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Digitalausschuss Wie geht nachhaltige Digitalisierung?

Mariia Bolshakova

Mit Experten besprachen die Abgeordneten im Digitalausschuss kürzlich, ob man Rechenzentren klimaneutral gestalten kann, wie man Datenmengen reduziert und Elektroschrott vermeidet.

ITler arbeiten an großen Bildschirmen

Die Digitalisierung braucht Strom. Viel Strom. Wie ist das mit unseren Nachhaltigkeitsansprüchen vereinbar? © shutterstock.com/Gorodenkoff

Kleine Erinnerung: In den Ausschüssen besprechen die Abgeordneten Fachthemen und bereiten Beschlüsse zu Gesetzentwürfen vor. Jeder Ausschuss im Deutschen Bundestag kann Sachverständige, Wissenschaftler und Experten zur Sitzung einladen und beispielsweise in einer Anhörung befragen.

So eine Anhörung fand Ende November im Ausschuss für Digitales statt. Das Ziel war zu verstehen, wie nachhaltig die aktuellen Digitalisierungsprozesse in Deutschland sind und welche Regelungen es in diesem Bereich noch geben soll.

Wie ökologisch sind deutsche Rechenzentren?

Die Abgeordneten wollten unter anderem wissen, wie ökologisch Rechenzentren von großen Unternehmen in Deutschland sind, wie sich die hohen Strompreise auf Deutschland als Wirtschafts- und IT-Standort auswirken, da Rechenzentren viel Strom benötigen, und welche politischen Schritte notwendig sind, um die Digitalisierung nachhaltig zu gestalten.

Ideen für ressourcenschonende Digitalisierung

Marina Köhn vom Bundesumweltamt betonte, wenn ein Rechenzentrum klimaneutral sein solle, bedeute dies, dass alle klimaschädlichen Emissionen vermieden werden müssten. Es reiche nicht aus, lediglich erneuerbare Energien zur Stromerzeugung zu nutzen. Eine große Herausforderung für die Umwelt sei auch die steigende Datenmenge. Daten, die keinen Wert hätten oder fehlerhaft seien, sollten nicht dauerhaft auf Servern in Rechenzentren gespeichert werden, so Köhn.

Tilman Santarius vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung an der TU Berlin griff das Thema Künstliche Intelligenz (KI) auf. Um sicherzustellen, dass KI-Anwendungen in Zukunft möglichst wenig Energie und Ressourcen beanspruchten, könne die Politik KI-Entwickler zunächst dabei unterstützen und später dazu verpflichten, über den Energiebedarf und die CO2- Emissionen von Modellen zu berichten, die sie nutzen, um etwa Verkehrsflüsse zu regulieren, Gebäude zu vernetzen oder medizinische Daten auszuwerten. Santarius kritisierte, dass umweltpolitische Ziele bei den bisherigen Versuchen der EU, KI gesetzlich zu regulieren, keine Rolle spielten.

Weniger Elektroschrott

Johanna Pohl aus dem Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin sagte, um Digitalisierung nachhaltig zu gestalten, müssten unter anderem nachhaltige Praktiken gestärkt werden. So müssten Nutzer und Unternehmen dazu animiert werden, technische Geräte gemeinsam zu nutzen und zu reparieren, statt sie bei Fehlern sofort zu ersetzen. Ein Recht auf Reparatur sei einer der zentralen Bausteine für eine nachhaltige Gestaltung des digitalen Sektors, so Pohl. Ein Reparaturbonus könne helfen, so ein Modell gebe es bereits in Österreich und auch in Thüringen.

Auch Jens Gröger vom Öko-Institut forderte ein Recht auf Reparatur und eine Verlängerung der gesetzlichen Garantiezeiten, damit elektronische Geräte nicht zu schnell zu Elektronikschrott würden.

Nils Nissen vom Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration verwies auf Umfrageergebnisse, laut denen etwa 64 Prozent der Menschen ihre elektronischen Geräte – vom Wasserkocher bis zum Smartphone – gerne möglichst lange nutzen würden. Dabei unterschieden sich allerdings die Antworten in verschiedenen Altersgruppen stark: Während 30 Prozent der unter 30-Jährigen ihr Smartphone gerne jährlich oder häufiger wechseln würden, waren es nur drei Prozent der über 60-Jährigen. Was Unternehmen angehe, seien deutsche Firmen in Sachen Umweltschutz im internationalen Vergleich oft recht gut aufgestellt, und sie würden über die gesetzlichen Vorgaben hinaus noch mehr umsetzen, wenn dies am Markt stärker honoriert würde, so Nissen.

Die schriftlichen Stellungnahmen der Experten findet ihr auf bundestag.de.

Und hier könnt ihr euch die Anhörung im Video anschauen:

Zur Person

mitmischen-Autorin

Mariia Bolshakova

Mariia kommt aus Russland und hat dort Jura studiert. In Deutschland absolviert sie gerade ihr Masterstudium. Sie macht gerne Fotos von „einsamen“ Luftballons.

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