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Corona-Einschränkungen So ging es mir mit meinem Sport

Aerial-Yoga von der WG-Zimmer-Decke, Volleyball per Zoom, Stall ausmisten im Schnelldurchlauf und Weltrekorde im Jonglieren – hier erzählen vier Jugendliche von den Erfahrungen mit ihren Sportarten in der Corona-Krise.

Jonglierender Junge

Joscha hat den Lockdown genutzt, um seine Jonglierkünste zu perfektionieren. © privat

Joscha, 18, Dortmund: Jonglieren

Sport während der Corona-Pandemie? Für mich überhaupt kein Problem. Ich jongliere, schon seit vielen Jahren. Und das ist ja gerade das Tolle am Jonglieren: Man kann es nahezu immer und überall machen. Auch wenn die Turnhallen im März 2020 geschlossen wurden und ich nicht mehr mit anderen zusammen trainieren konnte, blieb mir mein Garten als Übungsplatz.

Gerade zu Anfang, im Frühling und Sommer 2020 – man war die viele freie Zeit ja noch nicht gewöhnt – trainierte ich so viel wie nie zuvor, teilweise jeden Tag ein, zwei Stunden. Mit Erfolg: Ich hatte so viel Zeit zum Trainieren, dass ich im Sommer 2020 drei Jonglier-Weltrekorde brach. Für einen jonglierte ich 59 Minuten am Stück – es waren Doppeldrehungen mit drei Keulen. Damit habe ich den alten Rekord um das Dreifache übertroffen. Außerhalb der Corona-Pandemie hätte ich mir wohl nie die Zeit dazu genommen.

Ich war übrigens nicht der einzige Jongleur, der die Pandemie so genutzt hat: In den letzten zwei Jahren schossen die Weltrekorde geradezu in die Höhe. Nicht unbedingt zum Vorteil für mich – aktuell halte ich nur noch einen der drei Weltrekorde. Den 59-Minuten-Rekord etwa hat ein Russe nur ein knappes Jahr später um noch einmal 35 Minuten erhöht.

Junge Frau hängt an einem Seil von der Decke

Helene macht Aerial-Yoga - als sie nicht ins Studio konnte, baute sie kurzerhand ihr WG-Zimmer um. © privat

Helene, 23, Dresden: Aerial-Yoga

Da ich mich sehr für akrobatische Sportarten und Yoga interessiere, bin ich im Herbst 2019 auf Aerial-Yoga aufmerksam geworden, habe es ausprobiert und mich selten so aufgehoben gefühlt. So habe ich bis zum Beginn des ersten Corona-Lockdowns im März 2020 regelmäßig an Kursen teilgenommen.

Aerial-Yoga funktioniert so: Mithilfe eines von der Decke hängenden Tuches werden Yoga-Haltungen und akrobatische Figuren und Flows praktiziert. Die Übungen im Aerial-Yoga-Tuch fordern das eigene Gleichgewicht und die Dehnbarkeit und fördern die Körperspannung. Entspannen lässt es sich in dem Tuch auch prima. Genau diese Aspekte machen Aerial-Yoga für mich so interessant.

Deshalb war es sehr schade für mich, dass ich mit dem ersten Lockdown nicht mehr die Möglichkeit hatte, an Kursen teilzunehmen. Da ich unbedingt weiterhin Aerial-Yoga praktizieren wollte, habe ich mir kurzerhand ein Aerial-Yoga Tuch bestellt und mir eine Halterung aus Holzbalken in mein 10-Quadratmeter-WG-Zimmer gebaut. Um die Haltungen möglichst selbstständig ausüben zu können, mein Wissen zu erweitern und den Lockdown sinnvoll zu nutzen, entschied ich mich außerdem, eine Ausbildung zur Aerial-Yoga Lehrerin zu absolvieren. Mittlerweile gebe ich auch erste Kurse und Workshops und habe sehr viel Freude daran, andere Menschen fürs Aerial-Yoga zu begeistern – hoffentlich bald wieder in Live-Kursen im Studio.

