Zum Inhalt springen

Japan und Südkorea „Die Technik-Begeisterung war auf jeden Fall zu spüren“

Wie sieht Digitalisierung in Japan und Südkorea aus? Der Digitalausschuss hat sich vor Ort ein Bild gemacht. Barbara Lenk (AfD) berichtet von digitalen Kliniken und 80-Jährigen am Smartphone, aber auch von der Zettelwirtschaft am Flughafen in Japan.

Junge Frau am Handy

„In Südkorea ist Gaming ein riesengroßer Wirtschaftszweig“, sagt Barbara Lenk. © shutterstock.com/DisObey Art

Mit dem Digitalausschuss waren Sie kürzlich in Japan und Südkorea, um dortige Technologien und Digitalisierungskonzepte kennenzulernen. Was hat Sie besonders beeindruckt?

Mich hat erst mal die digitale Infrastruktur beeindruckt: dass man wirklich flächendeckend tollen Handyempfang über Breitband hatte, wie wir es eben in Deutschland noch nicht überall haben.

Ansonsten haben wir große Gegensätze erlebt. In Südkorea haben wir eine digitale Klinik besucht, wo alles komplett digitalisiert war. Gleichzeitig haben wir in Japan gesehen, dass die Verwaltung doch noch sehr analog arbeitet. Bei der Einreise hatten wir am Flughafen eine richtige Zettelwirtschaft. Da ist man von Station zu Station gelaufen, hat ein Formular bekommen und es zehn Meter weiter wieder abgegeben. So ein Bild hat man ja eher von der deutschen Verwaltung. Damit hatte ich in Japan nicht gerechnet.

Das ist wirklich überraschend, denn Japan ist ja eigentlich bekannt für seine Technologie-Begeisterung…

Die Begeisterung war auf jeden Fall zu spüren, in beiden Ländern. Gerade in Südkorea haben auch 70- und 80-Jährige standardmäßig ein Smartphone und sind wirklich in der digitalen Welt angekommen sind. Das ist in Japan noch nicht ganz so. Dafür gibt es dort natürlich viele große Tech-Konzerne.

Südkorea hat vor einer Weile das milliardenschwere Investitionsprogramm „Korean New Deal“ für digitale Technologien beschlossen. Macht das das Land für die deutsche Wirtschaft interessanter?

Das kann man vermuten. Obwohl das Programm schwerpunktmäßig für die südkoreanische Wirtschaft gemacht ist. Sowohl in Südkorea als auch in Japan merkt man doch noch deutliche Tendenzen, sich abzuschotten – auch wenn es natürlich Kooperationen mit deutschen Firmen gibt, etwa in der Chip-Herstellung oder im Bereich Maschinenbau.

Aber gerade vor dem Hintergrund, dass Deutschland in Zukunft vermeiden möchte, sich im digitalen Bereich zu abhängig von einzelnen Ländern zu machen – zum Beispiel von China – ist es natürlich interessant, über intensivere Zusammenarbeiten nachzudenken.

In Europa diskutiert man gerade über EU-weite Regelungen für Künstliche Intelligenz. Gibt es solche Ansätze auch in Japan und Südkorea?

Die gibt es, schon allein wegen der Nähe zu China und dessen Hegemonie-Bestrebungen. Seoul ist ja weltweit ganz vorn in Sachen KI, die sind an dem Thema dran. Beide Länder beobachten sehr interessiert den „Digital Market Act“ und den „Digital Service Act“ der EU.

Auf dem Reise-Programm stand unter anderem auch das Thema Gaming. Inwiefern beschäftigt das den Digitalausschuss?

In Südkorea ist Gaming ein riesengroßer Wirtschaftszweig. Da sind E-Gamer zum Teil richtige Superstars. Wir haben mit einem Abgeordneten gesprochen, der gerade eine Gesetzesinitiative zum Thema E-Gaming ins südkoreanische Parlament eingebracht hat. So einen Stellenwert hat das Thema natürlich in Deutschland nicht. Aber wir als AfD-Fraktion haben zum Beispiel einen Antrag gestellt, in dem wir die staatliche Förderung des digitalen Schach-Spiels vorschlagen.

Auch über Digital Health haben Sie auf der Reise gesprochen. In der Corona-Pandemie wurde viel darüber gesprochen, wie unterschiedlich gerade asiatische Länder mit dem Thema Datenschutz umgehen – Stichwort Corona-App. War das ein Thema?

Ja. Insbesondere in Südkorea ist mir aufgefallen, dass die Menschen der Regierung sehr viel mehr Vertrauen entgegenbringen in Sachen Datenschutz. Dementsprechend hatten sie auch kein Problem damit, die Corona-Apps zu nutzen und ihre Daten preiszugeben. Es gibt schon auch kritische Stimmen, aber die sind lange nicht so laut wie hier in Deutschland.

Portrait der Abgeordneten Barbara Lenk

Barbara Lenk hat in Japan und Südkorea beeindruckt, „dass man wirklich flächendeckend tollen Handyempfang über Breitband hatte“. © Barbara Lenk

Zur Person

Barbara Lenk wurde 1982 in Dresden geboren. Nach dem Abitur studierte sie Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Sie arbeitete lange als Bibliothekarin, anschließend als Mitarbeiterin eines AfD-Abgeordneten im Sächsischen Landtag, bevor sie 2021 für die AfD in den Bundestag gewählt wurde. Mehr erfahrt ihr auf ihrem Profil auf bundestag.de.

(jk)

Mehr zum Thema