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Gesundheit Ausländische Mediziner: Ist Arzt gleich Arzt?

Deutschland hat zu wenig Ärzte. Oft füllen Mediziner aus dem Ausland die Lücken. Wie steht es um deren Ausbildung? Wie läuft die Anerkennung? AfD und Grüne haben unterschiedliche Forderungen.

Ärzte verschiedener Herkunft bei einer gemeinsamen Besprechung.

Internationale Teams sind an deutschen Krankenhäusern längst keine Seltenheit mehr. © shutterstock.com/Flamingo Images

Ärzte stehen in der Corona-Krise besonders im Fokus. Aber auch sonst sind Mediziner eine wichtige und vielbeschäftigte Berufsgruppe. In vielen Gegenden Deutschlands herrscht allerdings ein Mangel an Ärzten. Deshalb sind Krankenhäuser und Praxen immer mehr darauf angewiesen, auch Mediziner aus dem Ausland einzustellen.

Das Thema treibt auch die Gesundheitsexperten im Bundestag um. Im Februar diskutierten Abgeordnete und externe Fachleute in einer öffentlichen Anhörung im Gesundheitsausschuss darüber. Es lagen zwei sehr unterschiedliche Anträge von der AfD und den Grünen auf dem Tisch. Während die AfD ausländische Ärzte strenger als bisher überprüfen will, möchten die Grünen es ihnen leichter machen, in Deutschland Arbeit zu finden.

AfD: Ausländische Ärzte können Patienten in Gefahr bringen

Die AfD hat die Sorge, dass fehlende Fachkenntnisse ausländischer Ärzte zu Fehlern führen und so deutsche Patienten in Gefahr bringen könnten. Deshalb fordert die Fraktion in ihrem Antrag strengere Fachprüfungen und Nachweise über gute Deutsch-Kenntnisse.

Die Grünen: Verfahren unkomplizierter machen

Die Grünen wollen es ausländischen Ärzten und auch Pflegekräften leichter machen, in Deutschland beruflich Fuß zu fassen. Sie fordern in ihrem Antrag gute Arbeitsbedingungen und mehr Angebote zur Sprachförderung speziell im medizinischen Bereich.

Außerdem will die Fraktion die Anerkennungsverfahren für Ärzte aus dem Ausland transparenter und unkomplizierter gestalten. Es soll bundesweit einheitliche Standards geben. In den Führungsgremien des Gesundheitswesens sollten auch Menschen mit Migrationshintergrund vertreten.

Rund 50.000

Mehrere Experten wiedersprachen im Ausschuss der Darstellung der AfD, durch ausländische Ärzte würden Patienten in Gefahr gebracht. Sie argumentierten, dafür gebe es keine Belege.

Laut Bundesärztekammer arbeiten zur Zeit etwa 49.000 ausländische Ärzte in Deutschland. Ein Vertreter der Kammer sagte, die medizinische Versorgung sei ohne sie nicht aufrechtzuerhalten. Deshalb begrüßte er die Idee, bundesweite Standards einzuführen und so das Anerkennungsverfahren schneller und unbürokratischer zu gestalten.

Verfahren dauern zu lange

Seit 2012, so berichtete die Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund, gebe es das sogenannte Anerkennungsgesetz. Danach können auch Ärzte aus Nicht-EU-Ländern die Gleichwertigkeit ihrer medizinischen Ausbildung überprüfen lassen. Wenn die Ausbildung als vergleichbar befunden wird, können sie hier arbeiten. Wenn nicht, müssen sie zunächst eine Kenntnis-Prüfung ablegen. Das ist eine praktische Prüfung, bei der sie Patienten vorstellen und Fragen zur Inneren Medizin, zur Chirurgie und anderen medizinischen Fachgebieten beantworten müssen.

Das Problem sei, dass es sehr lange dauere – oft mehr als ein Jahr – bis die Ergebnisse dieser Prüfung vorlägen oder ein Termin für die Kenntnis-Prüfung vergeben werde. Deshalb wäre es sinnvoll, die Gleichwertigkeitsprüfung zu zentralisieren und die Kenntnis-Prüfung zu vereinheitlichen, meinte der Marburger Bund.

Das deutsche System kennen

Ein Arzt wies in der Anhörung darauf hin, dass Kollegen aus dem Ausland nicht nur Fachkenntnisse bräuchten, sondern auch mit dem deutschen Gesundheitssystem vertraut werden müssten. Deshalb sei es wichtig, dass die Kliniken sich Gedanken um die Integration ausländischer Ärzte machten und ihnen bei der Weiterbildung helfe. Dabei müssten die Kliniken, gerade im ländlichen Raum, besser unterstützt werden, meinte er.

Die komplette Anhörung könnt ihr euch hier anschauen:

(DBT/jk)

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