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Bildung in Europa „Stärker die Interessen von Jugendlichen in den Blick nehmen“

Mit dem Bildungsausschuss war Ruppert Stüwe (SPD) kürzlich in Brüssel. Die Gesprächsthemen: Corona-Folgen für Jugendliche, das Austauschprogramm Erasmus+, Hilfe für ukrainische Studierende und die Vernetzung der europäischen Forschung.

Portrait des Abgeordneten Ruppert Stüwe im Bundestag

„Wir sind ein besonders freier und hochinnovativer Forschungsraum“, sagt Ruppert Stüwe über die Europäische Union. © Fionn Große

Der Bildungsausschuss war kürzlich in Brüssel, um sich mit Vertretern der Europäischen Union auszutauschen. Welche Begegnung war für Sie besonders eindrücklich?

Das ist eine schwere Frage, weil es eine so große Bandbreite an Begegnungen war. Mit der EU-Kommissarin für Bildung zu sprechen war natürlich super interessant. Auch der Besuch beim European Research Council war spannend, weil dieser rein wissenschaftlich-erkenntnisorientierte innovative Grundlagenforschung auf europäischer Ebene vorantreibt. Am besten war wahrscheinlich aber doch der Austausch mit den Parlamentariern des EU-Parlaments, weil der so vielfältig war und so wichtige Themen aufkamen.

Zum Beispiel?

Wir haben zum Beispiel über die Folgen der Corona-Pandemie für Schülerinnen und Schüler gesprochen. Das Thema Schulschließungen war überall in Europa ein großes Thema. Und alle waren sich einig, dass man bei der nächsten Welle von Anfang an viel stärker die Interessen von Jugendlichen in den Blick nehmen muss.

Digitale Bildung ist spätestens seit der Corona-Pandemie ein großes Thema. Gibt es hier europaweite Lösungsansätze?

Die EU-Kommission fördert den Dialog der Mitgliedstaaten untereinander zu diesem Thema sehr. Und man strebt natürlich gemeinsame Standards an. In unseren Gesprächen ist aber auch sehr klar geworden, wie vielfältig die Bildungssysteme europaweit sind. Es gibt nicht den einen Ansatz, der für alle passt. Deshalb gehen die Überlegungen eher dahin, eine digitale Bildungslandschaft zu schaffen, die aber so offen ist, dass jedes Land sie für seine Bedürfnisse anpassen kann.

Ob Azubi oder Student: Für viele junge Leute ist ein Auslandsaufenthalt interessant. Sie haben unter anderem über das EU-Programm Erasmus+ gesprochen. Gibt es da Neuigkeiten zu berichten?

Erasmus+ ist gerade 35 Jahre alt geworden. Und es ist wirklich eins der erfolgreichsten Programme der EU. Man merkt auch hier: Es geht jetzt wieder los! Die Mobilität der Studierenden und Auszubildenden steigt wieder. Ich möchte betonen, dass es auch ein Mobilitätsprogramm für Auszubildende ist, weil das im Vergleich zu dem Studierendenaustauschprogramm unbekannter ist. Deshalb habe ich mir vorgenommen, besonders bei Auszubildenden dafür zu werben.

Bei einem Auslandssemester haben Studentinnen und Studenten oft das Problem, dass Kurse nicht anerkannt werden. Zeichnen sich da Lösungen ab?

Tatsächlich ist es so, dass seit dem Bologna-Prozess daran gearbeitet wird, dies zu vereinfachen. Aktuell gibt es zwei interessante Initiativen der EU-Kommission. Zum einen geht es um die Anerkennung einzelner Module. Zum anderen sollen aber auch eigenständige europäische Abschlüsse gefördert werden, indem sich bestimmte Hochschulen in Europa als Verbünde zusammenschließen und einen gemeinsamen europäischen Abschluss vergeben.

Sie haben in Brüssel auch über Pläne beraten, wie Studierende und Forschende aus der Ukraine unterstützt werden können. Welche Ideen gibt es dazu?

Da geht es um die Frage: Wo finden Studierende und Wissenschaftler aus der Ukraine einen Platz, an dem sie weiter studieren und forschen können? Und wie werden sie dabei durch bestimmte Programme unterstützt?

Alle Länder in der EU sind in dem Bereich aktiv. Wir als Deutscher Bundestag haben deshalb die Idee eingebracht, dass man das europaweit noch besser bündeln und gemeinsam organisieren könnte. Dieser Vorschlag ist sehr positiv aufgenommen worden.

Was haben Sie für Ihre Arbeit im Bildungsausschuss von der Reise mitgenommen?

Mich beschäftigt seit der Reise besonders die Frage, wie wir gemeinsam unseren Forschungsraum gestalten können. Wir sind ein besonders freier und hochinnovativer Forschungsraum. Und es gibt eigentlich fast keine bedeutende Forschung mehr, die sich nur im nationalen Raum abspielt. Das möchte ich hier in Deutschland noch stärker einbringen: dass es sehr sinnvoll ist, in der Forschung die europäischen Vernetzungen zu nutzen.

Zur Person

Ruppert Stüwe, 1978 in Berlin geboren, ist Diplom-Volkswirt. Bevor er 2021 für die SPD in den Bundestag einzog, war er bei den Berliner Verkehrsbetrieben in der Unternehmensstrategie tätig. Er ist Mitglied im Bildungsausschuss, im Petitionsausschuss und im Unterausschuss Globale Gesundheit. Mehr erfahrt ihr auf seinem Profil auf bundestag.de.

(jk)

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