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FSJ Kultur Chöre, Schwätzchen und Büroarbeit: Eine FSJlerin erzählt

Meret Engels

Meret macht ein freiwilliges soziales Jahr Kultur in der Berliner Gedächtniskirche. Dort organisiert sie Konzerte, singt in zwei Chören und erfährt nebenbei Geheimnisse des Wahrzeichens der Hauptstadt.

Meret beim Einsatz am Verkaufsstand der Gedächtniskirche

Meret beim Einsatz am Verkaufsstand der Gedächtniskirche. Hier kommt sie mit Besuchern ins Gespräch und erfährt oft Interessantes. © privat

Was tun nach dem Abi?

Natürlich hätte ich nach der Schule direkt anfangen können zu studieren. Oder ins Ausland gehen, wie viele andere. Aber ich wollte lieber erste Erfahrungen mit dem Arbeitsleben sammeln und mich ein bisschen ausprobieren. In der Schule hatte ich viel über Freiwilligendienste gehört und wusste, dass man da auch etwas in Richtung Kultur machen kann. Der Bereich interessiert mich schon immer. Also habe ich mir einen Träger gesucht und die Liste möglicher Einsatzstellen durchgeschaut.

Singen in der Arbeitszeit

Die Gedächtniskirche hat perfekt gepasst. In der Stellenausschreibung stand, dass man vor allem die Konzertorganisation und ein bisschen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit machen würde. Vor allem aber war es auch ausdrücklich erwünscht, dass man in den Chören der Kirche mitsingt. Ich habe von der Grundschule bis zum Abi immer im Schulchor gesungen. Außerdem habe ich in der Oberstufe mit Freunden eine Band gegründet. Diesen praktischen Teil der Arbeit finde ich also absolut toll.

Insider-Wissen von alten Berlinern

Den Großteil meiner Arbeitszeit verbringe ich im Büro. Ich bekomme Anfragen von Leuten, die gerne ein Konzert bei uns spielen würden, spreche das dann mit unserem Kirchenmusikdirektor ab und übernehme die weitere Organisation. Für unsere Konzertreihen mache ich die Plakate und Programmhefte.

Manchmal helfe ich auch am Verkaufsstand im alten Turm aus. Dort gibt es eine Gedenkhalle mit einer Ausstellung zur Geschichte der Kirche. Dort kommen immer wieder auch alteingesessene Berliner vorbei, die spannende Geschichten zu erzählen haben. Ein älterer Herr hat mir zum Beispiel mal erzählt, dass früher auf den Türmen sternförmige Aufsetzer angebracht waren, was daran lag, dass der Architekt bei der Planung zu viel Tinte auf der Feder hatte, die auf dem Papier zu sternförmigen Flecken zerflossen ist. Ein Fun Fact über die Kirche, den sicher wenige kennen.

Gedächtniskirche

Die Gedächtniskirche ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Berlins. © shutterstock.com/Ugis Riba

Mahnmal und lebendiger Kultur-Ort

Überhaupt habe ich ein ganz neues Verhältnis zur Gedächtniskirche entwickelt. Natürlich kannte ich das Gebäude vorher als Wahrzeichen Berlins und wusste, dass es im Krieg zerstört wurde. Dass der kaputte Turm als Mahnmal gegen Krieg und Hass stehen gelassen wurde, finde ich total richtig und gut. Aber die Gedächtniskirche ist mehr als nur ein Mahnmal – hier passiert ganz viel. Ich finde es ein bisschen schade, dass viele Berliner gar nicht wissen, wie viele kulturelle Veranstaltungen hier stattfinden. Meine Freunde wussten das auch nicht – jetzt kommen sie mich manchmal besuchen und sind ganz begeistert.

Erfahrungen fürs Leben

Ich singe in beiden Kirchenchören mit. Der größere ist ziemlich professionell. Da singen Leute aus der Gemeinde mit, aber auch andere, die eben klassische und kirchliche Musik mögen. Der zweite ist ein reiner Gemeindechor. Da sind viele ältere Leute dabei. Ich finde das schön, mit Menschen verschiedener Altersgruppen zusammenzuarbeiten, mit den älteren Chormitgliedern und Besuchern, aber auch mit den Kindern in unserer Kita. Das sind Erfahrungen, die man eben eher nicht macht, wenn man gleich nach der Schule studiert. Darum ging’s mir.

Von meinem freiwilligen Jahr wird auf jeden Fall viel bleiben. Die Erfahrungen. Die Freundschaften, die sich gebildet haben. Die anderen Freiwilligen habe ich auf Seminarfahrten kennengelernt. Über ihre Einsatzstellen habe ich auch einiges erfahren. Es gab auch die Möglichkeit, sich gegenseitig zu besuchen – ich konnte zum Beispiel bei der Oper hinter die Kulissen blicken.

Berufseinblick im FSJ

Und dann hat mich das Jahr auch wirklich in meinem Berufswunsch bestätigt. Ich will ab Sommer noch mal ein Jahr lang Praktika und Auslandaufenthalte machen und danach Kultur- oder Veranstaltungsmanagement studieren. Später könnte ich mir gut vorstellen, bei einer Agentur zu arbeiten, die Konzerttouren organisiert. Oder auch an einem Veranstaltungsort. Was dabei ungefähr auf mich zukommt, weiß ich ja jetzt ganz gut.

Zur Person

Portraitfoto von mitmischen-Autorin Meret
mitmischen-Autorin

Meret Engels

Meret ist 18 und macht nach dem Abi gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur in der Gedächtniskirche in Berlin.

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