Jugendliche mit ihrem Pferd

Alexandra reitet - eigentlich ein entspannendes Hobby, das unter Corona-Bedingungen aber in Stress ausartete. © privat

Alexandra, 16, Bielefeld: Reiten

Wie in vielen anderen Sportarten gibt es auch im Reitsport Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Zunächst konnte jeder Reitschüler nur noch zu einer bestimmten Zeit und nur für zwei Stunden zu seinem Pferd in den Stall. Das war natürlich eine riesige Umstellung, weil so vieles nicht mehr möglich war.

Eine halbe Stunde das Pferd putzen, eine Stunde reiten, eine halbe Stunden den Stall ausmisten – mehr war nicht mehr drin. Alles musste unter Zeitdruck passieren. So wurde aus einem Hobby, das mich sonst entspannt und auf andere Gedanken bringt, ein stressiges Hobby.

Längere Ausritte waren gar nicht mehr möglich. Ein Schwatz mit den anderen Reitern oder gar ein gemeinsames Grillen, wie es das früher gab, natürlich auch nicht.

Außerdem fielen die Turniere für Amateure aus. Die Tiere durften auch nur bewegt und nicht trainiert werden. So war auch kein Reitunterricht mehr erlaubt. Das war natürlich nicht schön, man will in seinem Sport ja weiterkommen, sich verbessern. Bis zum ersten Lockdown war das Training bei mir sehr gut gelaufen – eigentlich wäre das für mich ein guter Zeitpunkt für einen Turnierstart gewesen. Als wir endlich wieder trainieren durften, musste wir im Trainingsplan ein paar Schritte zurückgehen.

Momentan dürfen Turniere und Reitunterricht in Nordrhein-Westfalen stattfinden. Allerdings sind nur Personen, die die 2G-plus-Bedingungen erfüllen, zugelassen. Auf vielen Turnieren ist auch prinzipiell nur noch eine Begleitperson zugelassen. Da fehlt schon ein bisschen der Spaß und auch die Motivation, wenn man von niemandem angespornt wird.

Junge Frau vor Bergkulisse

Marie wandert seit Corona regelmäßig. Statt Volleyball-Training gab es Triathlon-Challenges vom Trainer. © privat

Marie, 23, München: Volleyball und Wandern

6.30 Uhr, der Wecker klingelt ­– wie fast jedes zweite Wochenende geht es in die Berge. Der Bergsport ist in den letzten zwei Jahren ein fester Bestandteil meines Lebens geworden. Mit Freunden und Familie die Natur genießen, unterschiedlichen Bergsport ausprobieren und den stressigen Alltagstrubel vergessen, das bedeutet Sport in den Bergen für mich.

Inzwischen spiele ich auch wieder zweimal wöchentlich Volleyball in meinem Verein – unter 2G-plus-Bedingungen natürlich. Unsere Mannschaft hat sich in der aktuellen Corona-Lage allerdings gegen die Teilnahme an Spieltagen mit anderen Vereinen entschieden.

Während den letzten zwei Jahren fand auch unser Training leider immer wieder nur online via Zoom statt. Hier lag der Fokus auf Fitnessübungen ­– Spielabläufe oder neue Übungen kann man im Volleyball alleine zuhause einfach nicht üben. Unsere Trainer waren aber sehr engagiert: Es gab auch Lauf- und Triathlon-Challenges oder Yoga-Sessions.

Trotzdem hoffe ich sehr, dass wir im Sommer die aktuelle Saison zu Ende spielen können und dass das Vereinsleben wieder auflebt. Für mich gehört zum Volleyball nämlich nicht nur der Sport an sich, sondern auch der Austausch mit anderen Spielerinnen, Übungsspiele oder das Zeltlager. Die Corona-Pandemie hat mich solche Bestandteile des Vereinssports nochmals mehr wertschätzen lassen.

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