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Internationales Parlaments-Stipendium Dem Ehrenamt sei Dank

Jasmin Nimmrich

Ob im Sportverein, bei der Freiwilligen Feuerwehr oder in der politischen Bildung: Ohne ehrenamtliches Engagement wäre vieles nicht möglich. Deshalb haben sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten des diesjährigen IPS-Programmes Arabische Staaten einen ganzen Tag lang mit Bürgerlichem Engagement beschäftigt.

Eine Gruppe junger Menschen steht in einem Gebäude auf einer Brücke. Hinter ihnen ein verglaster Fahrstuhl.

Die 18 Stipendiatinnen und Stipendiaten mit Ariane Fäscher, der stellvertretenden Vorsitzenden des Unterausschusses für Bürgerschaftliches Engagement. © Jasmin Nimmrich / mitmischen.de

Eigentlich wird der internationale Tag des Ehrenamts erst am 5. Dezember gefeiert. Für die 18 Stipendiatinnen und Stipendiaten des diesjährigen Internationalen Parlaments-Stipendiums Arabische Staaten war dies aber noch lange kein Grund, sich nicht jetzt schon ausführlich dem Bürgerschaftlichen Engagement in Deutschland zu widmen. Im Sitzungssaal 4.700 im Paul-Löbe-Haus, wo normalerweise der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft zu Tierschutz oder Bio-Siegeln tagt, drehte sich in der zweiten Stipendienwoche alles um das Ehrenamt. 

„Das Ehrenamt bildet das Rückgrat unserer Demokratie” 

Und wenn es um Freiwilligenarbeit geht, dann gibt es im Bundestag einen eindeutigen Ansprechpartner: den Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Bedingungen für unentgeltliche und ehrenamtliche Arbeit zu erleichtern. 

Einen Einblick in diese Arbeit und allgemein in die Bedeutung des Ehrenamtes gewährte Ariane Fäscher (SPD), die dem Unterausschuss stellvertretend vorsitzt. Sie verdeutlichte, wie wichtig das Engagement für die Gesellschaft und ihren demokratischen Fortbestand ist: „Das Ehrenamt bildet das Rückgrat unserer Demokratie.” Denn eine engagierte und gemeinschaftlich organisierte Zivilgesellschaft sei nicht nur in der Lage, viel zu erreichen, sondern auch lautstark zu verdeutlichen, was im Großen wie im Kleinen falsch laufe. 

Hinzu komme auch, dass das Ehrenamt vielerorts unentbehrlich sei. So spielen die Freiwilligen Feuerwehren im ganzen Land eine essenzielle Rolle im Katastrophenschutz. Und auch die Begrüßung und Integration von geflüchteten Menschen sei ohne den unentgeltlichen Aufwand von Freiwilligen kaum stemmbar. 

Kennt das Ehrenamt Grenzen? 

Sich ohne finanzielle Gegenleistung für andere zu engagieren, ist den Teilnehmenden des IPS-Programmes nicht fremd. Was jedoch in Deutschland ein bisschen anders ist, ist der organisatorische Aufwand, der mit der Gründung eines Vereins einhergeht. Auf die Frage von Mohamed aus Ägypten, ob es denn einfach sei, eine Freiwilligenorganisation zu registrieren, muss Ariane Fäscher den Kopf schütteln: „Aktuell sind die Eingangshürden noch relativ hoch.” Doch sie führt aus, dass Vereinfachungen in Planung und extrem wichtig für den Forstbestand zivilen Engagements seien. 

Problemlagen, die Menschen im Einzelnen erschüttern, wirken sich auch auf ihren Einsatz für andere aus. So erkundigt sich Melad aus Ägypten, ob Krisen wie der russische Angriffskrieg und wirtschaftliche Veränderungen wie die Inflation, die Zahl von Ehrenamtlern verändert habe. Dieses Mal bestätigt Ariane Fäscher die Vermutung. Gerade die Corona-Pandemie habe sich auf die Bereitschaft der Bevölkerung ausgewirkt, sich für etwas zu engagieren. Trotzdem besteht der positive Einfluss des bürgerschaftlichen Engagements fort, es sucht sich jetzt nur teilweise neue Formen, immer öfter auch online und Ländergrenzen überschreitend.  

Dialog durch Demokratie und Demokratie durch Dialog 

Auch der Verein Demokratie und Dialog erfindet sich im Interesse einer demokratischen Gesellschaft immer mal wieder neu. Vorstandsmitglied Paul und die pädagogische Koordinatorin Daisy stellten den Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Arbeit im Verein vor. Diese umfasst unter anderem die Begleitung von jungen Menschen bei ihrem Bundesfreiwilligendienst oder auch das Betreiben des Beteiligungshauses BETHA in Berlin Neukölln. Vor Ort finden Jugendliche unter anderem Unterstützung bei der Verwirklichung ihrer eigenen Ideen. Ob nun ein Sportturnier im Bezirk oder die Kontaktaufnahme mit Politikerinnen und Politikern, das Team des Demokratie und Dialog e.V. steht den Jugendlichen vor Ort mit Rat und Tat zur Seite.   

Doch nicht nur ihre ehrenamtlichen Bemühungen, auch die Fragestellungen, die Daisy und Paul mit in die Runde der IPS-Stipendiaten brachten, hinterließen Eindruck. In einem räumlichen Barometer sollten sich alle auf einer imaginären Linie positionieren, die eine Seite des Sitzungssaals stand dabei für klare Zustimmung, die andere für Widerspruch.

Bei Fragen wie: „Sollte es eine Wahlpflicht geben? Sollte das Wahlalter nach oben begrenzt werden? Und können sich Kinder und Jugendliche eine eigene Meinung bilden, zu Angelegenheiten, die ihnen wichtig sind?“ rauchten die Köpfe und ein Durcheinander an Meinungen füllte den Raum. Zu keiner Frage positionierten sich alle Teilnehmenden gemeinsam auf einer Seite; eine angeregte Diskussion war förmlich programmiert. 

Für Soumia aus Algerien stand am Ende auf jeden Fall eines fest: Auf keine der gestellten Fragen gibt es eine eindeutige Antwort, alles muss im Kontext der individuellen Umstände betrachtet werden. Wir alle sind unterschiedlich und haben verschiedene Meinungen, auch deshalb bereichert der respektvolle Austausch miteinander. Unter anderem auch genau dafür gibt es das Internationale Parlaments-Stipendium, das junge Menschen zusammenbringt, um das Deutsche Parlament kennenzulernen und seine Funktionsweise moderiert zu hinterfragen. Es ist nicht das erste und wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein, dass der diesjährige IPS-Jahrgang sich in den Gebäuden des Bundestages Gedanken über ganz große Fragen macht.

Mehr Informationen zum Internationalen Parlaments-Stipendium findest Du hier.

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