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Jugendworkshop zum 8. Mai 1945 – Tag 3 Gedenken aus der Spraydose

Naomi Webster-Grundl und Jasmin Nimmrich

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Anlässlich dieses Jahrestages haben sich Jugendliche damit auseinandergesetzt, was dieser Tag für sie bedeutet. Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung haben sie dem Präsidium des Deutschen Bundestages in Form von Graffiti präsentiert.

Eine Frau mit blonden Haaren, dunkler Brille und schwarzem Kleid steht mit zwei jungen Märchen vor einem Graffiti auf dem steht „Wir vergessen nicht'.

In der vorangegangenen Gedenkstunde als auch in den Graffiti wird deutlich, dass auch 80 Jahre nach Kriegsende an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert werden muss. © DBT/Thomas Köhler/photothek

Hinter dem Adler des Plenarsaales liegt im zweiten Stock des Reichstagsgebäudes der sogenannte Große Protokollsaal. Dort stehen in einem Kreis angeordnet die Graffiti-Wände, die während des Jugendworkshops zum Gedenken an den 8. Mai 1945 entstanden sind. Die Schülerinnen und Schüler stehen neben ihren Werken und sind sichtlich aufgeregt: Gleich kommen die Mitglieder des Bundestagspräsidiums, um sich die Graffiti anzusehen.

Gerade waren die Schüler und die Politiker noch bei der Gedenkstunde im Plenarsaal. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner begrüßt die Jugendlichen herzlich und erklärt, dass in der Gedenkstunde ja nicht nur zurückgeblickt wurde, sondern der Blick auch nach vorne gegangen sei. „Welche Lehren zieht man aus der Vergangenheit? Jetzt sind wir hier, um zu sehen, was junge Leute daraus machen.“ Schmunzelnd fährt sie fort, dass ja nicht jeder ein Fan von Graffiti sei, was diese Art der Auseinandersetzung mit dem Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges aber noch spannender mache. „Es gibt ja ganz unterschiedliche Formen des Erinnerns.“

Eine Frau mit zusammengebundenen blonden Haaren, einem dunklen Kleid und dunkler Brille applaudiert einer Gruppe junger Schülerinnen und Schüler.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zeigt sich begeistert von den Ergebnissen des Workshops. © DBT/Thomas Köhler/photothek

Die Motivation für den Workshop, zu dem der Bundestag die Schülerinnen und Schüler eingeladen hatte, war es, Antworten auf die Fragen zu finden: „Was hat der 8. Mai noch mit uns zu tun?“ und „Was ist die Botschaft, die wir damit verbinden?“. Die Botschaften, die die Jugendlichen für sich identifiziert haben, sind nun auf den acht Graffiti-Wänden zu sehen.

Ein junger Mann spricht in ein Handmikrofon und blick in Richtung einer kleinen Gruppe, die ihm zuhört.

Die Schülerinnen und Schüler präsentieren den Präsidiumsmitgliedern die Arbeiten, die während des Jugendworkshops entstanden sind. © DBT/Thomas Köhler/photothek

Für die Schülerinnen und Schüler stellen die Graffiti eine neue Art der Auseinandersetzung mit historischen Ereignissen dar. „Niemand von uns hat den 8. Mai und das Grauen des Zweiten Weltkrieges selbst erlebt. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns daran erinnern“, so der Appell der Gruppe nach dem Workshop.

Der Workshop habe verdeutlicht, wie viele verschiedene Sichtweisen es auf die Geschehnisse des 8. Mai 1945 gebe, so einer der Schüler. „Die Erinnerung ist entscheidend. So etwas darf nie wieder geschehen und wir alle tragen Verantwortung dafür, dass es so bleibt.“ Dafür sollen nun auch die acht Graffiti sorgen, die angesichts gegenwärtiger Bedrohungen der Demokratie erinnern, aufklären und ins Gewissen rufen sollen, wie wichtig und wertvoll der Frieden ist.

Die vertretenen Präsidiumsmitglieder zeigen sich beeindruckt von den Kunstwerken der Jugendlichen. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und die Bundestagsvizepräsidentinnen Josephine Ortleb (SPD) und Andrea Lindholz (CSU) sowie Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour (Bündnis 90/Die Grünen) lassen sich die Graffiti nochmal im Einzelnen erklären und erkundigen sich nach dem jeweiligen Entstehungsprozess.

Die Anspannung ist inzwischen von den meisten Schülerinnen und Schülern abgefallen. „Eigentlich war es total entspannt, die Wände vorzustellen. Und die Botschaften scheinen gut anzukommen“, meint ein Teilnehmer. Zwei Schülerinnen finden: „Es war schon sehr beeindruckend, diese bekannten Politiker zu treffen. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir so gutes Feedback auf die Graffiti bekommen haben.“ 

Für zwei Wochen werden die Graffiti-Wände nun in der Kuppel des Reichstagsgebäudes ausgestellt. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner kann sich nicht erinnern, dass es so etwas schon einmal gegeben hätte: „Das ist der Hammer, das ist eine Premiere! Das ist wirklich etwas Besonderes. Und ihr wisst: Alle Besucher wollen in die Kuppel. Das bedeutet, dass sehr viele Menschen eure Kunstwerke sehen werden.“

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