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Begabtenförderung Hier könntet ihr euch bewerben

Eric Matt

Wer sehr begabt ist und studiert oder promoviert, kann sich durch den Bund fördern lassen. Welche Personen Unterstützung bekommen, entscheiden Begabtenförderungswerke. 14 stellten sich kürzlich im Bildungsausschuss vor.

Person in der Bibliothek nimmt Buch aus dem Regal

Wer besonders schlau ist, besonders gute Noten bekommt oder zudem besonders politisch oder sozial aktiv ist, hat gute Chancen auf eine Begabtenförderung. © shutterstock.com/Lucky Business

Mehrere Sprachen sprechen oder Instrumente spielen können, Kopfrechnen beherrschen wie ein Mathegenie oder eben einfach besonders erfolgreich im Studium sein – wenn eine Person ein herausragendes Talent hat, kann sie eine spezielle Begabtenförderung bekommen. Dafür gibt der Bund 2021 rund 307 Millionen Euro aus und fördert so über 30.000 Studentinnen und Studenten. Wohin die Fördergelder fließen und wer spezielle Unterstützung bekommt, entscheidet aber nicht die Politik, sondern es entscheiden sogenannte Begabtenförderungswerke – also Studienstiftungen oder ähnliche Einrichtungen.

Aktuell läuft wieder der Bewerbungsprozess, welche Institutionen den Zuschlag erhalten sollen. Daher stellten sich kürzlich 14 verschiedene Förderungswerke dem Bildungsausschuss des Deutschen Bundestages vor. Und bei diesen Begabtenförderungswerken könntet ihr euch dann bewerben.

Tipp für euch

Mehr zur Begabtenförderung und die weiterführenden Links zum Begabungslotsen sowie zum Stipendienlotsen findet ihr auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Was ist die Begabtenförderung?

Wenn du ein hervorragendes Abitur oder besonders gute Noten im Studium hast, dann kannst du durch die Begabtenförderung im Monat bis zu 1.000 Euro bekommen. Das Geld kommt aus einem Topf des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die zuständige Ministerin ist Anja Karliczek (CDU). Jedoch entscheidet nicht das Ministerium selbst, welche begabten Talente speziell gefördert werden, sondern dafür sind Studienstiftungen oder ähnliche Einrichtungen verantwortlich.

Alle haben gemein, dass sie besonders gute Leistungen erwarten. Dazu verlangen die einen dann beispielsweise noch ein besonderes Gespür für Umwelt und Nachhaltigkeit, die anderen für soziale Gerechtigkeit oder Chancengleichheit. Es gibt auch Förderungswerke, die eine besondere Nähe zu politischen Parteien haben und ähnliche Ziele wie diese verfolgen.

Von 80,5 Millionen Euro im Jahre 2005 sind die Begabtenförderungs-Ausgaben bis zum Jahre 2017 auf 262 Millionen pro Jahr gestiegen und liegen heute bei 307 Millionen Euro.

Das Bildungsministerium erklärt: „Die Begabtenförderungswerke spiegeln die Vielfalt der deutschen Gesellschaft wider. Sie bilden die verschiedenen weltanschaulichen, religiösen, politischen, wirtschafts- oder gewerkschaftsorientierten Strömungen in Deutschland ab.“

Rosa-Luxemburg-Stiftung: „Soziale Gerechtigkeit und demokratische Teilhabe“

„Für uns ist es wichtig, dass die Begabtenförderung auch unsere Werte – soziale Gerechtigkeit und demokratische Teilhabe – widerspiegelt“, erklärte Anja Angerjäv. Sie ist Direktorin des Studienwerkes der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die der Partei Die Linke nahesteht. Ziel sei unter anderem, „alte und neue Probleme gesellschaftlicher Spaltung“ zu vermindern.

So seien beispielsweise 64 Prozent der Studentinnen und Studenten, die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Förderung erhielten, die Ersten in der Familie, die ein Studium absolvierten. Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liege bei 48 Prozent. In diesem Jahr beschäftige sich die Stiftung schwerpunktmäßig mit dem „Kampf gegen Rechts und für eine solidarische Gesellschaft der Vielen“.

Friedrich-Ebert-Stiftung: „Bildungsgerechtigkeit“

Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung verpflichte sich insbesondere „den Zielen der Bildungsgerechtigkeit und fördert junge Leute, die als Erste in der Familie studieren und aus Einwandererfamilien kommen“, so Pia Bungarten, die Abteilungsleiterin der Studienförderung. Neben finanzieller Unterstützung biete die Stiftung ebenso eine „ideelle Förderung, ein interdisziplinäres und wertegebundenes Programm mit über 150 Seminaren“.

