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Metaverse & Co. Chancen und Risiken der digitalen Zukunft

Der Digitalausschuss hat sich im Dezember mit den Themen Web 3.0, Web3 und Metaverse beschäftigt. Die geladenen Sachverständigen vertraten dabei sehr unterschiedliche Haltungen: Von sehr kritischen Stimmen bis zu hoffnungsvollem Optimismus war alles dabei.

Junge Frau mit VR-Brille

Was werden wir in Zukunft alles in einer digitalen 3D-Welt machen? © shutterstock.com/Max kegfire

Begriffsklärung: Was sind Metaverse, Web 3.0 und Web3?

Zunächst kurz zu den drei zentralen Begriffe, um die es im Gespräch mit den Expertinnen und Experten ging:

Als Web 3.0 oder Semantic Web bezeichnet man eine Weiterentwicklung des Internets, bei der nicht nur Informationen miteinander verknüpft werden, sondern die Bedeutung von Inhalten so hinterlegt wird, dass Maschinen sie verarbeiten können. So sollen zum Beispiele Programme besser verstehen, wonach ein Nutzer sucht, um bessere Suchergebnisse erarbeiten zu können.

Web3 beschreibt ein dezentrales Internet, das über die sogenannte Blockchain-Technologie funktioniert. In einem Netzwerk vieler Nutzer werden Daten in einzelnen Blöcken verkettet und verwaltet. Das hat aus Sicht der Befürworter den Vorteil, dass nicht einige Unternehmen die Hoheit über Informationen haben, sondern alle Nutzer gleichermaßen.

Metaverse schließlich ist eine dreidimensionale Welt, in der die Nutzer über Avatare in Echtzeit Dinge tun können, die sich in der analogen Welt auch tun: Freunde treffen, Konzerte besuchen, einkaufen, lernen… Die Idee wird derzeit vor allem vom Facebook-Konzern Meta vorangetrieben.

Rechtliche Bedenken

Richter Malte Engeler sprach sich klar gegen die neuen digitalen Modelle aus. Er äußerte rechtliche Bedenken. Zum einen wäre es aus seiner Sicht schwer, in solchen digitalen Räumen das Recht an den eigenen Daten zu gewährleisten. Zudem erinnerte Engeler an das „Recht auf Vergessenwerden“, das mit der Blockchain-Technologie nicht vereinbar sei, weil Einträge nur ergänzt, nicht aber gelöscht werden könnten.

Auch Software-Entwicklerin Lilith Wittmann mahnte an, dass es im Web 3.0 schwer würde, personenbezogene Daten zu schützen. Sie argumentierte prinzipiell gegen die Blockchain-Technologie und für das Konzept Linked Open Data, bei dem offene Daten für alle nutzbar gemacht werden. Dieser Ansatz habe aus ihrer Sicht Potenzial für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.

Molly White von der Harvard University stimmte zu, dass die Blockchain-Technologie es Marketing-Firmen und Datenanalyse-Unternehmen erleichtern würde, Nutzer-Daten für ihre Zwecke zu verwenden. Sie forderte deshalb eine starke Regulierung.

Technische Bedenken

Boris Hollas von der HTW Dresden betonte eher praktische Aspekte: Die Blockchain-Technologie benötige viel Speicherplatz, Bandbreite und Rechenleistung, da alle Daten in der Blockchain gespeichert würden. Das sei nicht praktikabel, vor allem nicht für eine globale mobile Nutzung.

Elizabeth Renieris vom Oxford Institut for Ethics in Artificial Intelligence mahnte, es sei wichtig, Möglichkeiten der barrierefreien Gestaltung neuer digitaler Räume mitzudenken, damit sie auch für Menschen mit Einschränkung nutzbar seien.

Positiver Blick auf Web 3.0, Web3 und Metaverse

Sebastian Klöß vom Branchenverband Bitkom räumte zwar „Potenzial für Missbrauch“ ein, betonte aber vor allem die Chancen der neuen digitalen Möglichkeiten.

So böten dezentrale Ansätze den Nutzern bessere Möglichkeiten, den digitalen Raum mitzugestalten: „Das Internet, wie wir es heute kennen, ließe sich in eine transparentere, nachvollziehbarere, basisdemokratischere Infrastruktur weiterentwickeln, in der Persönlichkeits- und Freiheitsrechte gestärkt sind“, so Klöß.

Das Metaverse biete zudem große Chancen etwa im Bereich des Lernens: „In der Schule können beispielsweise komplexe biologische Zusammenhänge oder Atomstrukturen realistisch dargestellt und gelehrt, im Katastrophenschutz und bei der Feuerwehr gefährliche Situationen gefahrlos trainiert und im Industriebereich die Bedienung von Maschinen gelernt werden.“

Statt nur Bedenken vorzubringen, sollten Deutschland und Europa die Chance nutzen, sich bei der Entwicklung der neuen Technologien einzubringen und mitzugestalten, forderte Klöß.

Differenzierte Haltungen

Neben der optimistischen Sichtweise von Klöß und den geschilderten kritischen Haltungen gab es auch Zwischentöne.

So meinte Philipp Rauschnabel von der Universität der Bundeswehr München, die neuen digitalen Räume würden unser Nutzungsverhalten auf jeden Fall verändern. Er plädierte für mehr Forschung, um die neuen Technologien besser einschätzen zu können.

Auch Journalist Ludwig Siegele von der Zeitschrift „The Economist“ sagte, es entstehe ein neuer digitaler Raum, der auch für die Wirtschaft immer wichtiger werde. Deshalb brauche es eine Debatte darüber, wie die digitale Wirtschaft der Zukunft aussehen solle. Europa müsse versuchen, auch im Digitalen seine Werte durchzusetzen, dafür brauche es konstruktive Ideen.

Die öffentliche Anhörung seht ihr hier im Video:

Außerdem könnt ihr die Stellungnahmen der Sachverständigen auf bundestag.de nachlesen.

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