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Bildung Hochschulen in der Energie-Krise entlasten

Hörsäle, Bibliotheken, Mensen, Labore: Hochschulen verbrauchen viel Energie. Deshalb treffen die Preissteigerungen sie besonders hart. Im Bildungsausschuss haben Sachverständige die Lage an den Hochschulen beschrieben und erklärt, was sie sich von der Politik wünschen.

Junge Frau lernt in einer Bibliothek

Licht, Heizung, Strom – die Möglichkeiten, an Hochschulen Energie einzusparen, sind begrenzt. © shutterstock.com/Gorodenkoff

In der Corona-Zeit blieben die Hochschulen lange geschlossen, die Studierenden mussten zuhause vor dem Rechner lernen. Das soll sich nun in der Energie-Krise nicht wiederholen. Damit Lehre und Forschung weiterlaufen können, brauchen die Hochschulen Unterstützung. Die haben sie teilweise auch schon erhalten, über Soforthilfen und über die Energie-Preisbremsen.

Aber reicht das? Die Unionsfraktion fordert in einem Antrag weitere Hilfen. So sollen die Hochschulen in die Härtefallregelung der Strom- und Gaspreisbremse aufgenommen werden.

Im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung diskutierten die Abgeordneten den Vorschlag am 8. Februar mit vier Sachverständigen.

Preiserhöhungen bei Semesterbeiträgen, Studierendenwohnungen und Mensaessen vermeiden

Matthias Anbuhl ist Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks. Er erklärte im Ausschuss, in Deutschland gebe es 57 Studierendenwerke, die insgesamt etwa 2,5 Millionen Studierende versorgten. Sie stellten Wohnungen, Hochschulmensen, aber auch Bafög-Ämter und Kitas für Studierende mit Kindern. Diese „soziale Infrastruktur“ sei wichtig für den „Studienerfolg“.

Die Einrichtungen hätten, so Anbuhl, mit „massiven Preissteigerungen“ im Energiebereich zu kämpfen. Sie versuchten zwar, Energie einzusparen, etwa indem die Öffnungszeiten der Mensen eingeschränkt würden, aber das reiche bei Weitem nicht. So blieben nur zwei Optionen: Entweder bekämen sie mehr Zuschüsse von Bund und Ländern oder sie müssten ihre anderen Einnahmequellen erhöhen, was Preissteigerungen bei Semesterbeiträgen, Studierendenwohnungen und Hochschulgastronomie bedeuten würde.

Die Gas- und Strompreisbremsen und die Soforthilfen wirkten, sagte Anbuhl, „aber es ist eben nur eine Bremse“. Die Preise stiegen also weiter, aber moderater. Deshalb wären Härtefallhilfen, wie sie die Unionsfraktion fordert, „als Backup“ sehr zu begrüßen. Zudem wünschte Anbuhl sich einen Runden Tisch „Inflation“.

„Experimentelle Arbeit ist nötig und sinnvoll“

Tanja Brühl ist Präsidentin der Technischen Universität Darmstadt und der sogenannten TU9, der „German Universities of Technology“. Sie erklärte, Universitäten seien „Orte der Innovation und des Transfers“. Die Forschung gerade im Bereich Ingenieur- und Naturwissenschaften sei energieintensiv, weil dort „viel experimentelle Arbeit nötig und sinnvoll“ sei.

Den Universitäten drohten zum Teil Verdoppelungen ihrer Stromkosten. Die Preisbremsen seien hilfreich, würden aber „vermutlich nicht alle entlasten“. Derzeit hänge es mitunter teilweise von der Auslegung der Juristen ab, ob Hochschulen von den Preisbremsen profitierten.

Brühl formulierte zwei Bitten an die Politik. Zum einen wünschte sie sich eine Konkretisierung der bestehenden Regelungen, um Planungssicherheit für die Hochschulen zu schaffen. Zum anderen begrüßte sie den Antrag der Union, da es als Notfalllösung sehr hilfreich wäre, wenn Hochschulen in den Härtefallfonds aufgenommen werden könnten. Auch Brühl regte einen Runden Tisch an.

„Wir müssten Stellen streichen, was wir nicht tun wollen“

Oliver Günther, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz, betonte, die Hochschulen seien in den vergangenen Monaten trotz der großen Probleme durch die Preissteigerungen offen geblieben: „Das war wichtig für die Studierenden, aber auch für die Forschung an den Hochschulen.“

Er sei dankbar für die bisherigen Hilfen der Politik, „aber das reicht noch nicht“. Als Beispiel nannte Günther die Universität Potsdam: Bisher habe sie etwa fünf Millionen Euro im Jahr für Energie ausgegeben. Mittelfristig sei mit einer Verdoppelung zu rechnen. Ohne Unterstützung „müssten wir Stellen streichen, was wir nicht tun wollen“. Umgerechnet wären das sonst etwa 80 Stellen, die entfallen müssten.

In diesem Fall würde das Land Brandenburg einen Großteil der Kosten decken. Man könne und werde natürlich auch Rücklagen aufbrauchen, aber diese seien mitunter schon für andere und sinnvolle Zwecke verplant, etwa für notwendige Baumaßnahmen. Ohnehin werde die Problematik auch weiterhin die „Hochschulbaufrage“ betreffen: „Wir brauchen neue Räume“, betonte Günther.

„Rolle der Wissenschaft bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft“

Bernd Kriegesmann war als Präsident der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen und als Vertreter der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften eingeladen.

Er betonte die wichtige „Rolle der Wissenschaft bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft“. Der Klimawandel etwa sei „nicht rhetorisch zu lösen, sondern durch naturwissenschaftlich-technische Lösungen“. Zu diesen trüge die Forschung bei – egal ob an Hochschulen oder Forschungsinstituten.

Deshalb müssten diese Einrichtungen entsprechend ihrer „apparativen Ausstattung“ unterstützt werden. Die Unterstützung auf Landesebene sei sehr unterschiedlich ausgeprägt, so Kriegesmann. Es dürfe aber „nicht dem Zufall überlassen sein“, wie stark die Forschung entlastet werde.

Auch Kriegesmann begrüßte daher den Vorschlag der Unionsfraktion. Er bat außerdem darum, die aktuelle Situation auch bei den anstehenden Tarifverhandlungen mit zu bedenken.

Hier seht ihr die Anhörung im Video:

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