Die Erfolge dessen würden sich durch ehemalige Stipendiaten zeigen, die nun in unterschiedlichen Tätigkeiten Verantwortung in der Gesellschaft übernähmen. Die Friedrich-Ebert-Stiftung sei besorgt, dass „die Bildungschancen in Deutschland noch immer zu sehr von Herkunft und Elternhaus geprägt“ seien.

Friedrich-Naumann-Stiftung: „Offene, demokratische Gesellschaft“

„Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit fördert Freiheitsverteidiger von Morgen“, sagte Katja Hartmann. Die Stiftung, die der FDP-Partei nahesteht, habe im letzten Jahr 1.214 Stipendiaten gefördert, „die nicht nur überzeugende akademische Leistungen zeigen, sondern sich vor allem für unsere Gesellschaft einsetzen“.

Beispielsweise würden sich die Stipendiaten um die Integration von Flüchtlingen bemühen, innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr aktiv sein oder auch den Dialog zwischen verschiedenen religiösen Einrichtungen fördern. Die Friedrich-Naumann-Stiftung helfe den jungen Menschen, „ihre Talente auszubauen, ihr Verantwortungsbewusstsein zu stärken und sie zu befähigen, aktiv für liberale Werte und eine offene, demokratische Gesellschaft einzutreten“.

Konrad-Adenauer-Stiftung: „Christlich-demokratische Werte“

Susanne Schmidt erklärte, die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) wolle besonders begabte Studierende fördern und „im Sinne der christlich-demokratischen Werte prägen“. Eine KAS-Studie zeige, dass die Stiftung ihre Ziele erreiche. So hätten 90 Prozent ihr Studium mit sehr guten Leistungen abgeschlossen, 60 Prozent trügen Führungsverantwortung und 80 Prozent würden sich ehrenamtlich engagieren. Gerade deshalb aber „müssen die Herausforderungen für die Zukunft ernst genommen werden“, so Schmidt.

Beispielsweise dürfe Herkunft und Bildung nicht voneinander abhängen. Außerdem müssten „die Entfaltung der Person und die Verantwortung für das Gemeinweisen Hand in Hand gehen“. Dies brauche es „in Zeiten von globalisierten Eliten und eines spalterischen Populismus mehr denn je“.

Heinrich-Böll-Stiftung: „Ökologie, Demokratie, Solidarität“

„Die Heinrich-Böll-Stiftung orientiert sich an den Grundwerten Ökologie, Demokratie, Solidarität, Gewaltfreiheit, so auch unsere Begabtenförderung“, sagte Ulla Siebert von der Heinrich-Böll-Stiftung, die der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahesteht. Aus ihrer Sicht müsse Nachwuchsförderung auch gleichzeitig Demokratieförderung sein und für Chancen- und Bildungsgerechtigkeit sorgen.

So fördere die Heinrich-Böll-Stiftung beispielsweise insbesondere unterrepräsentierte Gruppen, wie Erstakademiker, Menschen mit Migrationshintergrund oder Frauen. „Wir fördern Vielfalt und Diversität auf allen Ebenen. Wir haben Stipendiaten aus mehr als 40 Herkunftsländern“, so Siebert. Wichtig für die Stiftung sei ebenso das Thema Nachhaltigkeit und dass die Stipendiaten „eigene Initiativen auf den Weg bringen“.

Studienstiftung des Deutschen Volkes: „Demokratisches Lernen“

Geladen war auch Dr. Annette Julius, die Generalsekretärin der Studienstiftung des Deutschen Volkes ist. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes ist das älteste und größte Begabtenförderungswerk Deutschlands und komplett unabhängig – sei es in politischen, weltanschaulichen oder religiösen Fragen. Dies biete „besondere Chancen für Auseinandersetzung mit Differenz und demokratisches Lernen“.

Ein Schwerpunkt der Arbeit liege dabei „traditionell auf wissenschaftlicher Vertiefung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“. Seit einigen Jahren jedoch werde auch gesellschaftliches Engagement gefordert. Beispielsweise würden aktuelle Stipendiaten anderen Studierenden während der Coronapandemie beim sogenannten Homeschooling – also dem Lernen von zu Hause – helfen.

Weitere Begabtenförderungswerke, die für sich warben, waren die Hanns-Seidel-Stiftung, die Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw), die Stiftung Begabtenförderwerk berufliche Bildung, die Hans-Böckler-Stiftung, das Evangelische Studienwerk, das Cusanuswerk, das Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk und das Avicenna-Studienwerk.

Die komplette Sitzung des Bildungsausschusses findet ihr wie immer auf bundestag.de oder könnt ihr euch hier im Video anschauen.

Zur Person

Portraitfoto von mitmischen-Autor Eric Matt
Mitmischen-Autor

Eric Matt

... ist 22 Jahre alt und studiert an der Universität Konstanz Politik- und Verwaltungswissenschaften. Zurzeit macht er ein Auslandssemester in Israel.

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