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Klima Der Preis ist heiß

CO2-Ausstoß muss richtig viel Geld kosten, meinen Umweltaktivisten, damit wir weniger davon freisetzen. Vom Umweltausschuss eingeladene Experten waren darüber geteilter Meinung.

Schilder auf einer Demonstration.

Die Forderungen von Klimaaktivisten sind deutlich. Experten meinen hingegen: alles nicht so einfach. © picture alliance/xim.gs

Was darf's denn kosten?

Sind Steuern auf ausgestoßenes CO2 die Lösung? Wenn ja, wie sieht die Lage weltweit aus? Wer das Klima belastet, muss zahlen? Im Umweltausschuss zeigte sich am 3. April, dass das nicht so einfach ist.

CO2-Steuer oder ETS?

Versuche, den CO2-Ausstoß dadurch zu senken, dass man ihn verteuert, sind nicht neu. Beispielsweise gibt es da den europäischen Emissionshandel (ETS). Der funktioniert so: Die EU-Mitgliedsstaaten geben eine bestimmte Menge an CO2-Zertifikaten an Unternehmen aus, die ihnen das Freisetzen von Treibhausgasen erlauben. Betriebe mit höherem CO2-Ausstoß können wiederum klimafreundlichen Unternehmen überschüssige Zertifikate abkaufen. Weil das sehr teuer ist, so die Idee dahinter, werden die energieintensiven Unternehmen die freigesetzten CO2-Mengen nach und nach senken. Umweltverbände kritisieren das System seit Jahren jedoch als relativ wirkungslos, da dadurch keine gezielten Reduzierungen in bestimmten Wirtschaftssektoren (wie Energiewirtschaft, Verkehr, Bauwesen, Landwirtschaft) erreicht werden. Wir als Verbraucher merken vom ETS nicht viel. Bei einer CO2-Steuer wäre das anders. Laut Umweltbundesamt verursacht jede ausgestoßene Tonne CO2 (theoretisch) für nachfolgende Generationen Mehrkosten von 180 Euro. Um das auszugleichen, müssten Benzin und Diesel zum Beispiel knapp 50 Cent pro Liter teurer werden, ein T-Shirt rund zwei Euro, ein iPhone 14,20 Euro.

Alles soll bleiben, wie es ist

Unter Politikern ist die CO2-Steuer umstritten. Auch Lobbyisten der Industrie halten wenig von steigenden CO2-Kosten – wie sich beim Fachgespräch im Umweltausschuss zeigte. Holger Lösch vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ist dagegen, den ETS auf Sektoren auszuweiten, die bislang davon ausgenommen sind. Sein Argument: Es sei unklar, welche Effekte das auf das Wirtschaftssystem habe, da die CO2-Vermeidungskosten in den Sektoren sehr unterschiedlich seien. In der Folge könne es zu unabsehbaren Preisänderungen kommen, warnte der Industrievertreter.

ETS ist doch die Lösung

Prof. Dr. Joachim Weimann von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sah das anders. Er findet den ETS gut, weil er niemanden allzu viel kostet. Eine Erweiterung auf die anderen Sektoren sei daher sinnvoll. Weimann glaubt, dass die Kosten der CO2-Vermeidung im Verkehr dadurch nicht ganz so schmerzhaft würden. Von einer CO2-Steuer hält der Professor nichts, schon deshalb, weil er sie nur auf europäischer Ebene für sinnvoll hält.

Benzin und Heizöl verteuern, Strompreise senken

Auch Prof. Dr. Barbara Praetorius von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin findet eine Ausweitung des ETS nicht gut. Denn es würde zu lange dauern. "Das wäre eine Verschiebung bis in alle Ewigkeit." Die Expertin hat eine andere Idee: Sie will die Strompreise senken und dafür die Industrie zur Kasse bitten, die zum Teil auf Strom Rabatte bekommt. Außerdem soll Benzin und Heizöl teurer werden, denn das sei für besonders viel CO2 verantwortlich. Wenn das eine teurer, das andere aber billiger würde, schonte das unterm Strich die Verbraucher.

CO2-Steuer und noch viel mehr

Für eine CO2-Bepreisung sprach sich Ulf Sieberg vom Verein "CO2 Abgabe" aus. Dabei sei es wichtig, soziale und wirtschaftliche Härten gezielt zu verhindern. Eine CO2-Bepreisung sei aber keine "eierlegende Wollmilchsau". Ähnlich argumentierte Oldag Caspar von Germanwatch. Neben der CO2-Bepreisung müsse es noch andere Maßnahmen geben.

So viele Unsicherheiten

Der Geologe Dr. Sebastian Lüning vertrat die Meinung, es gebe noch viele Unsicherheiten bei der erwarteten Erwärmung sowie dem menschengemachten Anteil daran. Grundsätzlich brauche es Augenmaß in der Klimapolitik. Maßnahmen müssten sozial und wirtschaftlich nachhaltig gestaltet werden, so Lüning.

(DBT/ah)

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