erzählt er im Interview.

Eine Collage zeigt auf beiden Bildern einen jungen Mann in schwarzer Kleidung, der auf einem Dach steht und einen Schornstein reinigt.

Besonders das Klettern vermisst Manuel Krauthausen (AfD) an seinem alten Beruf. © privat

Herr Krauthausen, was haben Sie beruflich gemacht, bevor Sie Abgeordneter geworden sind?

In erster Linie war ich Schornsteinfeger. 2018 habe ich meinen Gesellenbrief gemacht. Schornsteinfeger ist ein super schöner Beruf. Man kommt viel rum und sammelt auch viel Lebenserfahrung. Wo man kehrt, ist nach sogenannten Kehrbezirken geregelt, und da arbeitet man dann sowohl bei der Oma, die nicht viel Geld hat und am Ende des Monats gucken muss, wie sie hinkommt, als auch bei super reichen Leuten, wo man dann in einer Villa den offenen Kamin kehrt.

2024 habe ich noch meine Ausbildung zum Gebäudeenergieberater abgeschlossen. Das Thema wird immer wichtiger, während Schornsteine fegen immer weniger wird, weil immer weniger Leute einen Kamin haben.

Wie hat Ihr Umfeld auf den Berufswechsel zum Bundestagsabgeordneten reagiert?

Teils, teils. Die große Mehrheit hat sich für mich gefreut. Einige wussten vorher nicht, dass ich politisch aktiv war, weil ich erst dreieinhalb Jahre in der AfD gewesen bin und jetzt direkt den Sprung in den Bundestag geschafft habe, womit ich auf Listenplatz 24 in NRW gar nicht gerechnet hatte. Dass das jetzt direkt geklappt hat von null auf 100, freut mich da umso mehr. Aber es gibt viele Leute, die mir jetzt nicht mal mehr Hallo auf der Straße sagen, seit sie erfahren haben, für welche Partei ich im Bundestag bin. In manchen Fällen tut das auch weh, aber dafür habe ich in der Partei Freunde gefunden, was das dann wieder ausgleicht.

Was war die größte Umstellung von dem einen auf den anderen Beruf für Sie?

Die größte Umstellung ist: Ich muss jetzt nicht mehr so oft duschen wie früher. (lacht) Das war früher wirklich schlimm als Schornsteinfeger: Man geht nach der Arbeit duschen und wenn ich danach ins Fitnessstudio gegangen bin, kam trotzdem Ruß aus den Poren, sobald man anfängt zu schwitzen. Und ich sag auch immer wieder, wenn Politiker sich darüber beschweren, dass es stressig ist: Das ist nicht damit zu vergleichen, wie ein Handwerker acht Stunden körperlich arbeitet und kaputt nach Hause kommt. Da bin ich schon froh.

Mir lag es eh immer zu reden und deswegen würde ich sagen: Ich habe jetzt mein Hobby zum Beruf gemacht. So viel Glück haben wenige Menschen. Dafür bin ich auch sehr dankbar. Und ich möchte jetzt auch den Erwartungen gerecht werden und hier einen guten Job machen.

Welche Fähigkeit aus dem Beruf als Schornsteinfeger ist Ihnen im Beruf als Abgeordneter sehr nützlich?

Auf jeden Fall auf unterschiedliche Menschen einzugehen. Als Schornsteinfeger kommt man in Wohnungen rein, da sieht es aus wie geleckt mit Marmorfliesen und die Leute entschuldigen sich, wenn irgendwo noch ein Glas auf dem Tisch steht. Auf der anderen Seite kommt man auch in Wohnungen rein, da will man eigentlich noch nicht mal den Koffer absetzen. Man trifft Leute, die einen schweren Schicksalsschlag erlebt haben und nicht mehr klarkommen. Da kriegt man auch traurige Geschichten erzählt, was dann bei dem Zeitdruck schwierig ist. Man muss ja in der Regel seine 20 Buden machen und dann zählt jede Minute. Aber trotzdem hört man sich natürlich auch mal das Klagen der Menschen an, und ich finde, dadurch kriegt man auch eine bessere Menschenkenntnis. Immer wenn man mit Menschen in Kontakt ist, ist das lehrreich.

Identifizieren Sie sich noch über Ihren Beruf als Schornsteinfeger?

Ja, das ist auf jeden Fall ein Teil meines Lebens. Ich war sieben Jahre Schornsteinfeger. Ich war auch immer im gleichen Kehrbezirk. Das heißt, man baut auch eine gewisse Bindung zu seinen Kunden auf und man kennt sich, man ist per Du. Manche wissen zum Beispiel: Ich bin kein Kaffeetrinker, ich bin schon die Red-Bull-Generation. Und ich hatte manche Kunden, die haben mich dann empfangen und hatten schon direkt eine Dose Red Bull für mich bereitgestellt. Das ist natürlich auch schön.

Ich vermute auch, dass sich viele Wähler durch den Handwerksberuf mit mir identifizieren können. Denn man weiß, Leute, die körperlich gearbeitet haben, die wissen, was es bedeutet, Geld mit ihren bloßen Händen zu verdienen. Und ich werde versuchen, niemals zu vergessen, wie schwierig es auch sein kann, Geld zu verdienen, und immer wieder an die Leute denken, die jeden Tag morgens um 6 Uhr aufstehen und sich den Rücken kaputt arbeiten, nur damit sie dann am Ende eine kleine Rente kriegen. Für die will ich mich hier einsetzen.

Und vermissen Sie etwas aus Ihrem alten Beruf?

Ja, das Klettern. Klar, es müssen keine 20 Häuser mehr am Tag sein, das ist dann schon anstrengend. Aber manchmal wenn ich hier durch Berlin gehe und ich sehe ein gutes Dach, dann denke ich mir dann auch manchmal: Jetzt da einfach mal hoch gehen, die Aussicht genießen, das wäre schon noch mal schön. Aber wenn es dann regnet, da bin ich dann schon froh, dass ich nicht auf die Dächer rauf muss.

Zur Person

Manuel Krauthausen

… ist seit 2025 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er vertritt die AfD-Fraktion als Ordentliches Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

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