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Führerschein mit 17 Erkenntnisse eines Fahrlehrers

Tim Oswald

Thomas Burkhardt ist seit 19 Jahren Fahrlehrer. Dem Führerschein mit 17 stand er erst kritisch gegenüber – inzwischen findet er ihn super. Zum Führerschein mit 16 sagt er trotzdem nein. Warum, das erklärt er im Interview.

Fahrlehrer vor einem Auto mit der Aufschrift 'Fahrschule'

Fahrlehrer aus Überzeugung: Thomas Burkhardt mag seinen Beruf nicht nur, er findet ihn auch wichtig. © privat

Wie lange sind Sie schon als Fahrlehrer tätig?

Seit 19 Jahren. Erst war ich vier Jahre lang als Fahrlehrer bei der Bundeswehr tätig und seit 15 Jahren bin ich nun zivil auf den Straßen unterwegs.

Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?

Ehrlich gesagt scheint es eher, als hätte sich der Beruf des Fahrlehrers für mich entschieden. Ich bin da erstmal einfach so reingerutscht, aber während der Ausbildung habe ich dann gemerkt, wie viel Freude es macht. Und: ich habe gemerkt, wie wichtig der Beruf eigentlich ist, denn es gibt ja sonst niemanden, der den Menschen etwas über den Straßenverkehr beibringt.

Aber es hat doch auch jeder selbst eine Verantwortung, in der Straßenverkehrsordnung Bescheid zu wissen, oder?

Natürlich gibt es in Deutschland die Pflicht zur Selbstbildung über den Straßenverkehr, aber wenn wir ehrlich sind, wird die ja kaum wahrgenommen. Da ist es gut, dass es Fahrlehrer wie mich gibt. Und außerdem macht es mir viel Spaß, tagtäglich mit jungen Menschen zu tun zu haben.

Wie haben Sie die Einführung des Führerscheins mit 17 erlebt?

Zunächst stand ich dem Führerschein mit 17 kritisch gegenüber. Allerdings nicht, weil ich an den Fahrschülern zweifelte, sondern eher, weil ich mir Sorgen um das Verhalten der Eltern machte. Durch meinen Job sehe ich jeden Tag, wie die Menschen so Auto fahren – und da habe mich zu Beginn erstmal gefragt, ob es wirklich Sinn macht, Menschen, die teilweise so aggressiv und planlos unterwegs sind, neben angehende Fahrer zu setzen. Mittlerweile muss ich jedoch sagen, dass ich die Idee super finde.

Wie viele Ihrer Fahrschüler machen den Führerschein mit 17?

Ungefähr die Hälfte. Tatsächlich fangen viele Fahrschüler bereits mit 17 Jahren an, schaffen es aber dann aufgrund der Schule, Ausbildung oder anderen Gründen nicht in einem Jahr und sind dann erst mit 18 Jahren fertig.

Wer wird am häufigsten als Begleitung eingetragen?

Die Eltern.

Finden Sie das begleitete Fahren prinzipiell gut?

Prinzipiell finde ich es sehr gut, da es sich bewährt hat und gezeigt hat, dass sich die Eltern ihrer Verantwortung bewusst sind und diese auch wirklich ernst nehmen und die Kinder nicht nur als Taxi missbrauchen.

Die Begleiter sind dafür ja nicht ausgebildet. Kommt es vor, dass sie den Fahranfängern Falsches beibringen und somit Ihrer Arbeit entgegenwirken?

Ja. Grundsätzlich ist es ja so, dass wir von unseren Eltern von Beginn an geprägt werden –auch beim Autofahren. Bevor du selbst zum ersten Mal hinter dem Steuer im Fahrschulauto sitzt, bist du 17 Jahre lang mit deinen Eltern im Auto unterwegs gewesen. Fahren die Eltern aggressiv oder meckern ständig, merke ich diese Tendenzen auch bei den Fahrschülern in den Fahrstunden. Darauf kann ich gezielt einwirken während der Ausbildung. Aber wenn meine Fahrschüler dann wieder mit ihren Eltern unterwegs sind, kommt es sicherlich vor, dass sich meine Erfolge abschwächen.

Haben Fahrschüler, die mit 16 bei Ihnen anfangen, größere Schwierigkeiten als die, die mit 17 anfangen?

Auch beim Erlernen des Autofahrens gilt, dass es mit zunehmendem Alter schwieriger wird. Dieser Effekt setzt aber erst ab circa 25 Jahren ein und bei unseren jungen Fahrschülern ist da noch kein wirklicher Unterschied festzustellen. So etwas ist aber natürlich auch immer vom Typ abhängig.

Liegt die Erfolgsquote in den Prüfungen bei Fahrschülern, die erst 16 sind, niedriger als bei älteren?

Nein, sie ist in etwa gleich.

Trägt das begleitete Fahren Ihrer Meinung nach zu mehr Verkehrssicherheit bei?

Natürlich, die Statistiken sind in dieser Hinsicht ja eindeutig!

Gibt es andere positive Effekte durch den Führerschein mit 17?

Es ist immer gut und sinnvoll, wenn ein junger Fahrer mit einem erfahrenen Fahrer unterwegs ist, der in unterschiedlichen Situationen wie beim Einparken Tipps geben kann. Außerdem wird die Versicherung in den meisten Fällen durch das begleitete Fahren mit 17 günstiger.

Ist der Führerschein mit 17 aus Ihrer Sicht ein Erfolg?

Grundsätzlich: ja.

Befürworten Sie den Antrag der Verkehrsministerkonferenz und der FDP-Fraktion, begleitetes Fahren bereits mit 16 zu erlauben?

Na ja, meine Erfahrung zeigt, dass sich bei uns die wenigsten direkt mit 16 für den Führerschein anmelden. Ich denke, dass das Mindestalter von 17 angemessen ist, da aus meiner Sicht sonst die Gefahr der emotionalen Unreife zu groß ist – auch wenn es natürlich immer Ausnahmen gibt. Deshalb sage ich tendenziell eher nein.

Über Thomas Burkhardt

Thomas Burkhardt ist 45 Jahre alt und arbeitet an einer Fahrschule in Rheinland-Pfalz. Seit 19 Jahren macht er diesen Job, den er unter anderem deshalb mag, weil er jungen Menschen dabei etwas Wichtiges beibringt.

Zur Person

Portraitfoto von mitmischen-Autor Tim Oswald
mitmischen-Autor

Tim Oswald

ist Schüler aus Weisenheim am Sand. Seine großen Leidenschaften sind Politik und Engagement. Außerdem liest er gerne, geht joggen und ist fasziniert von fremden Ländern und Sprachen. Seine Freunde machen sich heute noch darüber lustig, dass sein Lieblingsbuch in der Grundschule der Atlas war.

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